Exil-Iraner lassen sich in Hannover christlich taufen

Exil-Iraner lassen sich in Hannover christlich taufen
Rund 40 Iranerinnen und Iraner haben sich am Samstagabend in Hannover taufen lassen. Die Iraner waren aus dem ganzen Bundesgebiet nach Hannover angereist.

In einem feierlichen Gottesdienst, der in deutscher und persischer Sprache gefeiert wurde, bekannten sie sich zum christlichen Glauben. Erstmals fand die Taufe so vieler Exil-Iraner im Rahmen eines Tauffestes in der Kreuzkirche statt. In zwei weiteren Gottesdiensten wurden zahlreiche hannoversche Kinder und Erwachsene in die Kirche aufgenommen.

Die Iraner seien aus dem ganzen Bundesgebiet zum Tauffest angereist, sagte der Iraner-Seelsorger der hannoverschen Landeskirche, Pastor Hans-Jürgen Kutzner. Unter den Getauften sind auch einige Exil-Iraner, über deren Asylantrag noch nicht entschieden ist. Die meisten Getauften seien gut ausgebildete Männer im Alter von 25 bis 45 Jahren, sagte Kutzner. Aber auch Rechtsanwältinnen und Ärztinnen seien getauft worden. Gerade die junge, akademische Oberschicht verlasse das Land.

Kutzner hob in einer Ansprache hervor, dass die Taufe befreiende Wirkung habe und den Gläubigen Fröhlichkeit schenke. Die Iraner gestalteten den Gottesdienst mit persischer Musik.

Kutzner sagte dem epd, dass die Zahl der Taufen seit dem vergangenen Jahr zugenommen habe. Hier bestehe ein Zusammenhang mit der sogenannten "Grünen Revolution", die das Regime blutig niedergeschlagen habe. "Die Bilder einer blutüberströmten Studentin, Neda, gingen via Twitter und das Internet um die Welt", sagte Kutzner. Dies habe insbesondere auch viele Exil-Iraner betroffen gemacht. So lasse sich die Taufe auch als eine "politische Kampfansage" verstehen. Dennoch bleibe der Übertritt zum Christentum ein Akt der Glaubensüberzeugung.

Viele Ängste unter den Getauften

Der Iran, das frühere Persien, ist seit der Revolution von 1979, in der der Schah gestürzt wurde, eine Islamische Republik. Mehrheitlich gehört die Bevölkerung der schiitischen Glaubensrichtung an. Seit zwei Jahren gebe es in dem Land ein Gesetz, dass den Abfall vom Islam strafrechtlich verfolge und mit dem Tode bestrafe, sagte Kutzner, der seit sieben Jahren die Iraner-Seelsorge leitet. So gebe es unter den Getauften viele Ängste. "Sie sorgen sich auch um ihre Angehörigen", sagte Kutzner. Mitunter gebe es ein großes Misstrauen selbst gegenüber Freunden: "Das öffentliche Bekenntnis zum Christentum ist ein großer Schritt."

Die Iraner hatten sich mit Unterricht auf die Taufe vorbereitet und einen Fragebogen ausfüllen müssen. "Darin wird unter anderem die Lehre von der Dreieinigkeit Gottes unterstrichen", sagte Kutzner. Viele Iraner hätten zunächst durch den Koran ein falsches Bild davon. In den Gottesdiensten und Gebeten werde dreieinige Gott mit einem persischen Wort benannt und nicht als Allah angerufen, erläuterte der Pastor.

epd