2000 Jahre Einzelhaft

2000 Jahre Einzelhaft
Heute soll im "Prozess" gegen die Mitarbeiter der türkischen Zeitung Cumhuriyet das "Urteil" fallen. Der Journalist Ahmet Şık hat vorab den Spieß umgedreht. Er klagt seinerseits an. Der neue Kommunikationschef im Weißen Hauses gibt mit einem Slapstick-Anruf seinen Einstand. Und in Deutschland hoffen die öffentlich-rechtlichen Sender offenbar Hoffnung, dass der enge Spargürtel sich bald ganz von selbst lösen könnte.

In der Prozess-Inszenierung mit echten Angeklagten, die seit Montag in der Türkei stattfindet (Altpapier), beginnt heute der letzte Akt. Das möglicherweise schon am vergangenen Wochenende geschriebene Urteil gegen die auf der Anklagebank sitzenden Mitarbeiter der Zeitung Cumhuriyet soll verkündet werden. Es gab allerdings einen kleinen Zwischenfall. Nicht alle Darsteller sind mit ihrer Rolle zufrieden. Deshalb sieht die Titelseite der taz heute so aus.

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Das zweisprachige Portal taz gazete hat Auszüge aus der anderthalbstündiges Stellungnahme Şıks dokumentiert. Den besten Eindruck von seiner Rede gibt der Cartoon, mit dem der Text bebildert ist. Zwei Sanitäter eilen in den Gerichtssaal. Ein Demonstrant fragt: „Was ist los? Ist jemand im Verhandlungssaal ohnmächtig geworden?“ Ein Sanitäter antwortet: „Ja! Die Richter nach der Verteidigungsrede von Ahmet Şık."

Warum das nicht vollkommen abwegig ist, wird zum Beispiel in dieser Passage deutlich: 

„Es folgen weitere Fragen seitens des Richters zu Tweets und Artikeln, wie er zur Zeitung kam und ob dort es Zensur gäbe. Unter anderem stellt der Richter fest: ‚Sie haben den Staat einen ‚Mörderstaat‘ genannt’ und Şık antwortet: ‚Der Staat hat eine blutige Vergangenheit. Ich habe untertrieben: Der Staat ist ein Serienmörder.’“

Wenn man jetzt noch mal bedenkt, dass sogar der Tee-Junge in der Redaktion verhaftet wurde, weil er gesagt hatte, er würde Erdogan nichts servieren (Altpapier), weiß man gar nicht mehr so recht, welches Strafmaß für so eine Äußerung zu erwarten sein wird, wenn die Richter sich Mühe geben, die Relationen einigermaßen zu wahren. 2000 Jahre Einzelhaft? Vielleicht wird man damit aber auch nicht hinkommen, denn es ging ja noch weiter.

„Auf eine weitere Frage des Richters zu Terrorverbindungen antwortet Şık: ‚Sie nennen das hier einen Terrorismus-Fall. Aber alles, was sie in den letzten drei Tagen getan haben, sind Fragen über meine journalistische Arbeit. Die Terrororganisaton, nach der Sie suchen, ist als politische Partei verkleidet und regiert dieses Land.’ Der Richter ordnet eine Pause an. Die Anhörung von Ahmet Şık ist beendet.“

Zwischendurch gab es noch einen weiteren Zwischenfall, einen sehr schönen Moment, der bei aller Fürchterlichkeit der Inszenierung zeigt, dass die hier schikanierten Menschen sich trotz der Dramatik ihrer Situation immer noch darum bemühen, deutlich zu machen, wie absurd das alles ist, was wir gerade erleben.

„An dieser Stelle klingelt im Gerichtssaal ein Mobiltelefon. Ahmet Şık kommentiert: ‚Wenn sie nach mir verlangen, sagen Sie ihnen, dass ich beschäftigt bin.‘“

Der deutsche Außenminister bemüht sich übrigens offenbar ebenfalls darum. In der aktuellen Ausgabe der Zeit berichtet der ehemalige Cumhuriyet-Chefredakteur Can Dündar in seiner Kolumne von der folgenden Szene. Es geht um die nach Deutschland geflüchteten Türken, die Erdogan aufgrund staatsfeindlichen Verhaltens (die ihm also zum Beispiel keinen Tee servieren würden) als „Terroristen“ bezeichnet hatte. Und Erdogan stellt die Frage:

„‚Warum bieten Sie diesen Leuten Unterschlupf in Ihrem Land?‘ Gabriel hält ihm sein eigenes Argument entgegen: ‚Bei uns ist die Justiz unabhängig.‘ Daraufhin schlägt Erdoğan einen Austausch vor: ‚Wenn Sie zwei Generäle ausliefern, können wir zwei Deutsche freilassen.‘ Diese Gelegenheit lässt Gabriel sich nicht entgehen: ‚Sagten Sie nicht gerade, die Justiz sei bei Ihnen unabhängig?‘“

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Es zeigt sich dann aber immer wieder: Im Zweifel braucht man weder Journalisten vor Gericht noch einen deutschen Außenminister, um der autoritären Obrigkeit die Chance zu geben, sich lächerlich zu machen. Das erledigen die Mächtigen schon selbst. Wie erst gerade wieder im Fall von Donald Trumps neuem Kommunikations-Direktors Anthony Scaramucci geschehen. Der hatte bei Twitter gelesen, mit wem er zum Abendessen verabredet war.

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Kurz darauf gab er endlich die Antwort auf eine Frage, die sich bereits viele gestellt hatten - nämlich mit welchen ausgeklügelten Methoden er gedenkt, die Maulwürfe im Weißen Haus sichtbar zu machen. Immerhin das ist jetzt geklärt. Er ruft die Journalisten, mit denen sie gesprochen haben, einfach an und fragt. Ryan Lizza berichtet für den New Yorker, und man ist fast ein wenig ratlos über so viel tollpatschige Hilflosigkeit.

„‚Who leaked that to you?‘ he asked. I said I couldn’t give him that information. He responded by threatening to fire the entire White House communications staff. ‚What I’m going to do is, I will eliminate everyone in the comms team and we’ll start over,‘ he said. I laughed, not sure if he really believed that such a threat would convince a journalist to reveal a source. He continued to press me and complain about the staff he’s inherited in his new job. ‚I ask these guys not to leak anything and they can’t help themselves,‘ he said. ‚You’re an American citizen, this is a major catastrophe for the American country. So I’m asking you as an American patriot to give me a sense of who leaked it.‘“

Bei allen berechtigten Sorgen, die wir uns zurzeit machen, können wir also wohl getrost auf jene verzichten, die darauf gerichtet sind, dass die Berichterstattung über die Trump-Regierung nach Sean Spicers Abgang Unterhaltsamkeit einbüßen könnte. Wenigstens etwas. Und um noch kurz zu spoilern, wie es in dem Artikel weitergeht. Scaramucci vermutet Staatschef Reince Priebus hinter der Leaks. Sein ausgewogenes Urteil über den Kollegen:

„'Reince is a fucking paranoid schizophrenic, a paranoiac,‘ Scaramucci said."

Und jetzt können wir darüber rätseln, wie der Kommunikations-Chef im Weißen Haus klären wird, ob der Stabschef es wirklich war.

Inzwischen berichten auch die deutschen Medien über den Anruf. Man spürt direkt die große Erleichterung, dass sich die Entwicklung in Washington nun offenbar doch nicht der Seriosität zuneigt. Clemens Wergin fasst die ganze Geschichte für Welt.de hier noch einmal zusammen

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Kommen wir zu etwas verhältnismäßig Langweiligem, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in der Bundesrepublik Deutschland. Das soll Sie allerdings gar nicht abschrecken, denn für öffentlich-rechtliche Verhältnisse ist das Thema doch noch recht spannend, und wenn wir versuchen würden, da mit journalistischen Mitteln noch etwas mehr rauszuholen, könnten wir zum Beispiel schreiben: Es gibt möglicherweise eine dramatische Wende in der verzweifelten Diskussion über die Olympia-Berichterstattung im für 17,50 Euro im Monat empfangbaren Fernsehen.

Caspar Busse, Max Hägler und Claudia Tieschky berichten auf der SZ-Medienseite:

„Im Moment sieht nach SZ-Informationen alles danach aus, dass die Olympischen Spiele nun doch weitgehend bei den beiden öffentlich-rechtlichen Sendern laufen werden. Die Verhandlungen mit dem Eurosport-Mutterkonzern Discovery für eine Sublizensierung, zunächst für 2018, stünden kurz vor dem Abschluss, heißt es aus beteiligten Kreisen.“ 

Wie konnte es dazu kommen? Wir hatten doch nun schon die Fernbedienung schon so programmiert, dass wir mit einem Finger ohne größeren Bewegungsaufwand zwischen den Eurosport-Sendern und dem Discovery Channel hin und her schalten können.

Aber, Grund 1:

„Zum einen hat Discovery offenbar festgestellt, dass die Kosten für die Rechte und die Produktion mit einer Ausstrahlung nur auf den eigenen Sendern - die auch noch über eine geringere Reichweite verfügen - so nicht refinanzierbar seien.“

Grund 2:

„Auf der anderen Seite sind auch ARD und ZDF zunehmend unter doppeltem Druck.“ 

Grund 2a:

„Einerseits, weil bei knappen Etats und Sparmaßnahmen die Ausgaben für Sportrechte nicht leicht zu rechtfertigen sind.“

Grund 2b:

„Andrerseits, weil dem Programm wichtige Rechte im Spitzensport verloren gingen.“

Deshalb geht es jetzt also heiter weiter mit dem Bieterwettstreit. Und mal schauen, vielleicht wird ja auch diese Disziplin irgendwann olympisch. Im Geldausgeben hätten die Öffentlich-Rechtlichen jedenfalls gute Chancen auf eine Medaille.

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Egal, was auch passieren wird, eines scheint sicher: ARD und ZDF werden es wohl irgendwie schaffen, weiterhin so viele Millionen zu brauchen, dass die Beiträge dauerhaft steigen können. Ulrike Simon zitiert in ihrer Spiegel-Daily-Kolumne einen Eingeweihten (um mal vom schrecklich blasierten Wort „Insider“ loszukommen), und der sagt über die Aussichten, die Sparziele zu erreichen.

„Wir kriegen das nicht hin.“

Das ist ungewohnt deutlich. Aber anscheinend gibt es auch immer noch Hoffnung, dass man in Mainz auch weiterhin mit Geldscheinen heizen können wird.

„Während ein Teil der Intendanten herbe Einschnitte fürchtet, gehört Ulrich Wilhelm (der designierte ARD-Vorsitzende, Anm. Altpapier) zu denen, die auf den zwischenzeitlich eingetretenen Stimmungsumschwung hoffen. Der Legitimationsdruck, der auf den Öffentlich-Rechtlichen lastet und sie zwang, die Reformen nachhaltig anzugehen, scheint nachgelassen zu haben. In Zeiten von Populismus, Fake News und dem Einsatz manipulativer Social Bots wird milder auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk geblickt. Für den Zusammenhalt der Gesellschaft und seriöse Information ist er eben doch ganz nützlich.“

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Gleichzeitig passieren bekanntlich die unterschiedlichsten Dinge, die den öffentlich-rechtlichen Sendern bei ihrer Zukunftsplanung im Weg stehen. Junge Menschen wollen auf Filme nicht mehr bis 20.15 Uhr warten. Auf der FAZ-Medienseite berichtet Jörg Seewald (für 45 Cent bei Blendle) über die Bemühungen von ARD und ZDF, ihre Felle so einigermaßen in Ufernähe zu halten.

"Per Rundfunkstaatsvertrag und in Brüssel – bei den derzeit verhandelten Sat-Cab-Online-Verordnung – wollen sie möglichst günstig an möglichst viel Programm kommen, um dieses möglichst umsonst oder sehr günstig über alle möglichen Plattformen ausspielen zu können. Tatsächlich geht es um die Zukunftsfähigkeit der öffentlich-rechtlichen Sender."

Die Sat-Cab-Online-Verordnung soll das lineare Fernsehen zumindest dadurch etwas attraktiver machen, dass man es bald, wenn Gott es so will, auf allen möglichen Endgeräten problemfrei empfangen kann. Das ginge allerdings nicht mit dem Territorialitätsprinzip, nach dem Filmlizenzen in unterschiedliche Länder verkauft werden können (Altpapier). Deshalb wehrt sich die Filmwirtschaft, die befürchtet, ihre Produktionen dann nicht mehr finanzieren zu können. Kinofilmproduzenten würden in Zukunft immer noch Geld sehen, allerdings nur noch Tantiemen aus der Verwertungsgesellschaft, nicht mehr die selbst ausgehandelten und daher deutlich attraktiveren Lizenzgebühren. Und warten Sie, es wird noch komplizierter. Artikel 3 der Verordnung regelt die Weiterverbreitung von Filmen. Und die könnte bald zu relativ geringen Kosten auch für Facebook oder Whatsapp möglich werden. Ja, das klingt alles sehr toll. Aber es hätte wieder mal einen Haken. 

"Für die Verwertung von fünf Filmen eines unabhängigen Kinofilmproduzenten habe es im Jahr durchschnittlich 1300 Euro im Jahr von der Verwertungsgesellschaft gegeben, pro Film also 260 Euro. Bei der Eigenverhandlung mit Plattformbetreibern könnten aber leicht fünf- bis sechsstellige Beträge aufgerufen werden – je Film."

In einem ersten Schritt könnte man mit der neuen Regelung dann vielleicht auch Bus oder in der Bahn auf dem Handy alle möglichen Filme sehen. Einen Moment lang würde man jubeln. In einem zweiten würde man merken: Es ist doch alles sehr, sehr seltsam. Aktuelle Produktionen sind wirklich kaum im Programm. 


Altapier 

+++ Was machen eigentlich die ratlosen DVB-T-Zuschauer, deren Leben sich im März für immer geändert hat? Schauen die jetzt immer noch auf einen schwarzen Bildschirm? Kurt Sagatz hat sich für den Tagesspiegel mit der Frage beschäftigt und herausgefunden: Einige sind auf Streaming umgestiegen, allerdings wohl nicht ganz so viele, wie man erwartet hatte „Das Unternehmen Zattoo, Pionier in diesem Bereich, hatte sogar die Erwartung geäußert, dass insgesamt bis zu einer halben Million DVB-T-Nutzer auf Internet-Fernsehen umschalten. Dieses Ziel habe man wohl nicht ganz erreicht, gibt Zattoo-Manager Jörg Meyer jetzt zu. Mit dem eigenen Kundenzuwachs ist er dennoch zufrieden: 'Seit Jahresbeginn konnten wir eine Steigerung der Premium-Nutzer um über 30 Prozent verzeichnen.'"

+++ Volker Beck und Spiegel Online streiten nun vor dem Europäischen Gerichtshof weiter darüber, ob das Portal einen alten Aufsatz von Beck verlinken darf. Christian Rath berichtet für die taz. In dem strittigen Text hatte Beck gefordert, gewaltfreien Sex mit Kindern teilweise zu entkriminalisieren. Heute distanziert er sich davon. 

+++ Altpapier-Kollege René Martens hat für die Medienkorrespondenz die Dokumentatione „Bunch of Kunst - Sleaford Mods: Die wütendste Band Englands“ rezensiert. Sein Urteil: „Die herausragende Qualität des Films ist auch dem klugen und einnehmenden Humor geschuldet, den hier nahezu alle Beteiligten an den Tag legen. ‚Bunch of Kunst‘ ist, kurz gesagt, die beste deutsche TV-Musikdokumentation mindestens der vergangenen zehn Jahre.“ Die Doku habe ich leider noch nicht geschaut, aber ich hatte das Glück, die Band schon mal live zu sehen. Und falls sich da mal die Möglichkeit ergeben sollte: Kann ich uneingeschränkt empfehlen. 

+++ Ein anderer aktueller Film erinnert an die Band Queen. Axel Weidemann, der auf der FAZ-Medienseite über die Doku schreibt (für 45 Cent bei Blendle), ist nicht hundertprozentig überzeugt: „An Untiefen ist diese Erzählung nicht interessiert.“ +++ Klaus Brauer kritisiert den Film hält den Film für eine „sehr sehenswerte Doku“ (Kritik für dpa, hier zu lesen beim Tagesspiegel). Wer sich selbst einen Eindruck machen möchte: „Queen behind the Rhapsody“ läuft heute um 21.45 Uhr bei Arte.

+++ Gregor Peter Schmitz, ehemaliger Washington-Korrespondent des Spiegel, beerbt Walter Roller als Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen, wie Marc Bartl für Kress berichtet.

+++ Kurz sah es so aus, als könnten doch noch überraschende Dinge passieren. Aber anders, als Turi2 zunächst berichtet hatte, haben die Aktivsten aus der Roten Flora in Hamburg sich dann doch nicht von der Gewalt beim G20-Gipfel distanziert. Es war doch etwas weniger spektakulär: Ein Pflanzenhändler wollte mit der Aktion Werbung machen. +++ Turi2 selbst macht auch Werbung, und zwar unter anderem für das dubiose Märchen-Blatt Freizeit Revue, gegen das zum Beispiel Jogi Löw vor ein paar Tagen vor Gericht gewonnen hat, weil es seitenweise Unsinn geschrieben hatte. Mats Schönauer bemerkt mit Blick auf den Werbetweet für das Blättchen bei Twitter: „Ihr seid Euch auch für nichts zu schade, @turi2, oder?

+++ Jörg Kachelmann hat vor Gericht gegen die Staatsanwaltschaft gewonnen, berichtet Alexander Krei für DWDL. Die Staatsanwaltschaft hatte in einer Presseerklärung fälschlicherweise behauptet, am angeblichen Tatmesser seien DNA-Spuren von Kachelmann gefunden worden. Kachelmann: “Es haben damals so viele Leute gelogen, von der Falschbeschuldigerin über weite Teile der Medien bis zur Staatsanwaltschaft. Letzteres ist nun aus der Welt geschaffen worden und ich bin der Staatsanwaltschaft Mannheim dankbar für diesen richtigen Schritt, der mir - nach der wichtigen zivilrechtlichen Verurteilung der Falschbeschuldigerin im letzten Jahr durch das OLG Frankfurt am Main - zusätzlich Vertrauen in die Justiz zurückgibt.“ +++ Die Presseerklärung zum Urteil hat Jörg Kachelmann bei Twitter veröffentlicht.

+++ Carsten Maschmeyer bekommt auf SAT1 eine eigene Gründershow, berichtet unter anderem der Tagesspiegel.

+++ Der witzigsten Kommentar zum Abgasbetrug der Autokonzerne ist wohl der Maus aus der Sendung mit der Maus gelungen. Die Welt berichtet über den kleinen Spot. „Darin fährt die Maus mit ihrem violetten Auto, das erst immer ruckliger fährt, dann völlig den Geist aufgibt und einfach stehenbleibt. Doch damit nicht genug: Unter der Motorhaube zischt es, außerdem macht sich der linke Hinterreifen selbstständig. Der Maus bleibt also nichts anderes übrig, als das Auto zu schieben. Doch ihr Ziel ist keine Werkstatt, sondern eine futuristische Umwandlungsmaschine. Diese presst das Auto, erst mal zusammen – wie man es vom Schrottplatz kennt. Doch in einem zweiten Arbeitsschritt verwandelt sie den Metallklumpen in ein Fahrrad, mit dem die Maus fröhlich davonfährt.Zu sehen ist das Filmchen gleich hier.

+++ Was steht eigentlich drin in diesem Buch, das der Spiegel klammheimlich von seiner Bestsellerliste gestrichen hat? (AltpapierTobias Sedlmaier fasst für die NZZ alles Wissenwerte zusammen. In Kurzform: „Die Zeit für eine Lektüre ist verschwendet. Für die Aufregung darüber allerdings ebenso.

+++ Die Landesmedienanstalten haben den Programmen „Family TV“ und „blizz“ im laufenden Betrieb seine Lizenzen entzogen, berichtet Meedia. „Maßgeblich für den Entzug der Sendelizenz für Family TV sei die ‚fehlende Zuverlässigkeit des Veranstalters‘ gewesen. Es habe wiederholt Verstöße gegen das Medienrecht sowie wiederholte urheberrechtliche Verletzungen gegeben. Die BLM nennt für blizz gleiche Gründe: ‚Der Entzug der Zulassung war zwingend (…). So wurde u.a. ein nicht unerheblicher Teil von blizz mit Inhalten bestritten, für die der Anbieter keine Urheberrechte hatte.‘“

+++ Von der italienischen Serie "Die Bergpolizei" mit Terence Hill muss man wohl warnen. Das legen jedenfalls die Kritiken von Oliver Jungen auf der FAZ-Medienseite (45 Cent bei Blendle) und von David Pfeifer an gleicher Stelle in der SZ nahe. Ihre Texte darüber sind um so unterhaltsamer. Pfeifer schreibt: "Den deutschen Fernsehzuschauern, die bei italienischen Filmen an Don Camillo und Peppone oder eben die Komödien von Terence Hill und Bud Spencer denken, ist meistens nicht klar, dass italienisches TV vom Inszenierungsanspruch oft unterhalb dessen rangiert, was bei RTL 2 gesendet wird. (...) Überhaupt werden sehr viele Witze gemacht, nach zehn Minuten wünscht man sich allerdings, es würde mal jemand auf einer Bananenschale ausrutschen, damit das Niveau steigt." Oliver Jungen findet: "Das ist alles so müde ausgedacht und inszeniert (Regie Enrico Oldoini), dass kaum noch ins Gewicht fällt, wie laienhaft es gespielt ist. Dass aber auch Terence Hill in dieser postkartenadretten Rai-Produktion, der man ansieht, dass das Südtiroler Regionalmarketing sie zu guten Teilen bezahlt hat, lediglich zwischen den Gesichtsausdrücken überlegen-verdattert und mitleidig-begütigend wechselt, ist fast eine Frechheit. Es würde kaum auffallen, wenn statt seiner der Feldberg die Hauptrolle spielte." Wer trotzdem noch Lust hat, sich das anzutun, müsste heute um 20.15 Uhr zum BR rüberschalten.

Neues Altpapier gibt es am Montag. 

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