"Ich bete jeden Tag"

Fritz Wepper
Foto: ARD/Barbara Bauriedl/© ARD/Barbara Bauriedl
Firtz Wepper als Bürgermeister Wolfgang Wöller in der ARD-Serie "Um Himmels Willen".
"Ich bete jeden Tag"
Er zählt seit langem zu den populärsten deutschen Fernsehschauspielern: Fritz Wepper. Nun ist der 75-jährige TV-Star in neuen Folgen der Erfolgsserie "Um Himmels Willen" zu sehen – die 16. Staffel des Dauerbrenners startet am 2. Mai (20.15 Uhr) im Ersten. Bereits seit 2002 spielt Wepper in dem ARD-Format den schlitzohrigen Bürgermeister Wolfgang Wöller, der im Dauerclinch mit den Nonnen des bayerischen Klosters Kaltenthal liegt. In den neuen Folgen bemüht sich Wöller um die Auszeichnung als bester Bürgermeister Bayerns und will zu diesem Zweck in seiner Heimatgemeinde ein Spielcasino ansiedeln.

Herr Wepper, im vergangenen Winter mussten Sie am Herzen operiert werden und lagen danach im künstlichen Koma. Wie geht es Ihnen denn jetzt?

Fritz Wepper: Mir geht es sehr gut. Es war ein notwendiger, aber ein geplanter Eingriff und keine Notoperation – ich habe ja noch vier Tage vor meiner Herz-OP gedreht. Ich bin mittlerweile wieder sehr gut aufgestellt, habe meine ursprüngliche Herzkapazität wieder und die neue Herzklappe funktioniert einwandfrei. Viele sind verwundert, wie gut ich das verdaut habe.

Demnach können Sie nun beruflich wieder Vollgas geben?

Wepper: Ja, ich kann wieder Vollgas geben, aber eigentlich mag ich den Vergleich nicht. Ich kann das Geschirr wieder anlegen und die Arbeit als Schauspieler wieder mit Freuden ausüben. Jetzt im Mai drehen wir neue Folgen der Serie "Um Himmels Willen", im August mache ich einen 90minütigen Fernsehfilm, das wird eine Komödie, und danach geht es mit "Um Himmels Willen" weiter.

Der Dauerbrenner "Um Himmels Willen" läuft schon seit 15 Jahren, in der neuen Staffel steht bereits die 200. Episode auf dem Programm. Ist Ihnen Ihre Rolle als schlitzohriger Bürgermeister Wöller noch nicht langweilig geworden?

Wepper: Ganz im Gegenteil. Wir haben ja eine Kundschaft, die bedient sein will, die vielen Menschen, die diese Serie gerne sehen, und mir macht die Rolle als Bürgermeister große Freude. Auch handwerklich ist es anspruchsvoll, denn die Situationen, in die der Wöller gerät, können komisch sein, aber man muss sie ganz ernst spielen. Wie die Engländer sagen: Komödie ist eine todernste Sache. Es gibt auch immer wieder so kleine Sachen. Da heißt es im Drehbuch zum Beispiel: "Sie kennen den Ernst des Lebens nicht", und ich mache daraus: "Sie kennen das Leben vom Ernst nicht." Das ist nichts Weltbewegendes, aber ein Schmunzler, und die Leute sprechen mich auf solche Kleinigkeiten an. Unter anderem mit solchen Dingen halten wir unsere Zuschauer bei Laune.

Bürgermeister Wöller ist in der Serie der Gegenspieler der gewitzten Nonnen von Kloster Kaltenthal. Wie halten Sie selber es mit der Religion?

Wepper: Ich bin evangelisch erzogen, ich bete jeden Tag und besuche regelmäßig die Gräber unserer Familie. Ich sehe mich als einen Gläubigen im christlichen Abendland.

Nicht wenige Leute gehen für einen begrenzten Zeitraum ins Kloster, um Einkehr zu halten, sich zu erholen und innere Ruhe zu finden…

Wepper: Ich selber habe mich eingehend mit der buddhistischen Lehre beschäftigt und von einem japanischen Zen-Meister in der Meditation anleiten lassen. Die Vorstellung, mich für einige Zeit zurückzuziehen und ohne Ablenkung von außen den Blick nach innen zu richten, ist mir also nicht fremd.

War Ihr Glaube Ihnen auch während Ihrer Zeit im Krankenhaus eine Stütze?

Wepper: Ja, sicher. Ich habe ja überlebt und bedanke mich jeden Tag, wenn ich bete. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Jesus, der mir viel näher ist als Gott in seiner alttestamentarischen Erscheinung, auch wenn ich an die Dreieinigkeit glaube. Deshalb wende ich mich im Gebet lieber an Jesus.

"So lange ich gesund bin, habe ich große Freude daran, meinen Beruf auszuüben"

Könnten Sie sich vorstellen, die Schauspielerei jemals ganz aufzugeben und den Ruhestand zu genießen?

Wepper: Ich halte mich da an eine Verabredung, die ich damals bei "Derrick" mit Horst Tappert getroffen habe: "Wir machen so lange weiter, wie wir können." Irgendwann hat Tappert gesagt: "So, ich höre jetzt auf", und ich habe das respektiert. So ähnlich werde ich mit meiner eigenen Situation umgehen. Aber so lange ich so gesund bin, wie ich jetzt wieder geworden bin, habe ich große Freude daran, meinen Beruf auszuüben.

Welches war in Ihren eigenen Augen die wichtigste Rolle Ihrer Karriere?

Wepper: Was die Rolle meines Lebens war, kann ich gar nicht sagen, es gab so viele. Entscheidend waren für mich auf jeden Fall "Die Brücke" und "Cabaret". Die Rolle als Harry Klein in "Derrick" war vielleicht nicht ganz so wesentlich, aber mit den Jahren habe ich in der Reihe viele Erfahrungen gesammelt, und er ist ja auch im Lauf der Jahre älter geworden und gereift.

Werden Sie von den Leuten noch oft auf "Derrick" angesprochen?

Wepper: Das geschieht ganz selten. Früher wurde mir oft "Harry, hol schon mal den Wagen" zugerufen, aber es ist ja 20 Jahre her, dass wir die letzte Folge "Derrick" gedreht haben. Weil ich die Rolle als Harry Klein so lange gespielt habe, taucht es zwar immer mal wieder auf, aber mittlerweile ist es durch "Um Himmels Willen" zugedeckt.