Evangelische Journalistenschule: Qualität produzieren

Evangelische Journalistenschule: Qualität produzieren
Die Evangelische Journalistenschule bildet seit 1995 junge Journalisten aus. Die Ausbildung, die Print, Online, Radio und Fernsehen umfasst, dauert 22 Monate und ist einem Volontariat gleichzusetzen. Zu den Absolventen der Schule gehören Journalisten wie Bruno Schirra, Heide Oestreich oder Domenika Ahlrichs. Auch Karola Kallweit hat die Journalistenschule, die bis Ende des Monats noch Bewerbungen für den neuen Ausbildungsjahrgang annimmt, absolviert. Sie berichtet von der Verbundenheit mit einem Berufsethos, dem Willen Qualität zu produzieren und viel Durchhaltevermögen.
18.06.2010
Von Karola Kallweit

Es war eine Ehe auf Zeit. 18 Monate crossmediale Ausbildung an der Evangelischen Journalistenschule in Berlin am Bahnhof Zoo. Gut gelegen – mitten in einem sozialen Brennpunkt der Metropole. Ich nenne das einen Standortvorteil. Denn ein Grundpfeiler der Schule ist ihre ethische Ausrichtung. Es geht darum eine Haltung zu den Dingen einzunehmen, nicht die Augen zu verschließen und dort genauer hinzusehen, wo andere achtlos weitergehen. Der Mensch als Mittelpunkt der Berichterstattung oder anders: Geschichten erzählen mit menschlichem Antlitz.

Print, Radio, Fernsehen und Online – alle diese journalistischen Formen waren teil der Ausbildung. Das Handwerk haben wir gelernt. Die Dozenten kommen aus dem Beruf. Es sind freie Geister, nicht in erster Linie der evangelischen Kirche verbunden aber einem Ideal, einem Berufsethos. Die Dozenten haben die Schule zu dem Ort gemacht, an dem ich 18 Monate viel und vor allem gern gelernt habe.

Mentorenprogramm

Eine weitere Besonderheit ist das Mentorenprogramm. Ein Journalist und ein Volontär gehen eine Verbindung ein. Freundschaftlich oder beruflich oder beides, das bleibt den Beteiligten selbst überlassen. Und es gibt "Klassenfahrten" – nach Genf und Brüssel, da wo die Großorganisationen unserer Zeit ihre Sitze haben. Wozu? Dort konnten wir uns üben. Im kritischen Nachfragen, einer unerlässlichen Fähigkeit für einen Journalisten.

Es war nicht nur schön. Wie in jeder Ehe gab es Krisen. Als wir unser Printmagazin "Einsichten 13. Ich sehe was, was Du nicht siehst" entwickelt haben wurde es schwierig. Posten wurde verteilt, wie in einer richtigen Redaktion. Verbale Nahkampftechnik und äußerste Diplomatie – beides war Teil des Entstehungsprozesses. Für die Fernsehbeiträge und unser TV-Magazin hatten wir kaum Zeit. Trotzdem war das Produkt "Berlin jetzt" sensationell. Nebenbei haben wir noch eine 30minütige Dokumentation in Erfurt gedreht. Über die Renaissance der Religionen. Unser Ausgangspunkt war ein einziges Gebäude. In weniger als einer Woche mussten wir Protagonisten und Drehorte finden und ein Konzept erstellen. Geschafft haben wir das mit viel Durchhaltevermögen, Kreativität und dem Talent, Gelerntes schnell umzusetzen. Bei allem Disput: was uns Volontäre einte war der Wille exzellent zu arbeiten. Qualität zu produzieren.

Ein wunderbares Medium

Ein besonderer Moment im Volontariat: die Zeit, in der wir Radio lernten. Ein altes und wunderbares Medium. Schritt für Schritt haben wir alle möglichen und vielleicht auch unmöglichen Erzählformen innerhalb des Hörfunks kennengelernt. Von der Umfrage bis zum Feature. Auch hier standen am Ende zwei Magazine. Eine Stunde lang "Thementaucher" und "Hotel Berlin" mit Moderation, Beiträgen und Studiogästen.

Die schönen Momente und die Krisen, beides gehört zur Ausbildung. An Beidem wächst man. Immer wieder würde ich diese Ehe auf Zeit eingehen. Und das gilt für alle 15 Volontäre des 8. Jahrgangs.


Mehr Informationen zur Evangelischen Journalistenschule gibt es im Internet. Dort findet sich auch die Ausschreibung zum 9. Ausbildungsjahrgang, der am 1. November startet. Noch gibt es freie Plätze.

Karola Kallweit ist Absolventin der Evangelischen Journalistenschule und arbeitet derzeit als freie Journalistin.