There is no Sky in jail

There is no Sky in jail

Hoeneß war kein Zocker, 48 Cent weniger sind manchen zu wenig, und die Qualität der TV-Programmbeobachtung in hiesigen Blättern lässt sehr zu wünschen übrig. Außerdem: In der Kultursendung „aspekte“ kommt „Kultur als Reflexionsraum für gesellschaftliche Vorgänge“ nicht mehr vor, und über den Einfluss einstiger NS-Funktionselitenmitglieder auf den Spiegel kann man auch mal wieder reden.

Wann Ulrich Hoeneß Weltmeister im Fußball wurde, ist bekannt. Das war 1974. Wann Heribert Prantl Weltmeister im Veranschaulichen und Analogienliefern wurde, ist nicht so leicht zu ermitteln. Schwer zu bestreiten ist zumindest, dass nur Prantl eines der zentralen Topoi des Hoeneß-Diskurs folgendermaßen auf den Punkt bringen kann:

„Was würde man von einem Körperverletzer halten, der darauf hinweist, dass er ein Tierfreund ist und immer die Katze streichelt? Was würde man von einem Einbrecher halten, der sich damit hervortut, dass er jeden Monat eine Fünfzig-Euro-Spende an Amnesty International überweist?“

Die SZ widmet heute sowohl die komplette Thema-des-Tages-Seite (auf der Prantls Text steht) als auch die Seite Drei dem Hoeneß-Urteil. Diese Art der Doppelbelegung - hinzu kommt noch der Hauptkommentar auf der Meinungsseite - ist äußerst selten, angesichts dessen, dass die Zeitung in jener Stadt zu Hause ist, wo auch der FC Bayern seinen Sitz hat, überrascht es aber auch nicht sonderlich.

Unter medialen Aspekten instruktiv ist ein Tagesspiegel-Text über Hoeneß, der bereits wenige Stunden vor dem Urteil erschienen ist. Es geht hier zwar viel um Börsenlatein, das uns an dieser Stelle normalerweise weniger interessiert, aber aufschlussreich ist, wie Andreas Oswald das Bild des Zockers, das Hoeneß selbst und viele Berichterstatter und Meinungsäußerer verbreitet haben, korrigiert:

„Wer (...) über einen langen Zeitraum von vier Jahren erfolgreich an der Börse gehandelt hat, dem reichten keine Glückstreffer, er musste kontinuierlich sein Geld vermehren und dabei – das ist das Wichtigste – seine Verluste unter Kontrolle halten. Uli Hoeneß hat wie ein Profi gehandelt, sonst wäre er nicht vier Jahre lang erfolgreich gewesen. Das gilt umso mehr, als Hoeneß in zehn Jahren offenbar 50.000 Trades getätigt hat. Wer so oft handelt, muss damit rechnen, mehrmals Serien von zehn oder 20 Verlusten hintereinander zu erleiden. Wer das ohne rechnerische Systematik versucht, ist schnell pleite. Wer zehn Prozent seines Kapitals pro Trade riskiert, ist nach zehn Verlusten am Ende. Wer dagegen nur ein Prozent seines Kapitals pro Trade riskiert, ist nach zehn Verlusten immer noch gut im Rennen. Das erfordert eiserne Disziplin, die Zocker nicht haben. Experten sind sich daher sicher, dass Uli Hoeneß kein Zocker und kein Glücksspielsüchtiger war, sondern professionell ans Werk ging. ‚Er muss ein gutes Handelssystem gehabt haben, um vier Jahre erfolgreich durchzuhalten‘, sagt der Finanzpsychologe Christoph Wahlen.“

Das klingt substanziell, obwohl ich vor der Lektüre dieses Artikels nicht wusste, dass es „Finanzpsychologen“ überhaupt gibt.

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Weitgehend unhinterfragt bleiben offenbar noch die Konstruktionen der öffentlichen Figur Hoeneß, die vor Bekanntwerden seines Steuerfalls verbreitet waren (siehe Altpapier). Wir verweisen in diesem Zusammenhang erst einmal auf eine flapsige Frage des Twitterers Sparschaeler.
Ansonsten müsste man zur Causa gar nicht mehr sagen als der neulich auch als Stalinismus-Experte auffällig gewordene Jurist Udo Vetter in seinem Lawblog:

„Es wird also so schnell keine spektakulären Bilder geben, die den Bayern-Präsidenten beim Haftantritt zeigen. Zunächst gilt er auch weiterhin formaljuristisch als unschuldig.“

Schuldig wäre er erst, wenn „das letzte Wort des Bundesgerichtshofs auf Haft ohne Bewährung lautet“ [Nachtrag, 11.30 Uhr: Das gilt seit Hoeneß' persönlicher Erklärung von heute morgen nun nicht mehr]. Obwohl also überhaupt noch nicht klar ist, ob und wann Hoeneß ins Gefängnis geht (das hängt jetzt davon ab, ob die Staatsanwaltschaft in Revision geht) und ob er dann vielleicht Freigänger wird (siehe auch Prantl), informiert uns Spiegel Online schon darüber, dass es nicht nur kein Bier auf Hawaii gibt, sondern auch im Knast kein Sky - zumindest nicht in Landsberg, wo Hoeneß „voraussichtlich“ landen werde:

„Gibt es im Gefängnis Fußball-Übertragungen per Pay-TV? Leider nicht, wie kürzlich die Augsburger Allgemeine berichtete. Demnach dürfen Häftlinge in Landsberg zwar Fernseher in ihren Zellen haben, die TV-Sender werden aber über die Satellitenanlage eines Privatanbieters eingespeist. Den Insassen Bezahlfernsehen anzubieten, sei nicht möglich, ‚weder kostenlos für alle noch kostenpflichtig für Fußballfans.‘“

Ein paar Tassen sind aber auch bei dpa aus den Schränken verschwunden, wie man diesem Agenturtext (aus dem Kölner Stadt-Anzeiger) entnehmen kann:

„Seinen FC Bayern könnte Uli Hoeneß bei einer rechtskräftigen Verurteilung via TV höchstens im frei empfangbaren Fernsehen verfolgen. ‚Sportschau‘ statt Sky. Pay-TV könne grundsätzlich in bayerischen Justizvollzugsanstalten nicht empfangen werde, teilte das bayerische Justizministerium am Donnerstag auf dpa-Anfrage mit.“

Die Floskel „auf dpa-Anfrage“ hat in diesem Zusammenhag schon einen geradezu überlauten Postillonschen Klang. Verweilen wir noch kurz in den untiefen Bereichen der Hoeneß-Prozessberichterstattung. Über die Gerichtssprecherin Andrea Titz erfahren wir (via @tmrazek) in der Münchener Boulevardzeitung tz:

„Nach einem noch recht zurückhaltenden schwarzen Outfit am Montag griff sie sich für den Mittwoch sehr auffällige Stücke aus dem Kleiderschrank: ein rotes Kleid und High Heels machten sie zum großen Blickfang“,

Und was trug sie am Donnerstag?

„Am Tag der Urteilsverkündung trägt sie ein Kleid mit Schlangenmuster“,

schreiben die Modejournalismusgurus Christian Eichler und Henning Peitsmeier (FAZ, Seite 3).

Den Hoeneß-Sendungen von Frau Illner und Herrn Beckmann widmet sich Frank Lübberding in seiner faz.net-Frühkritik unter der Überschrift „Auf den Prozess folgt das Talkshow-Tribunal“:

„Ob (Hoeneß) den Fernseher angestellt hat, wo es auf allen Kanälen nur um ihn geht? Sicher nicht. Dort könnte er lediglich sehen, wie ein vollständiger Kontrollverlust über die eigene Biographie aussieht. Die beiden Sendungen von Maybrit Illner und Reinhold Beckmann waren dafür nur zwei Beispiele.“

Eine weitere Doppelkritik steht beim Handelsblatt:

„Aus Publikumssicht bleibt die Haupterkenntnis, dass über Uli Hoeneß jetzt wirklich genug getalkt worden ist. Brisante Themen - zu denen Aspekte des Steuersystems zweifellos gehören - gibt es schließlich auch sonst genug“, 

schreibt dort Altpapier-Autor Christian Bartels.

[+++] Wir haben aber nicht nur eine Hoeneß-Woche hinter uns, sondern aufgrund zweier Buch-Neuerscheinungen auch eine Heidegger-Woche, was wegen des Trubels um die Fußballbetriebsnudel vielleicht etwas untergegangen ist. Der Spiegel hat dem Thema Heidegger zu Beginn der Woche vier Seiten gewidmet, und in der Zeit ist es in der aktuellen Ausgabe der Feuilleton-Aufmacher.

Aus medienkolumnistischer Sicht interessant ist Lutz Hachmeisters Buch „Heideggers Testament: Der Philosoph, der SPIEGEL und die SS“, in dem er die Geschichte des „merkwürdigsten aller Spiegel-Gespräche“ rekapituliert. Es geht um das legendäre, von Rudolf Augstein und dem Ex-SS-Mann Georg Wolff geführte Interview mit Heidegger, das erst nach dessen Tod erscheinen durfte, es geht aber auch um ein Stück Spiegel-Geschichte. Jürgen Busche rezensiert das Buch im aktuellen Freitag:

„Die Lektüre des Buches ist (...) ein Musterbeispiel für die höchst lehrreiche Präsentation einer zeitgeschichtlichen Konstellation, wie sie für die frühe Geschichte der Bundesrepublik - vor dem Jahr 1968 - typisch war. Viele derer, die damals eine Rolle spielten, hatten Ärger mit ihrer Vergangenheit (...) Bei Augstein war das die intensive Zusammenarbeit mit alten Nazis und SS-Leuten beim Aufbau des Spiegels."

Ich habe dazu im Übrigen Autor Hachmeister für die taz interviewt (Mittwoch-Ausgabe).

Gleich zwölf Seiten in Sachen Heidegger haut übrigens das Philosophie Magazin in seiner April-/Mai-Ausgabe raus. Der Burner in der Zeitschrift ist allerdings ein Text, in dem sich das Vollwesen Sibylle Lewitscharoff im Rahmen des Heft-Schwerpunkts „5 prominente Intellektuelle antworten auf die Frage ‚Wen finden Sie schön?‘“ unter anderem zu Bob Dylan äußert:

„(Seine) Stimme und Haltung, die ganze Erscheinung, die ins Mirakulöse und Geheimniskrämerische spielt, ist eros-sprühend."

Es wird den Bobby bestimmt freuen, dass ihn die Eva Herman der Belletristik scharf findet.

Die Debatte um Lewitscharoffs Rede geht auch weiter, im Freitag etwa äußert sich Ulrike Baureithel auf Seite 1 („Von wegen Ressentiment und Biologismus: Es ging ihr um Frauenfeindlichkeit“). In der Zeit (Seite 50 und 51) findet  sich eine Gegenrede Eva Menasses und eine ganzseitige Homestory Adam Soboczynskis, der sich am Ende als grandioser Eiertänzer erweist:

„Wir sind, an diesem sonnigen Tag, sehr weit ins Persönliche vorgedrungen, weit genug, um das Interview zu beenden, wenn auch nicht weit genug, um den Vorfall vollumfänglich zu erklären, der vielleicht gar nicht erklärbar ist, da kein Mensch in seinen Irrungen und Unmöglichkeiten, seinen Leichtfertigkeiten und seinem Größenwahn, seinen Verrücktheiten und Wagnissen zu fassen ist und weil so ein Leben lang genug ist, um in selbst gestellte Fallen zu tappen und manchmal in große.“

[+++] Die medienpolitische Causa mindestens dieser Woche war natürlich die Rundfunkbeitragssenkungsdiskussion (siehe Altpapier von Donnerstag). Michael Hanfeld hat sich bei seinem FAZ-Text über den gestrigen Beschluss für einen launigen Einstieg entschieden:

„Die Ministerpräsidenten der Länder haben ausgeknobelt, um welchen Betrag der Rundfunkbeitrag gesenkt werden soll: 48 Cent pro Monat sollen es sein.“

Enttäuscht wirken Michael Bauchmüller und Claudia Tieschky (SZ):

„Erstmals in der Geschichte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sinkt nun also der Betrag, der für Fernsehen und Hörfunk entrichtet werden muss. Mit ihrer Entscheidung bleiben die Länderchefs weit unterhalb der Empfehlung der unabhängigen Kommission KEF, die zu 73 Cent weniger geraten hatte.“

Tieschkys gestern hier zitierter Kommentar zur kompletten Hintern-Mond-Haftigkeit der deutschen Medienpolitik steht mittlerweile übrigens frei online.

Damit der Rundfunkbeitrag wirklich „von 2015 an“ sinkt, wie die SZ schreibt, will aber erst einmal ein „aufwendiges Verfahren“ hinter sich gebracht werden, „das dann schon knapp zwei Jahre später, wenn die Regierungschefs nach Abschluss der Evaluierung für Korrekturen am Beitragssystem plädieren sollten, erneut in Gang gesetzt werden müsste“. Darauf hat Volker Nünning vor zwei Wochen in der Funkkorrespondenz hingewiesen. Der Knackpunkt ist, dass dafür ein neuer Staatsvertrag notwendig ist, dem alle Länderparlamente zustimmen müssen:

„Eine (...) Absenkung (könnte) nicht mehr zum 1. Januar 2015 greifen. Bis zu diesem Termin, das zeichnet sich bereits ab, ließe sich ein neuer Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrag – in dem eine veränderte Beitragshöhe festgelegt werden muss – gar nicht mehr in Kraft setzen. Grund dafür ist, dass nicht nur in Sachsen (am 31. August), sondern zwei Wochen später auch in Thüringen und Brandenburg Landtagswahlen bevorstehen. Diese drei Parlamente müssen sich danach erst einmal neu konstituieren. Wann sie richtig arbeitsfähig sind, hängt auch davon ab, wie schnell jeweils die Regierungsbildung gelingt – und das kann dauern (...) Sollte die Beitragshöhe abgesenkt werden, dann wird im Länderkreis derzeit damit gerechnet, dass der neue Staatsvertrag frühestens zum 1. Februar oder 1. März 2015 in Kraft treten und damit auch erst dann eine Beitragssenkung wirksam werden könnte.“

Eine Entscheidung über den geplanten Jugendkanal von ARD und ZDF fiel auf der Ministerpräsidentenkonferenz nicht. Das Handelsblatt zitiert in einem Agenturbericht Malu Dreyer, die die Rundfunkkommission der Länder leitet, folgendermaßen:

„Der Jugendkanal ist nicht tot.“

Das klingt - zumal es heute via Hoeneß zumindest am Rande schon um Fußball ging - vom Wahrhaftigkeitslevel her sehr nach „Der Trainer steht nicht zur Debatte.“

[+++] Zusätzliches Material zur Causa Gathmann/Zeit Online/Russia Today (siehe zum Beispiel Altpapier von Dienstag) ist heute auch verfügbar. Stefan Niggemeier publiziert den „Code of ethics“ von Zeit Online, mit dem die Trennung von Gathmann begründet wurde. Eine Tätigkeit im PR-Bereich

„schließt in der Regel die redaktionelle Bearbeitung inhaltlich verwandter Themen bei Zeit Online für den Zeitraum eines Jahres nach Abschluss der jeweiligen Tätigkeit in Marketing und PR aus, wenn nicht in beiderseitigem Einvernehmen eine Regelung getroffen werden konnte, die eine Einflussnahme auf die Berichterstattung ausschließt“,

heißt es dort unter anderem. Unanalysiert Noch nicht ausreichend analysiert scheint mir noch die Frage zu sein, ob auch dann ganz genau hingeguckt wird, wenn ein Autor in Sachen PR für die „maßgeschneiderte Publikationen mit hohem journalistischem Anspruch“ liefernden Kundenzeitschriften der Zeit-Verlags-Gruppe tätig ist, also eine Unternehmenstochter, die, kein Witz, Tempus Corporate heißt. Laut Newsroom lautet die Antwort der Zuständigen: ja. Wäre das nicht einmal eine Rechercheaufgabe für einen hochbezahlten Branchendienst-Praktikanten, sich das genau anzuschauen?

Außerdem berichtet Gemma Pörzgen in der taz, dass der Süddeutsche Verlag „in der internationalen Krimkrise vergangene Woche seine Werbebeilage Russland heute gestoppt“ hat.

[+++] Um die Zukunft des Grimme-Preises, dessen neuer Referatsleiter noch nicht feststeht (siehe unter anderem Altpapier von Montag, ganz unten), sorgt sich Fritz Wolf in epd medien. Er nutzt die Gelegenheit aber auch zu einem kurzen Rundumschlag in Sachen TV-Kritikqualität:

„(Die) Qualität der Preisfindung zu erhalten, wird in Zukunft nicht leichter, sondern schwerer. Sie wird umso dringlicher, als die Fernsehkritik als Korrektiv in der öffentlichen Wahrnehmung weitgehend ausfällt. Unter den überregionalen Blättern leistet sich gerade noch die Frankfurter Allgemeine Zeitung eine gewisse Kontinuität. Die Süddeutsche Zeitung, früher einmal maßgebend, ist in Sachen Programmbeobachtung ein ziemlicher Ausfall. Die Zeit publiziert einmal im Jahr ein Dossier, in dem sie den Zustand des öffentlich-rechtlichen Fernsehens beklagt und schert sich sonst nicht ums Programm. Diese Leerstelle macht den Grimme-Preis so wichtig.“


ALTPAPIERKORB

+++ Rein theoretisch könnte beim Grimme-Preis 2015 - wenn es ihn dann in der bisherigen Form noch gibt - die Reform des ZDF-Magazins „aspekte“ mit einem Preis gewürdigt werden. Brigitte Knott-Wolf (Funkkorrespondenz) ist allerdings überhaupt nicht einverstanden mit der Entwicklung: „Seit 2013 sind vom ZDF die Kulturredaktionen zu einer zentralen Redaktion in Berlin zusammengefasst worden (...), und eine zentralistische Institution neigt eben dazu, ihr Programmangebot auch einem Gesamtkonzept unterzuordnen. So ist eine Annäherung aller hier angesiedelten Kulturformate offensichtlich, wie beispielsweise an (...) den flippigen Lifestyle-Charme von ‚Kulturpalast‘, der (...) regelmäßig auf 3sat zu sehen ist (...) Doch kann man Flippigkeit adaptieren und dennoch ernst genommen werden wollen? Eine solche Charakteristik passt nicht zum Profil einer Sendereihe, von der man inhaltlich Bedeutsames erwartet. Diese ganz neuen „Aspekte“ stellen das Ende des traditionellen Kulturmagazins dar: Die Sendung verliert hier an Diskurshöhe, das Verständnis von Kultur als Reflexionsraum für gesellschaftliche Vorgänge, für das Anheben tagesaktuellen Geschehens auf die zeitgeistige Ebene kommt nun zu kurz."

+++ Ebenfalls in der Funkkorrespondenz: die beliebten Charts, die Auskunft darüber geben, wer die meisten Kommentare in den „Tagesthemen“ performt.

+++ Weitere Texte zum Ende der Harald-Schmidt-Show: Michael Angele (Freitag) reflektiert in diesem Zusammenhang kulturhistorisch ausholend über das Phänomen des Verschwinden des Künstlers: „Meistens ist dieses Verschwinden nicht selbst gewählt, der Künstler hätte es lieber anders, wäre gerne weiter viel beachtet. Das Verschwinden der Person kann aber auch zum reflektierten Gegenstand des eigenen Schaffens gemacht werden, Michel Foucault experimentierte damit ebenso wie Andy Warhol oder Thomas Pynchon. In diese Reihe gehören auch die Schauspielerin Anne Tismer, oder Elke Heidenreich, die hart an ihrem Verschwinden gearbeitet hat, als sie mit ihrer ‚Lesen!‘-Show ins Internet ging, und es gehört unbedingt Harald Schmidt da hin.“ Stefan Niggemeier hat für faz.net gestern die letzte Sendung gesehen. Es gab demnach unter anderem „zwei zitierfähige Pointen“ zu Hoeneß („Ich habe gegen Hoeneß einen Vorteil: Ich werde heute entlassen“ und „Wir haben beide Millionen verzockt: er Euro, ich Zuschauer“).

+++ Der Deutsche Presserat hat die Lokalzeitung Die Harke für das rüde Verhalten eines Bildberichterstatters bei der Durchsuchung der Wohnung Sebastian Edathys gerügt. Der Tagesspiegel informiert.

+++ Kathrin Werner stellt auf der SZ-Medienseite „das erste Projekt“ unter dem neuen Washington-Post-Verleger Jeff Bezos vor, „das den Weg in die digitale Zukunft der altehrwürdigen Printzeitung weisen könnte“. Worum es sich handelt? „Die Zeitung eröffnet ein neues Büro in New York. Dort sollen Medienstrategen, Techniker und Designer sitzen, Journalisten irritierenderweise nicht. Mehr als ein Dutzend neue Leute wollen die Digital-Strategiechefin Sarah Sampsel und der IT-Manager Greg Franczyk vorerst einstellen, es können auch noch mehr werden (...) (Sampsel) könne sich gut vorstellen, mit anderen Unternehmen zusammenzuarbeiten, etwa mit App-Startups. ‚Unser Team hier soll sich fernab von der alltäglichen Plackerei im Newsroom Gedanken über die Zukunft des Onlinejournalismus machen (...)‘“

+++ „Es ist noch nicht lange her, da hätte ein öffentlich geäußerter Vorwurf einer jüdischen Gemeinde für Nachdenklichkeit und leise Reaktionen gesorgt“, konstatiert Daniel Killy (Jüdische Allgemeine), aber zumindest beim NDR ist diese Zeit wohl vorbei, zumindest gemessen an den einigermaßen dickhosigen Reaktionen des Senders auf die Kritik daran, dass man im „Tatort“ vom letzten Sonntag meinte, ein Stück des  von Haftbefehl verwenden zu müssen, den Killy für einen „antisemitischen Rüpel-Rapper" hält [Nachtrag, 12.20 Uhr: Ein Journalistenkolleg eschrieb mir gerade per Facebook-PM,  er sei mal einen Tag mit Haftbefehl unterwegs gewesen und sich „tatsächlich ziemlich sicher, dass er wirklich kein Antisemit ist". Über das Thema wird dann wohl noch weiter diskutiert werden müssen, wenn auch möglicherweise nicht hier - RM]

+++ Wer wird der „neue Don Draper“ bzw. vielleicht auch der „neue Walter White“? Vanity Fair weiß mehr.

+++ Fernsehen am Samstag: Ursula Scheer lobt auf der FAZ-Medienseite die britische Miniserie „Der Anwalt des Teufels“ (Vox): „Regisseur Brian Welsh inszeniert eine Geschichte ohne Läuterung aus einer glänzend kaputten Upper-Class-Welt, nach allen Regeln des Suspense.“ Neugierig macht nicht zuletzt Scheers Einschätzung, dass „selbst die unglaubwürdigtsen Unglaubwürdigkeiten der Handlung die Spannung nicht zerstören können“.

Neues Altpapier gibt es wieder am Montag.

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