Merkel wünscht neuem Diakonie-Chef Glück und Segen

Merkel wünscht neuem Diakonie-Chef Glück und Segen
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat dem neuen Diakonie-Präsidenten Johannes Stockmeier Glückwünsche geschickt. In dem Schreiben, das am Freitag in Berlin veröffentlicht wurde, wünscht die Regierungschefin dem 62jährigen für die neuen Aufgaben "viel Kraft, eine glückliche Hand und Gottes Segen". Stockmeier ist am Donnerstag gewählt worden.

Merkel würdigte die Arbeit des evangelischen Wohlfahrtsverbandes mit seinen vielfältigen karitativen Einrichtungen "als einen wichtigen Pfeiler der sozialen Infrastruktur in Deutschland".Die vielen Menschen, die sich hauptberuflich und ehrenamtlich in der Diakonie engagierten, trügen wesentlich zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei, schrieb Merkel.

Johannes Stockmeier tritt das Amt am 15. Januar an. Noch ist der 62-jährige Theologe Vorstandsvorsitzender der badischen Diakonie. Seine Amtszeit als neuer Präsident des Diakonischen Werks der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist auf drei Jahre verkürzt, weil er den zurückgetretenen Klaus-Dieter Kottnik ablöst.

Berateraufträge lösten Krise aus

Stockmeier muss Ordnung in den Verband bringen, der immerhin 28.000 soziale Einrichtungen mit knapp 450.000 Beschäftigten vertritt. Nach Kritik an der Vergabe von Beraterverträgen und der damit verbundenen Trennung von einem Referenten im Präsidialbüro war Präsident Kottnik Ende September für viele überraschend aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten.

Im August war herausgekommen, dass eine sehr gute Bekannte des persönlichen Referenten des damaligen Diakoniepräsidenten, Walter Merz, von der Diakonie seit 2007 lukrative Berateraufträge im Wert von über 700.000 Euro erhalten hatte. Merz war mit der Beraterin, Christiane Dithmar, nicht nur befreundet; er war sogar ihr amtlich eingetragener Geschäftspartner, als er bereits leitender Angestellter der Diakonie war. Die Diakonie machte nach der Enthüllung reinen Tisch: Merz wurde entlassen, die Geschäftsbeziehung mit Dithmar beendet, und Kottnik trat, wie die Diakonie mitteilte, "aus gesundheitlichen Gründen" zurück.

Das Ansehen wieder herstellen

Damit ist die Angelegenheit aber noch nicht beendet. Denn externe, vom Aufsichtsgremium zurate gezogene Wirtschaftsprüfer übten nach einer Untersuchung an der Auftragsvergabe durch den vierköpfigen Vorstand der Diakonie deutliche Kritik. Sie vermissten "ein systematisches Projektcontrolling". Der Chef des Diakonischen Rates, Bischof July, kündigte deshalb bereits an: "Wir werden auch im Rat über Verantwortlichkeiten noch sprechen. Bisher haben wir nur eine erste Würdigung vornehmen können." Und fügte hinzu: "Es ist klar, dass ein zentrales Kostencontrolling in Zukunft gewährleistet sein muss." Damit hat er die Aufgabe formuliert, die der heutige badische Diakoniechef und künftige Präsident der Bundesdiakonie zuerst anpacken muss.

Stockmeier muss das Ansehen der Diakonie wieder herstellen und zugleich den Fusionsplan mit dem Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) möglichst ohne weitere Reibungsverluste umzusetzen. Bis Ende 2012 sollen die beiden großen Hilfswerke der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unter einem Dach in Berlin verschmelzen.

Stockmeier will "hinschauen und nicht weglaufen"

Diakonie, Mission und Ökumene liegen dem begeisterten Bergwanderer besonders am Herzen. Sein diakonischer Lebensweg beginnt schon in jungen Jahren, als er bei den Großeltern aufgezogen wurde. Beide Großväter waren Theologen, einer der beiden wurde als "Armenpfarrer" von Nürnberg bezeichnet, was den Theologen Stockmeier schon früh geprägt haben dürfte. In seiner Bewerbungsrede warnte er eindringlich vor Einschnitten beim Sozialstaat. "Das Sozialstaatsgebot ist die Brandwand unserer Gesellschaft".

"Hinschauen, dranbleiben und nicht weglaufen" vor den Problemen der Gesellschaft nennt Stockmeier die Voraussetzungen für seinen Weg von der ersten Pfarrstelle im nordbadischen Wertheim über seine Zeit als Dekan von Konstanz bis zum Vorstandsvorsitzenden der badischen Diakonie. Sein Handeln in den verschiedenen Funktionen und Gremien sei der Leidenschaft für eine diakonische Mission geschuldet, sagt Stockmeier, weshalb er auch mit 62 Jahren noch einmal Neues wagt und das Präsidentenamt im fernen Berlin antritt.

Hartnäckige Forderung nach Armutsbericht

Der Theologe gilt als Mannschaftsspieler, der wichtige Entscheidungen nicht allein im stillen Kämmerlein trifft. Und als hartnäckig: Erst vor kurzem hatte Stockmeier die baden-württembergische Landesregierung wiederholt dazu aufgefordert, einen Armutsbericht vorzulegen. Die aber weigert sich, dem diakonischen Wunsch nachzukommen. Bei der Sitzung der Bundesversammlung der Diakonie im Oktober in Karlsruhe kündigte der Verbandschef deshalb an, selbst entsprechende Daten zusammenzustellen. "Dann", so Stockmeier, "werde sichtbar, welche Reformen notwendig sind."

Vor seiner Zeit als badischer Diakoniechef war der Theologe zehn Jahre lang Dekan in Konstanz. Der gebürtige Oberfranke studierte nach Abitur und Grundwehrdienst in Erlangen und Heidelberg Theologie. Nach seinem Pfarrvikariat in Tauberbischofsheim und Wertheim-Bestenheid wurde er dort 1979 Pfarrer. Von 1978 bis 1988 war er zudem Mitglied der Landessynode. 

epd