Lasset die Spiele beginnen: Köln wird zur Gamer-Hochburg

Lasset die Spiele beginnen: Köln wird zur Gamer-Hochburg
Ob Action, Sport oder Strategie: Es darf wieder gezockt werden. Bei Europas größter Computerspiele-Messe Gamescom vom 18. bis 22. August wird Köln zur Hochburg der Gamer. Rund 245.000 Besucher kamen bei der Premiere im vergangenen Jahr - dieses Mal sollen es noch mehr werden. Als Highlights locken neue Bewegungssteuerungen, 3D-Technik und natürlich eine schier unübersehbare Zahl neuer oder weiterentwickelter Spiele.
16.08.2010
Von Petra Albers und Christof Kerkmann

"Vor allem im Bereich der Spielesoftware erwarten wir eine Messe der Premierenshows", sagt der Geschäftsführer des Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU), Olaf Wolters. "Spielsensationen, die bislang nur einem Fachpublikum vorbehalten waren, sind auf der Gamescom erstmals einem breitem Publikum zugänglich." Auf die Fans warten unter anderem Nachfolger beliebter Baller- und Rollenspiele.

Die Branchenriesen Sony und Microsoft treten beide im Hardware-Bereich mit neuen Bewegungssteuerungen an, die mit Sportspielen besonders Familien ansprechen sollen. Eingebaute Kameras und Bewegungssensoren lassen die Spiele damit deutlich intuitiver werden, ähnlich wie Nintendo mit seiner Wii, die schon seit Dezember 2006 auf dem Markt ist. Nintendo wartet stattdessen mit dem 3DS auf, der echte 3D-Bilder liefert und die erfolgreiche Handheld-Konsole DS ablösen wird.

Gamescom steigert die internationale Reichweite

In den Kölner Messehallen werden rund 10.000 Spielstationen aufgebaut sein, an denen die Besucher alles ausprobieren können, sofern sie genug Zeit und Geduld mitbringen. Im vergangenen Jahr betrug die Wartezeit an besonders begehrten Ständen bis zu vier Stunden. "Viele Aussteller bemühen sich gegenzusteuern", sagt Wolters. So seien mehr Vorführungen geplant oder die Spielzeiten würden verkürzt. "Aber trotzdem wird es sicherlich wieder Schlangen geben."

Insgesamt 460 Aussteller aus mehr als 30 Ländern sind dabei. Sie hoffen nicht nur auf begeisterte Hobby-Spieler, sondern auch auf viele Geschäftskunden. Denn der Handel ordert auf der Gamescom bereits fürs Weihnachtsgeschäft. Deshalb gibt es auch einen eigenen Business-Bereich. Zudem ist der erste Messetag ausschließlich für Journalisten und Fachbesucher reserviert, ehe die Tore am 19. August für Jedermann öffnen.

"Wir wollen in diesem Jahr unsere internationale Reichweite deutlich steigern", sagt der Geschäftsführer der Kölner Messegesellschaft, Oliver Kuhrt, daher gibt es dieses Mal mit Kanada erstmals ein offizielles Partnerland. Die Gamescom fand früher unter dem Namen Games Convention in Leipzig statt. Als der BIU dann dort keine Wachstumschancen mehr sah und für 2009 die Verlegung an den Rhein beschloss, avancierte die Veranstaltung zur mit Abstand besucherstärksten Messe in Köln.

Ebenfalls präsent: Jugendschutz und Wirtschaftsthemen

Doch bei aller Spiele-Euphorie werden ernste Themen nicht ausgeblendet. Ein eigener Bereich auf der Messe befasst sich unter dem Titel "Games Competence" mit den Schwerpunkten Jugendschutz und Medienkompetenz. Unter den 45 Ausstellern sind zum Beispiel die Bundeszentrale für politische Bildung, der Kinderschutzbund und die Drogenhilfe. Bei einem von der nordrhein-westfälischen Landesregierung organisierten Fachkongress diskutieren Vertreter von Politik, Wissenschaft und Industrie über die gesellschaftlichen Auswirkungen von Computerspielen.

Auch die wirtschaftliche Seite der Branche wird eine Rolle spielen, denn die Spielelandschaft wandelt sich. Erstmals seit sieben Jahren musste die Branche 2009 wieder ein Minus hinnehmen, obwohl Millionen Facebook-Nutzer in "Farmville" ihren Bauernhof pflegen und der Unterhaltungs-Dinosaurier Disney mehr als eine halbe Milliarde Dollar in ein Startup namens Playdom steckt. Auf der anderen Seite schafft es der Publisher-Gigant Electronic Arts mit Mühe und Not in die schwarzen Zahlen, reihenweise machen Entwicklerstudios dicht.

Spielen ist für die Kinder der 80er etwas normales

"Die Branche spaltet sich", sagt Jörg Müller-Lietzkow von der Universität Paderborn. Klassische Spiele für die Konsole oder den PC, verkauft in einem Pappkarton, werden bis auf weiteres die Säule der Industrie bleiben. Aber Wachstum versprechen vor allem neue Geschäftsmodelle: Online- und Handy-Spiele, herunterladbare Inhalte, Mikro-Transaktionen von Kleinbeträgen. "Die Kinder der 80er Jahre werden werden jetzt selbst Eltern", sagt Müller-Lietkow. "Spielen ist für sie etwas Normales, aber sie haben weniger Zeit. Deswegen muss es kurz und schmerzlos gehen."

Und so werden auf der Gamescom nicht nur die millionenteuren Blockbuster für den Herbst ihren Platz haben, die Call of Dutys, Halos und Gran Turismos dieser Welt. Auch das Zwischendurch-Entertainment für Facebook und Handys wird in Köln sein. Mögen die Spiele beginnen.

dpa