Der Atommüll-Transport zum Zwischenlager bei Lubmin wird von einem großen Aufgebot der Polizei gesichert. Wegen der zu erwartenden Proteste seien rund 3000 Beamte aus den Ländern im Einsatz, davon 1200 aus Mecklenburg-Vorpommern, teilte Innenminister Lorenz Caffier (CDU) am Dienstag in Schwerin mit. Etwa 1800 Polizisten würden von acht weiteren Bundesländern gestellt.
Zudem begleite die Bundespolizei "in vierstelliger Zahl" den Castor- Transport durch Deutschland, wie der Präsident der Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt, Joachim Franklin, sagte. In Gorleben sollen insgesamt rund 20 000 Polizeibeamte im Einsatz gewesen sein, um den Atommüll sicher ans Ziel zu bringen.
Der Transport bringt etwa 2500 Brennstäbe, die aus dem Kernforschungszentrum Karlsruhe und vom Atomschiff "Otto Hahn" stammen und jahrelang im südfranzösischen Cadarache lagerten, nach Lubmin. Der Zug stand laut Caffier am Dienstagabend abfahrbereit in Südfrankreich und wird am Donnerstag in Mecklenburg-Vorpommern erwartet.
Keine Angaben zum Zeitplan
Zu Zeitplan und Route wollte sich der Minister mit Hinweis auf die Witterung und mögliche Behinderungen an der Strecke nicht äußern. "Es geht Sicherheit vor Schnelligkeit. Schon deshalb gibt es keinen festen Zeitplan", erklärte Caffier. Alle Veröffentlichungen dazu und zur Streckenführung seien Spekulation. Die Kosten für das Land bezifferte Caffier mit 1,6 Millionen Euro.
Er appellierte an die Atomkraft-Gegner, ihren Protest "sachlich und gewaltfrei zu artikulieren". Bislang seien elf Mahnwachen entlang der Strecke zum Zwischenlager bei Lubmin durch die zuständigen Ordnungsbehörden genehmigt worden, insgesamt aber 70 Veranstaltungen bekannt. "Das Gros im Raum Greifswald", wie Caffier sagte. Der Protest sei mit dem in Gorleben vor einigen Wochen aber nicht zu vergleichen.
Atomkraft-Gegner wollen an die Gleise
Unterdessen pirschen sich Atomkraft-Gegner an die Bahngleise heran. Wie zuvor in Gorleben wollen sie offenbar versuchen, auch den Atommüll-Transport nach Lubmin durch Unterhöhlung der Gleise zu behindern. In der Region um Greifswald hätten Unbekannte bislang an neun Stellen probiert, heimlich Schotter abzutragen. "Schwellen wurden nicht freigelegt. Wir werten das ganze als Test, angesichts der Frostlage zu ergründen, ob die Steine angefroren sind", erklärte Franklin. Er leitet den Einsatz der Bundespolizei bei dem Castor- Transport.
Unabhängig von der tatsächlichen Route des umstrittenen Atommüll- Transports bereitete sich auch die Polizei in anderen Bundesländern auf größere Einsätze vor. So rechnet Brandenburgs Innenminister Dietmar Woidke (SPD) mit Protesten in seinem Land. Wann und wo genau die Castoren durch die Mark rollen, wollte ein Ministeriumssprecher nicht sagen: "Sicherheitsinteressen verbieten eine Vorab-Information zu Route und Zeitpunkt", sagte er. Atomkraft-Gegner gehen davon aus, dass der Zug auf dem Weg ins Zwischenlager Nord bei Lubmin wahrscheinlich auch durch die Prignitz rollt.
dpa