UN-GE-RECHT! Kein Hartz IV für die Pille

UN-GE-RECHT! Kein Hartz IV für die Pille
Der Hartz-IV-Regelsatz ist ohnehin nicht gerade üppig. Für "Gesundheitspflege" sind nur 15,55 Euro pro Monat vorgesehen. Das reicht nicht für Pille oder Kondome.

Zu den Vokabeln, die Bundesbürger erst seit ein paar Jahren unfallfrei aufsagen können, gehört die Vokabel " Regelsatz". Das ist der Betrag, um den in diesem Jahr schon heftig gestritten wurde – so viel bekommt der Mensch als Hartz-4-Empfänger. Der "Regelsatz" beträgt im Moment 364 Euro.

Es ist bemerkenswert, dass ausgerechnet der katholische Verein "Frauenwürde" jetzt darauf hinweist, dass in diesen 364 Euro nur schlappe 15,55 für "Gesundheitspflege" vorgesehen sind. 15 Euro! Für Nasenspray, Aspirin, Mobilatsalbe und, jetzt wird es spannend, für Verhütungsmittel. Dabei kostet eine Monatspackung Antibabypillen bis zu 18 Euro, eine Zehnerpackung Kondome rund acht Euro. Und es ist – ja genau, nicht nur ungerecht, sondern würdelos – wenn man jetzt anfängt zu rechnen: Na, wie oft macht es denn die Hartz-4-Empängerin, wie viele Kondome braucht sie dafür und kann nicht der Mann die bezahlen? Und wenn die Frau ihre Regel gar nicht bekommt, braucht sie dann gar keinen Regelsatz, weil ja die Ausgaben für Tampons und Binden weg fallen? Diese Debatte erinnert in ihrer Peinlichkeit an den Streit vor einigen Jahren, ob die Krankenkasse Viagra bezahlen soll.

Selber zahlen

Dabei gab es bis vor einigen Jahren eine sinnvolle Regelung. Wer Sozialhilfe bekam, hatte bis 2003 kostenlosen Zugang zu Verhütungsmitteln. Genau das fordert der Verein "Frauenwürde" jetzt wieder ein, zurecht. Im Moment hängt es nämlich vom Wohnort der Frau ab, ob sie ihre Pillenpackung oder ihre Spirale finanziert kriegt. In Flensburg, Paderborn und Geesthacht bezahlen das die Landkreise netterweise. In zwei Dritteln der Städte und Gemeinde ist dies nicht der Fall, klagt Pro Familia. Da müssen die Frauen selber zahlen für Verhütung.

Nun können wir schlecht alle Frauen im gebärfähigen Alter nach Geesthacht umsiedeln. Und wir können ihnen auch schlecht sagen, dass sie halt woanders sparen sollen. Genau das sagt aber Ursula von der Leyen: "Einen höheren Bedarf in einem Lebensbereich" – also zum Beispiel den Bedarf nach Liebe und Sex – müssten die Betroffenen eben "durch geringere Ausgaben in einem anderen ausgleichen". Hm, was das wohl sein könnte? Weniger Heizkosten, weil man sich ja beim Liebe machen gegenseitig die Füsse wärmen kann? Im Ernst, was sind das für Rechnungen!

Man muss auch gar nicht kompliziert argumentieren. Kompliziert ist es zum Beispiel, mit den Abtreibungen zu argumentieren. Die sind kostenlos. Aber ich glaube gar nicht, dass Hartz-4-Empfängerinnen so lange bei der teuren Verhütung schusseln, bis sie unfreiwillig schwanger werden. Und dann, hurra, kostenlos abtreiben. Was ist das für ein Menschenbild. Ich glaube, dass sie wie die meisten Frauen schlicht und einfach Sex haben wollen ohne Angst. Und das ist ihr gutes Recht. Und es sollte wieder die Regel werden beim Regelsatz.


Über die Autorin:

Ursula Ott, 45, ist stellvertretende Chefredakteurin von chrismon und Chefredakteurin von evangelisch.de. Sie hat auch eine Homepage: www.ursulaott.de.