Mias Mörder hat sich offenbar erhängt

Mias Mörder hat sich offenbar erhängt

Schifferstadt, Frankenthal (epd). Der am Donnerstag in seiner Zelle in der Jugendstrafanstalt Schifferstadt tot aufgefundene Abdul D. hat sich offenbar erhängt. Die Befunde der Obduktion bei dem vermutlich aus Afghanistan stammenden Häftling ließen sich mit einem Suizid in Einklang bringen, teilten die Staatsanwaltschaft Frankenthal und das Polizeipräsidium Rheinpfalz am Freitag mit. Hinweise auf eine Gewalteinwirkung durch Dritte bestünden nicht. Es werde jedoch noch ein toxikologisches Zusatzgutachten erstellt.

Im September vergangenen Jahres war Abdul D. wegen Mordes an seiner Ex-Freundin Mia zu einer Freiheitsstrafe von acht Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte ihm zur Last gelegt, das Mädchen am 27. Dezember 2017 heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen in einem Drogeriemarkt im pfälzischen Kandel getötet zu haben. Da die Altersfrage des Flüchtlings nicht zweifelsfrei geklärt werden konnte, wurde er nach dem Jugendstrafrecht angeklagt.

Abdul D. war im April 2016 als Flüchtling ohne Ausweispapiere nach Deutschland gekommen. Er wurde als unbegleiteter, minderjähriger Flüchtling registriert und dem Landkreis Germersheim zugewiesen. In Kandel ging er zur Schule, wo er auch Mia kennenlernte. Im Februar 2017 lehnte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge seinen Asylantrag ab. Wegen eines Abschiebeverbots durfte er trotzdem vorerst im Land bleiben.

Infolge des Mordfalls kam es in dem 9.000-Einwohner-Ort Kandel immer wieder zu rechtsgerichteten Demonstrationen gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung, zu linken Gegendemonstrationen und Kundgebungen eines Bürgerbündnisses. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) warf den rechtsgerichteten Demonstranten mehrfach vor, den Fall politisch zu missbrauchen.