Loveparade: Noch über 1.000 Menschen vermisst

Loveparade: Noch über 1.000 Menschen vermisst
Zwei Tage nach der Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg gelten immer noch über 1.000 Menschen als vermisst. In NRW herrscht wegen der 19 Toten Trauerbeflaggung.

Nach dem Unglück auf der Loveparade sind noch 1.138 Menschen offiziell als vermisst gemeldet. Die Polizei habe erst die Hälfte der 2.367 gesuchten Personen ermitteln können, teilte die Pressestelle am Montag in Duisburg mit. 40 Beamte seien damit beschäftigt, die Vermisstenanzeigen abzuarbeiten. Möglicherweise sei schon ein großer Teil der Vermissten wieder Zuhause. Die Polizei bat die Angehörigen, sich in diesem Fall zu melden. Die Rufnummern lauten (0203) 280 - 4125, - 4128 und - 4526.

Von den 342 Verletzten der Loveparade in Duisburg befindet sich niemand mehr in Lebensgefahr. Das sagte Staatsanwalt Rolf Haverkamp am Montag in Duisburg auf Anfrage. Die Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung gegen mögliche Verantwortliche der Katastrophe stünden noch am Anfang. "Es haben sich jede Menge Zeugen gemeldet, die werden auch alle vernommen." Zur Frage, ob die 19 Todesopfer nun obduziert werden, wollte er sich nicht äußern.

Oberbürgermeister lehnt Rücktritt ab

Unterdessen lehnt Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) einen Rücktritt weiter ab. Er könne diese Forderung nachvollziehen, teilte das Stadtoberhaupt in einer schriftlich verbreiteten Stellungnahme mit. "Doch heute und in den nächsten Tagen muss es darum gehen, die schrecklichen Ereignisse aufzuarbeiten und die vielen Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammenzufügen", erklärte der Politiker.

Sauerland sagte, es gebe drängende Fragen, auf die nun Antworten gefunden werden müssten. Die Stadt Duisburg werde die Staatsanwaltschaft in ihrer Arbeit unterstützen. Auch die Rolle der Stadt gelte es zu beleuchten. "Wenn sich die Stadt etwas vorzuwerfen hat, dann werden wir Verantwortung übernehmen", erklärte er. Er wandte sich auch an die Angehörigen der Verstorbenen und Verletzen: "Die Stadt trauert mit Ihnen, auch ich ganz persönlich." Er wisse, dass die Angehörigen von ihm Antworten erwarten, die er aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht geben könne.

Duisburger Polizei wird Ermittlungen abgeben

Haverkamp verteidigte den Einsatz der Duisburger Polizei bei den Ermittlungen, obwohl diese in die Planung der Loveparade eingebunden war: "Wenn sich Hinweise auf eine Befangenheit ergeben, werden wir darauf auch reagieren." Am Samstagabend sei es aber vordringlich gewesen, die Unterlagen zu beschlagnahmen. "Da musste erstmal schnell der erste Zugriff erfolgen."

"Die Duisburger Polizei wird die Ermittlungen an eine andere Polizeibehörde abgeben, um neutrale Ermittlungen zu gewährleisten", kündigte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministeriums am Montag in Düsseldorf auf dpa-Anfrage an.

Bei den Ermittlungen werde es nun darum gehen, ob bei der Planung oder der Ausführung der Großveranstaltung fahrlässig gehandelt wurde, sagte Staatsanwalt Haverkamp. Gegen die Veranstalter und die Stadt Duisburg werden massive Vorwürfe erhoben. Sicherheitsbedenken sollen nachrangig behandelt worden sein. In Bochum war die Loveparade im vergangenen Jahr abgesagt worden, weil die Polizei die Sicherheit nicht gewährleistet sah.

Gelsenkirchen begrüßt Absage

Die Stadt Gelsenkirchen - ursprünglich als Austragungsort der Loveparade 2011 vorgesehen - hat die Absage der Veranstaltung begrüßt. "Es ist definitiv richtig, dass die Loveparade nach der Katastrophe von Duisburg nicht mehr stattfindet. Sie wäre in Zukunft immer von diesem Unglück belastet gewesen", sagte Stadt-Sprecher Martin Schulmann am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Die Veranstalter hatten am Sonntag angekündigt, dass es nie mehr eine Loveparade geben wird.

In Gelsenkirchen seien die konkreten Planungen für Großereignis im kommenden Jahr noch nicht angelaufen, sagte Schulmann. "Wir wollten erst die Erfahrungen in Duisburg abwarten. Eigentlich hatten wir vor, uns in den nächsten Wochen mit den Veranstaltern zusammenzusetzen und dann ein Konzept für Gelsenkirchen zu erarbeiten." Deshalb sei seitens der Stadt auch noch kein Geld investiert worden. Wo genau die Raver feiern sollten, sei ebenfalls noch nicht entschieden gewesen. Fest stehe aber, dass die angedachten Flächen in Gelsenkirchen um ein Vielfaches größer seien als das Gelände in Duisburg.

Zum Gedenken an die Opfer der Duisburger Loveparade ist am Montag in Nordrhein-Westfalen für alle Dienstgebäude des Landes und des Bundes Trauerbeflaggung angeordnet worden. "Damit geben wir unserer tief empfundenen Trauer und Verbundenheit mit den Angehörigen und Freunden der Opfer Ausdruck", erklärte der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) in Düsseldorf. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) wies in Nordrhein-Westfalen alle obersten Bundesbehörden und ihre Geschäftsbereiche entsprechend an.

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) erklärte: "Unser Entsetzen über das schreckliche Unglück bei der Loveparade in Duisburg lässt uns verstummen. Das ganze Land trauert um die jungen Frauen und Männer, die friedlich feiern wollten und bei diesem grauenhaften Drama ihr Leben verloren haben." Die Gedanken seien bei den Familien, Angehörigen und Freunden der Toten und der Verletzten.

Am Samstag waren nach Schätzungen über eine Million Besucher zu der Techno-Veranstaltung nach Duisburg im Rahmen des Kulturhauptstadtjahrs Ruhr.2010 gekommen. Bei einer Massenpanik starben 19 Menschen, über 340 wurden verletzt.

Die Universität Münster plant einen Gedenkgottesdienst für zwei spanische Austauschstudentinnen, die bei der Loveparade gestorben sind. Die jungen Frauen seien am Samstag gemeinsam mit einer rund 30-köpfigen Gruppe nach Duisburg gefahren. Im Laufe dieser Woche wollten sie nach Spanien zurückfahren, teilte die Universität am Montag mit. Insgesamt waren unter den 19 Toten drei Menschen, die aus der westfälischen Stadt angereist waren.

Die Spanierinnen hatten am europäischen Erasmus-Austauschprogramm teilgenommen und zwei Semester in Münster studiert. Nach spanischen Presseberichten stammen die beiden Studentinnen aus der Provinz Tarragona, das liegt an der Mittelmeerküste südlich von Barcelona. Die zwei jungen Frauen seien in der Menschenmasse gestürzt und niedergetrampelt worden, sagte demnach eine Freundin.

dpa/epd

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