Ein Lob der Verzweiflung

Ein Lob der Verzweiflung
Wie muss man damit umgehen, dass Facebook eine „enorme ontologische Macht“ hat? Erinnert Jürgen Vogel als Blochin an Popeye? Hat das Fernsehen seinen Teil dazu beigetragen, die Familie zu ruinieren? Außerdem: Was der „prominente Medienkritiker“ Max Uthoff sagt; was eine neue Entscheidung in Sachen Leistungsschutzrecht bedeutet; das Problem mit Texten, die immer „irgendwie zugeschnitten“ sein müssen.

Die journalistische Form des Interviews sei in Deutschland „völlig überschätzt“, sagt Martin Krauß im Journalisten-Fragebogen der Prinzessinnenreporter auf die Frage nach seinem/r „Wunschinterviewpartner/in“.

Da ist viel dran, zumindest machen die meisten Journalisten aus Interviews zu wenig, wofür es viele Gründe gibt - neben profanen, die mit Zeit und Geld zu tun haben, unter anderem den, dass viele Interviewer nur quasi geschriebene „Selfies mit Stars“ (Matthias Dell) produzieren wollen. Oder Ärgeres (siehe die im Altpapier von Mittwoch zitierten DLF-Interviewfragen an Friede Springer). 

Was selten ist: ein Austausch, der den Interviewten, auf neue Gedanken bringt. Ein Gespräch also, in dem die Interviewte viel mehr sagt, als das, was er sich selbst vorher vorgenommen hat. Als aktuelles Beispiel dafür kann ein Interview dienen, das Jürgen Roth mit Max Uthoff aus der „Anstalt“ des ZDF, also einem „prominenten Medienkritiker“ (Freitag kürzlich), für konkret geführt hat. Genauer gesagt: für die beigehefteten Sonderbeilage „Die komischen Deutschen. Satire und Kritik“. Die Qualität der Interviewführung lässt sich anhand von Ausschnitten schlecht darstellen - das Heft kostet 5,50 Euro, dies für jene, die meine Einschätzung überprüfen wollen -, aber versuchen wir es mal mit folgender Passage, in der es um Aufklärung und Verzweiflung geht:

„Von (Georg) Schramm bis zu Ihnen, da lässt sich vieles nicht mehr unter dem Rubrum Kabarett fassen, sondern unter dem der handfesten politischen Aufklärung, nicht im Sinne von Agitprop, aber von Agitation.“ 

„(...) Ich bin für jede Form der Aufklärung zu haben. Sie ist dringlicher als je zuvor. Die Entwicklung, die wir in den herrschenden Medien beobachten, kann den Wunsch nach Aufklärung nur größer werden lassen. Georg Schramm hat fürs Kabarett auch die Freiheit erkämpft, zehn Minuten lang überhaupt keine Pointe zu setzen, wenn es sein muss - und das notfalls mit Empörung und mit Wut und Zorn zu tun. Da vermischen sich Kabarett und Theater, das weicht das Genre auf, und das ist gut (...)“

Und weiter geht es mit Bezug auf Schramm:

„Georg Schramm hat in seinem Programm ‚Thomas Bernhard hätte geschossen‘ in der Rolle des alternden Sozialdemokraten gesagt, man müsse die Verzweiflung großmachen. Könnte das eine Funktion des Kabaretts sein? Nicht Aufklärung, Aufklärung ist ja zuallermeist mit einem Gefühl von Freude verbunden.“

„(...) Die Verzweiflung großmachen, das ist schön formuliert (...) Es erreichen uns viele Mails von Leuten, die (...) sich ans Kabarett wenden mit der Suche nach einer Problemlösung (...) Aber wir sind nicht in erster Linie dazu da, Lösungen zu servieren. Verzweiflung großmachen - das gehört dazu. Hauptsache, sie existiert weiter und führt nicht in die innere Emigration.“

Das Gespräch beginnt im Übrigen mit konkreter Medienkritik:

„Das, sagen wir: politisch engagierte Kabarett hat insbesondere in der Süddeutschen Zeitung einen schweren Stand.“

„Kabarett, da darf jeder mal, da darf sogar der Gerhard Matzig reinschlagen, jeder der sagt: ‚Ich hab‘ Frust abzubauen, haben wir nicht  was über Kabarett?‘“

Einer der Mängel der Münchener Humorkritik ist laut Uthoff: 

„Man muss Bühnentexte und Lesetexte unterscheiden, und das tun die schon mal grundsätzlich nicht.“

Jenen Redakteur der SZ, der sehr viel über Kabarett und Satire schreibt,  den dortigen „Spaßbeauftragten“ also, hat sich die Titanic in einem „Brief an die Leser“ vorgeknöpft. Hilmar Klute hatte über Sebastian Pufpaff geschrieben, dieser wisse, dass „im Fernsehkabarett knarzblöde Hungergestalten unterwegs“ seien, und er sehe, „anders als seine Komikerkollegen“, nicht aus „wie ein psychisch kranker Waldschrat“:

„Knarzblöde Hungergestalten? Psychisch kranker Waldschrat? Die  Worte, die Sie finden, Klute, haben sich inzwischen vollständig von jedem Inhalt gelöst, wie in einer écriture automatique oder einem Delirium reihen Sie beliebige Wendungen aneinander, und lustig ist es leider auch nicht.“  

Nun, was Klute schreibt, ist nicht die feine bayerische Art, aber ein bisschen subtiler hätte die Replik gern ausfallen dürfen.  

[+++] Ob ein Interview „funktioniert“, ist natürlich - auch - eine Frage des zur Verfügung stehenden Platzes. Roths Gespräch mit Uthoff ist fünf Zeitschriftendruckseiten lang, desgleichen jenes, das das Philosophie-Magazin für seine Oktober/November-Ausgabe (die hier am vorvergangenen Mittwoch bereits Erwähnung fand) mit dem Philosophen Luciano Floridi über sein Buch „Die 4. Revolution. Wie die Infosphäre unser Leben verändert“ führte. Der Autor verficht die These, durch diese Revolution - nach seiner Lesart die vierte nach der kopernikanischen, der darwinschen und der freudschen - habe sich „unsere Auffassung von dem, was es heißt, ein Mensch zu sein“, fundamental gewandelt. In dem Gespräch geht es unter anderem um die „ontologische Macht“ von Digitalkonzernen:

„Genauso wie wir geopolitisch oder militärisch von Supermächten reden, gibt es mittlerweile Supermächte der Infosphäre - Google, Facebook, Apple ... Die ontologische Macht dieser Unternehmen ist außergewöhnlich groß. Dies wird bislang nicht ausreichend verstanden. Dass Facebook seine Benutzerdaten für wissenschaftliche Experimente gebraucht, ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Im Kern geht es darum, dass diese Unternehmen die alltägliche Erfahrung von Hunderten Millionen Menschen prägen und auch kontrollieren können.“

Mit „der enormen ontologischen Macht“, die zum Beispiel Facebook habe, weil dort „die Hälfte der Menschheit“ Mitglied sei, sei „auch die Möglichkeit zur politischen Einflussnahme verbunden“:

„Es gibt hier einen riesigen Bereich an ‚grauer Macht‘, mit der diese Unternehmen ihre Interessen in die politische Sphäre tragen. Im Moment herrscht von Seiten der Regierungen eine Haltung des ontologischen Laissez-faire. Man hofft einfach darauf, dass diese Unternehmen nichts Übles mit ihrer Macht anstellen werden. Aber einfach das Beste zu hoffen, ist keine politische Strategie (...) Der gegenwärtige Mangel an soziopolitischer Verantwortungsübernahme ist alarmierend.“

[+++] Viel zu lang ist dagegen das Interview, das die Welt zum großen Fernseh-Thema des Tages, der ZDF-Serie „Blochin - Die Lebenden und die Toten“, mit Hauptdarsteller Jürgen Vogel geführt hat, aber wer wissen will, was er über Männer und Frauen zu sagen hat, sieht das vielleicht anders. TV-historisch gesehen, ist aber eine Passage erwähnenswert. Auf die Bemerkung, das ZDF gelte „bislang nicht gerade als Speerspitze der Erneuerungsbewegung“, sagt Vogel: 

„Da muss ich widersprechen! Ich hab‘ mit dem ZDF so viele moderne Filme gemacht. Da waren zum Beispiel die Schadewald-Filme in den 90ern, dieses proletarische Schauspiel – da haben die Öffentlich-Rechtlichen extremste Arbeit geleistet. Über Jahrzehnte. Der Unterschied ist nur: Wir konnten das in den Fernsehspielen immer machen. Da konnten wir sehr, sehr weit gehen (...) Serie war immer ein anderes Ding.

Silke Burmester stellt in der SZ zwar heraus, dass die Programmierung von „Blochin“ „einem Bergwackeln“ gleich komme: 

„Sie ist ein Zugeständnis an die Sehgewohnheiten einer neuen Generation: Alle fünf Folgen werden an einem Wochenende gesendet. Und, bereits am Tag der ersten Ausstrahlung, am Freitag, werden alle Teile ins Netz gestellt.“

Zufrieden ist Burmester aber nicht:

„Vogel, der unter Matthias Glasner im Vergewaltigungsfilm ‚Der freie Wille‘ in Zerrissenheit und Vielschichtigkeit glänzen durfte, muss in ‚Blochin‘ wie die Axt im Wald auf seinem Motorrad durch Berlin und seine Beziehung heizen, er muss Leute vor den Kopf stoßen und als selbsternannter Retter immer zur Stelle sein. Geht es um ein Kind, muss er Nicolas-Cage-Sätze sagen wie: ‚Ich muss es finden, bevor irgendwer ihm was antut!‘“

Ähnlich klingt es in der NZZ bei Lennart Laberenz (der meint, in seinen Text mit Adorno und Horkheimer einsteigen zu müssen):

„Wenn (...) Blochin die Welt der organisierten Kriminalität in Berlin durchstreift, in der er selbst einmal mitmischte, wirkt das Böse der Stadt übergeholfen, das Milieu platt gezeichnet.“

Peter Luley (Spiegel Online) stellt das unfreiwillig Komische heraus:

„‚Blochin‘ (...) reduziert seinen Protagonisten so sehr auf ein kahl geschorenes Kampftier, lässt ihn so oft breitbeinig und aufgepumpt wie Popeye durchs Bild laufen, dass er beinahe zur Karikatur wird.“

Sogar Rainer Tittelbach (tittelbach.tv) hat etwas zu meckern:

„Die Serie hat große dramaturgische Mängel, die Krimi-Spannung wird bewusst unterlaufen, der Drama-Plot ist ohne große Tiefe, strukturiert wird das Ganze von Genre-Stereotypen. Dafür aber sind sechs Stunden zu viel (Lebens-)Zeit!“

Vier von sechs möglichen Sternen vergibt er trotzdem.

„‚Blochin‘ ist nicht der ganz große Wurf geworden und von einem Meisterwerk wie ‚The Wire‘ meilenweit entfernt“,

schreibt Sven Sakowitz (taz), der aber auch allerlei Positives entdeckt hat.

[+++] In einem „Kampf um Wörter, bei dem es um viel Geld geht“ (Christian Meier, Die Welt), hat am Donnerstag die Schiedsstelle des Deutschen Patent- und Markenamts eine Entscheidung verkündet, die beide Beteiligten als Erfolg zu werten verstehen (siehe Horizont). Worum geht es genau?

„Die Schiedsstelle (...) hat (...) entschieden, dass das sogenannte Presseleistungsschutzrecht auf die Darstellungsform anwendbar ist, die Google und andere Suchmaschinenbetreiber bei Anfrageergebnissen wählen. In der Regel werden die Überschriften und ein kurzer Textschnipsel (Snippets) präsentiert. Das bedeutet, dass Verlage für die Anzeige der Snippets von Google Geld verlangen können. Bislang lehnte dies der Internetkonzern vehement ab. Die Schiedsstelle stellt fest, dass Google die digitalen Erzeugnisse der Verlage in seinen Diensten verwertet und dass die ‚Presseerzeugnisse den Werbewert und die Attraktivität der Suchmaschine insgesamt erhöhen‘“,

schreibt Frank-Thomas Wenzel im Kölner Stadt-Anzeiger. „Lediglich sieben Wörter“ seien „von der Vergütungspflicht freigestellt“. Lediglich sieben? Torsten Kleinz (Zeit Online) fällt zu der Tatsache, dass „Textausschnitte mit bis zu sieben Wörtern – plus der Suchbegriffe – weiterhin kostenlos sein“ sollen, das Bild „Schlupfloch“ ein. Kleinz schreibt weiter:

„Die Verwertungsgesellschaft VG Media  (...) beanspruchte für die Verlage insgesamt elf Prozent der Umsätze einer Suchmaschine – beziehungsweise etwas über sechs Prozent für die von ihr vertretenen Angebote (...) Sowohl die Bemessungsgrundlage als auch die Höhe des Tarifs seien nicht angemessen, heißt es in der Mitteilung (des DPMA), das bedeutet, die Verleger können nicht einfach alle Umsätze einer Suchmaschine zu Grunde legen und müssen sich zudem mit geringeren Anteilen begnügen. Welche Beträge und Abrechnungsformen angemessen sein könnten, veröffentlichte das DPMA allerdings nicht.“

Die Auseinandersetzung werde 

„vor Gericht weiter gehen (...) – möglicherweise noch für viele Jahre und bis hin zum Bundesgerichtshof. Mindestens eine der Parteien wird nach Einschätzung von Beobachtern den Klageweg beschreiten“,

weiß Christian Meier. 

[+++] Was fällt heute in der gedruckten FAZ besonders auf? Acht halbseitige und zwei viertelseitige Anzeigen eines Kraftfahrzeugherstellers aus dem süddeutschen Raum. Ob die schon länger geplant waren oder ob es sich um eine relativ kurzfristige Werbeoffensive handelt, mit der man die missliche Lage eines Kraftfahrzeugherstellers aus dem norddeutschen Raum auszunutzen versucht, weiß ich natürlich nicht.

Schön wäre es allemal, wenn die FAZ einen kleinen Teil des vielen, vielen Autofirmengeldes dafür verwendete, Redakteure dafür zu bezahlen, dass sie die Texte lesen, die die Zeitung online stellt. Im Idealfall natürlich, bevor sie veröffentlicht werden - falls das heut zu Tage nicht schon zu viel verlangt ist -, aber wenigstens danach. Seit dem 16. September steht jedenfalls eine Rezension zu Frank Witzels Roman „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“ online. Dort findet sich auch heute noch (Stand: 9.07 Uhr) folgender Satz:

„Der Erzähler verstrickt sich in den Tod des Ex-Beatle Brian Jones im Swimmingpool.“

Wenn man es positiv wenden will: Die Kollegen, die für faz.net arbeiten, sind so jung, dass sie weder die Beatles noch die Rolling Stones kennen. Den Hinweis verdanke ich taz-Redakteur Julian Weber, der ihn via Facebook verbreitet hat.


Altpapierkorb

+++ Bleiben wir beim Thema Musik: Die aktuelle Freitag-Titelgeschichte „Diese jungen Dinger. Wie uns das Prinzip Pop beherrscht“ steht - noch - nicht frei online, aber die Autorin Katja Kullmann hat schon mal die unterschiedlichen Reaktionen auf den 10.000-Zeichen-Artikel in einem Blogbeitrag verarbeitet: „Es gibt die einen, die tatsächlich gähnen, weil sie alles, was im Text steht, schon wissen und noch viel mehr wissen (...) Und es gibt die anderen, die sich wirklich eine Grundlagenerklärung gewünscht hätten, also einen Text, der nicht nur in einem Halbsatz erklärt, dass ‚Pop‘ mit dem Wort ‚populär‘ zu tun hat und mit Oberflächenbetrachtung und Zeichendeutung (was zwar alles drin steht, im Text, aber vielleicht nicht schulbuchhaft genug, und es gibt eben auch keinen, hm, ‚Infokasten Pop‘ dazu), und diese sind dann ebenfalls enttäuscht (...)“ Was Kullmann dazu bringt, ein Unbehagen zu artikulieren, das vielen Journalisten bekannt vorkommen dürfte, egal, in welchen Fachgebieten sie arbeiten: „Was sagt uns das, was sagt es der Autorin: Der Journalismus hat, mit all den Kompromissen, die er oft erfordert (‚Zielgruppe im Auge behalten!‘, ‚These zuspitzen!‘, ‚Leser abholen!‘) einfach ganz extreme Schwächen, für Schreibende, meine ich jetzt – es muss immer alles … irgendwie … ‚zugeschnitten‘ werden. Manchmal endet das damit, dass etwas total zer-schnitten ist, am Ende, es gerät dann wischiwaschiartig unentschieden – logisch, wenn der Auftrag des Journalismus im Kern lautet, es möglichst vielen irgendwie recht zu machen.“

+++ Im Medientagebuch des Freitag blickt Bert Rebhandl auf die #bildnotwelcome-Proteste am vergangenen Bundesliga-Wochenende zurück: „Nun bestehen die Fußballfangruppen, die sich in den vergangenen Tagen in überwältigender Vielzahl von ‚Wir helfen‘, nicht aber vom Helfen, distanziert haben, ja keineswegs ausschließlich aus Intellektuellen, die lieber feinziselierte Sätze lesen und sich hinter großen Formaten als kluge Köpfe profilieren. In den Kurven stehen Leute aus allen Schichten und mit allen politischen Einstellungen. Und trotzdem war der Tenor bundesweit nahezu einhellig.“ Man müsse den Protest auch in Zusammenhang damit sehen, „dass demnächst die Fernsehrechte für die zweite Hälfte des Jahrzehnts ausgeschrieben“ werden, ergänzt Rebhandl. „Vor diesem Hintergrund ist es von besonderer Bedeutung, wie schnell die Liga sich dieser Kampagne angeschlossen und die Trikotärmel frei gemacht hat. (...) Noch präsentiert Bild hinter ihrer digitalen Bezahlschranke nur Schnipsel. Doch was wäre, wenn eines Tages dort auch Livespiele liefen? Dann müsste der Fußball künftig auch als Zierrat für Kampagnen herhalten, von denen sich die Fans nur noch distanzieren könnten, indem sie auf die Übertragungen verzichten. Das wäre ein hoher Preis, und auch deswegen ergibt es Sinn, was die Kurven und Tribünen zu erkennen geben: dass die Zeitung mit den vier Buchstaben eben keineswegs ein Medienpartner wie jeder andere ist.“

+++ Was Anderes, leider weniger Positives zum Thema Fußballfans ist aus Norwegen zu berichten. Es geht um ein vor dem Spiel zwischen den Rivalen Rosenborg Trondheim und Molde FK veröffentlichtes Hass-Posting auf Instagram, das gegen den von Rosenborg nach Molde gewechselten Spieler Mushaga Bakenga gerichtet war: „Auf ein Posting des offiziellen Instagram-Accounts ‚moldefotballklubb‘ (...) hatte ein Rosenborg-Fan mit ‚Drep Bakenga‘ (Tötet Bakenga) geantwortet. Als der Mann, der den Instagram-Kommentar geschrieben hatte, am Sonntag in Molde ankam, wurde er von der örtlichen Polizei umgehend noch vor dem Stadion festgenommen und zum Verhör auf die Wache gebracht. Nach dem Ende des Spiels setzte man ihn in einen Bus zurück nach Rosenborg, womit die Sache allerdings für ihn noch nicht ausgestanden sein dürfte, denn ein Polizeisprecher kündigte weitere Ermittlungen an“, schreibt Elke Wittich (Jungle World).

+++ „Eine kleine Frage an große Teile der deutschen Presse“ hat der Blog Tapfer im Nirgendwo. Gerd Buurmann erwähnt aktuelle und weiter zurückliegende Beispiele dafür, dass, wenn Israel auf einen Angriff reagiert, in Überschriften ausgeblendet wird, dass es sich dabei um eine Reaktion handelt: „Ihr (...) formuliert eine Schlagzeile, in der Israel agiert und angreift. Statt neutral zu berichten, bewertet ihr die Nachricht zu Ungunsten Israels. Warum?“

+++ Die SZ meldet auf ihrer Medienseite, dass „das Amtsgericht Hamburg“ (gemeint sein dürfte das Amtsgericht Hamburg-Mitte) zwei Redakteure des Hamburger Abendblatts freigesprochen hat, denen vorgeworfen worden war, aus in einer Anklageschrift protokollierten Whats App-Nachrichten „zitiert zu haben, bevor diese Thema der Verhandlung gewesen seien“. Größer hatte die SZ am Mittwoch über den Fall berichtet (siehe Altpapier). „Der Freispruch sei aber keine Siegerurkunde für die Zeitung, schickte der Amtsrichter seinem Urteil vorweg“ (ndr.de).

+++ Mit Einschränkungen - betreffend „hibbelige Kamera“ und „seifige Musik“ - empfiehlt Thomas Gehringer im Tagesspiegel das neue Porträtformat „Zurück zum Augenblick“ (ZDF neo), das „drei Geschichten zur Wiedervereinigung“ erzählt. Das Prinzip: Es „wurden ausgewählte Fotografien wie zu einer kleinen Lebensausstellung in der Alten Destille der Krefelder Dujardin-Brennerei aufgehängt. Die Zeitzeugen schlendern an den eigenen Bildern vorbei und erzählen (...) Der Clou dieses Formats, das aus dem israelischen Fernsehen (‘Capturing the Moment‘) stammt: Ein Foto wird jeweils noch einmal am Originalschauplatz nachgestellt.“

+++ Zum Ausklang ein paar Fragen, und zwar zum Thema Familie und Fernsehen, die Torsten Körner in seinem neun (!) Seiten langen Medienkorrespondenz-Leitartikel umkreist: „Hat das Fernsehen seinen Teil dazu beigetragen, die Familie zu ruinieren oder ist die Bildmaschine Fernsehen immer noch familiärer Kitt und psychosozialer Sekundenkleber, wenn mal wieder alles in Scherben liegt? Kommt das Fernsehen mit seinen langen und seriellen Erzählketten zu einem anderen Familienbefund als das akut, punktuell und explosiv auftrumpfende Internet? Was weiß das deutsche Fernsehen über Familien zu erzählen? Ist das Fernsehen im Verhältnis zum Internet das neue Theater, in das man noch geht, um sich alte bürgerliche Lust- und Trauerspiele anzusehen, von denen man längst weiß, dass sie aus der Zeit gefallen sind? Oder ist das Fernsehen immer noch der mächtigste Familientherapeut, der uns aufs Sofa schickt, um uns mit dem Unversöhnlichen zu versöhnen?“

Neues Altpapier gibt es wieder am Montag.

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