Erholung für Pioniere auf Sumatra

Erholung für Pioniere auf Sumatra
Sich den Rucksack schnappen und losreisen? Das kann jeder, nicht nur junge Leute. Wer fremde Länder erfahren will, findet dort auch Menschen, die ihn unterstützen: Kirchliche Orte auf der ganzen Welt stehen Reisenden offen, die ihren Weg in diese Länder finden. Wir stellen solche Orte in unserer Reiseserie vor.
07.09.2010
Von Katharina Weyandt

An den ersten Tagen in Sukamakmur ist Entspannung pur angesagt. Der übliche Stress der letzten Tage vor dem Urlaub, der Flug, die fünf Stunden Zeitumstellung - alles Gründe, erst einmal zur Ruhe zu kommen. Vor dem eigenen Häuschen unter riesig hohen Bäumen auf der Mini-Terrasse sitzen. Kleine Spaziergänge im gepflegten, vier Hektar großen Tropenpark.

Es gibt so viel zu beobachten: das hügelige Gelände mit den tief eingeschnittenen Bachläufen, die Blumen und Blattpflanzen, die Vögel, Schmetterlinge und anderen Insekten. Das Klima ist gleichmäßig warm und hier im sanft ansteigenden Bergland frischer als auf Meereshöhe. Warum nicht im Urlaub früh ins Bett gehen? Die romantische Tropennacht beginnt ja schon um halb acht.

Schon das Essen im eigenen Restaurant – einer großen überdachten Veranda – in der Nähe des Swimming Pools ist eine intensive Begegnung mit Indonesien. Reis mit Gemüse, im Bananenblatt serviert. Frittierter Goldfisch. Cracker mit Erdnüssen. Und die Fruchtsäfte aus pürierten Früchten, die man bei uns inzwischen Smoothies nennt, so aromatisch, wie sie nur dort sein können, wo sie frisch vom Baum im Mixer landen.

Man braucht nicht viel Kleidung. Die üblichen Schuhe sind Flip-Flops oder Sandalen. Da bleibt Platz im Koffer für Bücher, vielleicht auch einiges über Asien und die Tropen vom Flohmarkt, was man notfalls da lassen kann, falls auf der Rückreise Souvenirs den Platz beanspruchen? Der Forscherdrang wird geweckt, wenn einen in einer anregenden Umgebung nichts ablenkt.

Eigenes Völkerkundemuseum der Karo-Tabak

Wo sind wir? Auf Sumatra, einer der über 1.700 Inseln Indonesiens. Und zwar im Norden, nur eineinhalb Flugstunden von Singapur entfernt und nah am Äquator, aber noch südlich der streng islamischen Provinz Aceh. Hier leben die Karo-Batak, das christlichste Volk des indonesischen Vielvölkerstaats, das zugleich viele seiner uralten Traditionen bewahrt hat.

Die Kirche der Karo-Batak hat der Ort Sukamakmur zum einem Tagungs- und Freizeit-Zentrum ausgebaut. Es liegt 45 Kilometer von der Provinzhauptstadt Medan entfernt, wo auch der Flughafen ist. Auch ein Kinder- und ein Altenheim sind in Sukamakmur angesiedelt.

Zum 100. Jubiläum des Christentums im Karo-Land wurde hier ein eigenes Völkerkundemuseum eingerichtet. Wer die ausgestellte Festkleidung, Hausrat und andere Geräte studiert hat, entdeckt die Formen und Ornamente auch in der heutigen Alltagskultur wieder. Ein Museum ist etwas Besonderes, denn die kulturelle Infrastruktur ist abseits der Touristenströme wenig entwickelt. Internet-Cafés und Bankomaten, die deutschen EC-Karten indonesische Rupiah auswerfen, finden sich dagegen breiter gestreut.

Die Menschen in Sukamakmur begegnen den Gästen in einer wohltuenden Mischung aus Herzlichkeit und Zurückhaltung. Auch außerhalb dieses Refugiums, was etwas an Bethel in Bielefeld erinnert, fühlt man sich als eher distanzierter Deutscher wohl. Wahrscheinlich ist es gerade gut, dass hier noch kaum westliche Touristen waren. Auf die Pioniere, die dennoch den Weg hierher finden, wartet eine Reihe von interessanten Zielen: Baden in heißen Schwefelquellen, die Besteigung der Vulkane Sibayak (2.000 m) oder Sinabung (2.400 m) vom Luftkurort Brastagi aus, die Beobachtung von Orang Utans bei Bukit Lawang, der Toba-See, der größte Vulkankratersee der Erde auf 900 Meter Höhe mit kristallklarem Wasser.

[Der Sinabung ist allerdings jüngst erneut ausgebrochen, daher empfiehlt sich die Gegend aktuell nicht als Reiseziel. Erst wenn sich der Vulkan wieder beruhigt hat. - Anm. d. Red.]

Einfach und preiswert im Land reisen

Man gelangt einfach und preisgünstig mit einem Auto mit Fahrer dorthin, welches das Team in Sukamakmur organisiert. Für umgerechnet 70 Euro ist man den ganzen Tag unterwegs. Oder man übernachtet unterwegs, zum Beispiel in einem kleinen Gästehaus der Kirche in Brastagi.

Als Reiseführer für das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt empfiehlt sich "Nelles Guide Indonesien", informativ und mit guten Karten und sowieso einer der wenigen Reiseführer auf Deutsch (12,90 Euro). Wer englisch spricht, kann natürlich auch zum Lonely Planet oder ähnlichen Titeln greifen. Für einen Einstieg ins Indonesische gibt es den "Kauderwelsch-Sprachführer Indonesisch" (7,90 Euro), inklusive interessanter Texte über Land und Leute.

Wer Interesse an einem Besuch in Sukamakmur hat, kann Pfarrer Matius Barus kontaktieren. Er ist Kirchenleitungsmitglied der Karo-Batak-Kirche, spricht deutsch und kann bei Preis- und Terminanfragen weiterhelfen.


Katharina Weyandt ist freie Autorin und war im März selbst in Indonesien. Auf evangelisch.de stellt sie Reiseziele in fremden Ländern vor, in denen man in kirchlichen Einrichtungen übernachten kann.