TV-Tipp: "Unter Verdacht: Ein neues Leben" (ZDF)

TV-Tipp: "Unter Verdacht: Ein neues Leben" (ZDF)
Kriminalrätin Eva Maria Prohacek sitzt beim Verhör. Doch diesmal auf der anderen Seite – unter Mordverdacht. Ein junger Mann ist erstochen worden. Auf der Tatwaffe sind ihre Fingerabdrücke.
16.07.2010
Von Tilmann P. Gangloff

"Unter Verdacht: Ein neues Leben", 17. Juli, 20.15 Uhr im Zweiten

"Die Krake": So nennt man in Italien die Mafia, weil niemand ihrem Würgegriff entgehen kann. In diesem Krimi aus der Reihe "Unter Verdacht" fällt der Begriff ebenfalls, doch er gilt einem Gegner, der noch mächtiger ist. Dieses Mal scheint sich die interne Ermittlerin die Zähne auszubeißen. Der Film beginnt mit einem Verhör in just jenem fensterlosen Kellerraum, in dem Kriminalrätin Eva Maria Prohacek (Senta Berger) die Gesetzesbrecher aus den eigenen Reihen in die Enge zu treiben pflegt; mit dem Unterschied, dass nun sie auf der anderen Seite sitzt, völlig fertig, übermüdet – und unter Mordverdacht. Ein junger Mann ist erstochen worden. Auf der Tatwaffe sind ihre Fingerabdrücke. Und der große Unbekannte (Huub Stapel), der sie im Urlaub angesprochen und zu jenem intimen Tête-à-tête gebeten hat, bei dem sie dann statt dessen den Toten fand, ist spurlos verschwunden. Einzig Mitarbeiter Langner (Rudolf Krause) glaubt an ihre Unschuld und verhilft ihr zur Flucht. Gemeinsam entdecken sie ein Komplott, dessen Spuren nicht nur ins Wirtschaftsministerium, sondern bis in Geheimdienstkreise führen. Es geht um einen Auftrag mit einem Potenzial von 250 Milliarden Dollar: Die Amerikaner wollen mit allen Mitteln verhindern, dass die Europäer ein eigenes Satellitenortungs-System bauen. Der Tote konnte beweisen, dass die entsprechenden Forschungen in einer deutschen Firma schon seit Jahren sabotiert wurden.

Das Drehbuch des Films stammt von Edward Berger, der mit "Willkommen im Club" bereits einen ausgezeichneten Beitrag zur Reihe "Unter Verdacht" inszeniert hat. Diesmal oblag die Regie Isabel Kleefeld, die den Einstieg weit weniger dicht und packend komponiert. Auch das aber hat Methode, denn sie steigert die Intensität von Minute zu Minute. Der Film entwickelt sich zum Psycho-Thriller, in dem Berger und Klefeld sämtliche Register ziehen. Doch je enger sich die Schlinge um den Hals der Ermittlerin zuzieht, je übermächtiger ihre Gegner erscheinen, die auch vor einem heimtückischen Mordanschlag nicht zurückschrecken und anschließend die Leiche der Killerin verschwinden lassen, desto mehr Kraft scheint Eva Maria Prohacek zu entwickeln. Senta Berger spielt die Kriminalrätin ohnehin, als habe sie ihre ganze Karriere lang auf diese Rolle gewartet.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).