Missionsspardosen im Wandel der Zeit

Missionsspardosen im Wandel der Zeit
Das moderne Missionsverständnis nimmt die Menschen des Südens als gleichberechtigte Partner wahr. Das war nicht immer so: Im Zeitalter des europäischen Kolonialismus im 19. Jahrhundert machten sich auch Missionare schuldig an der Unterdrückung der Völker in Übersee. Eine Ausstellung in der Theologischen Bibliothek der Lippischen Landeskirche spiegelt anhand von Missions-Spardosen wider, wie der Blick auf den „minderwertigen Heiden“ einer Begegnung von Menschen auf Augenhöhe gewichen ist.

Dr. Michael Biehl (Missionsakademie Hamburg) und Anne Kraft (Fränkisches Freilandmuseum Fladungen) führten zur Eröffnung in die Ausstellung ein. Konzipiert wurde sie von Tobias Treseler, Landespfarrer für Ökumene und Mission, und Sabine Hartmann, landeskirchliche Referentin für ökumenisches Lernen.

Die außereuropäische Mission als grenz- und kulturüberschreitende Verbreitung des Evangeliums beginnt, von der katholischen Kirche ausgehend, im 16. Jahrhundert. Anfang des 17. Jahrhunderts ziehen auch evangelische Missionare ins außereuropäische Ausland. Es entstehen verschiedene Missionswerke.

Die Bekehrungsstrategien gehen häufig einher mit religiös-kulturellen Überlegenheitsgefühlen. Andererseits sind es immer wieder Missionare, die die Lebensweise der einheimischen Bevölkerung achten und sich bemühen, sie vor den Auswüchsen der Kolonialmächte zu schützen.

Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt sich aus dem Bestreben nach der Einheit der Kirchen die sogenannte Ökumenische Bewegung. Im Zuge dieser Bewegung wandelt sich das Missionsverständnis hin zur Wahrnehmung aller Menschen als gleichberechtigte Geschöpfe Gottes. Mission heute nimmt teil am Schicksal der Armen und „hält die Frage nach Heil und Gerechtigkeit wach“, so Michael Biehl.

Die aus unterschiedlichen Epochen stammenden Missions-Spardosen geben einen Einblick in die Vielschichtigkeit des Missionsbegriffes und seines Wandels. Aus dem 19. und von Anfang des 20. Jahrhunderts stammende Dosen stellen zumeist Schwarzafrikanerinnen und -afrikaner, Menschen aus dem Orient oder aus Asien dar. Ein eingeworfenes Geldstück löst mechanisch ein „dankendes“ Kopfnicken aus, was von den Spendern als „unmittelbare Belohnung der guten Tat“ empfunden wurde, so Anne Kraft.

Die auf die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts zu datierenden Dosen sind oft nicht mehr figürlich gearbeitet, sondern zeigen Weltkugeln. Dieses verdeutlicht die Hinwendung der Missionsbewegung zu Weltverantwortung und Partnerschaften mit den Kirchen des Südens. Heute sind die Dosen zumeist in neutraler Form gehalten und lediglich mit dem Namen des jeweiligen Missionswerks beschriftet.

Die Ausstellung „Missions-Spardosen im Wandel der Zeit“ mit Leihgaben der Sparkasse Bochum, des Evangelischen Missionswerkes in Niedersachsen, der Gossner Mission Berlin und der Norddeutschen Mission Bremen ist in der Theologischen Bibliothek in Detmold, Seminarstr.3,  noch bis zum 18. Juni zu sehen.