Kassen: Keine Massenflucht wegen Zusatzprämie

Kassen: Keine Massenflucht wegen Zusatzprämie
Der Zusatzbeitrag, den acht gesetzliche Krankenversicherungen seit kurzem erheben, hat nach bisherigen Erkenntnissen noch keine massenhafte Wechselbewegung in andere Kassen ausgelöst.

Laut einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa am Dienstag hat der Zusatzbeitrag, den acht gesetzliche Krankenversicherungen seit kurzem erheben, noch nicht zu massenhafter Wechselbewegung in andere Kassen geführt. Zwar habe es "vereinzelt Unmut und vereinzelte Kündigungen" gegeben, doch könne von einem Massenboykott des Zusatzbeitrags nicht gesprochen werden, hieß es bei der DAK, einer der größten Kassen in Deutschland.

Zahlungsfrist läuft erst am 15. März ab

Zuvor hatten die "Lübecker Nachrichten" berichtet, Millionen Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen verweigerten die Zahlung des Zusatzbeitrag von acht Euro monatlich. Mit dem Beitrag soll das drohende Defizit gedeckt werden. Betroffene Versicherte können in diesen Fällen in eine andere Kasse wechseln.

DAK-Sprecher Frank Meiners erklärte, aus der Tatsache, dass bisher erst rund 1,5 Millionen Einzugsermächtigungen vorliegen, "kann nicht der Schluss gezogen werden, dass es einen Massenboykott gibt". Zudem laufe die Zahlungsfrist erst am 15. März ab. "Wir gehen davon aus, dass die meisten Kunden ihren Zusatzbeitrag bezahlen werden", betonte er. Die DAK hat rund 4,6 Millionen zahlende Mitglieder.

Eine Sprecherin der KKH-Allianz sagte: "Wir haben erst in der vergangenen Woche damit begonnen, unsere 1,5 Millionen Mitglieder anzuschreiben und über die fälligen Zusatzbeiträge zu informieren." Aufgrund der Kürze der Zeit seien noch keine Sonderkündigungen bekannt. Viele Mitglieder hätten via Internet "bereits die Einzugsermächtigung für die acht Euro erteilt".

Erste Kündigungen, keine genauen Zahlen

Die BKK Gesundheit in Frankfurt mit nach eigener Aussage 1,4 Millionen Versicherten spricht zwar von Kündigungen, weiß aber erst Ende März oder Anfang April über die genaue Zahl Bescheid. Ein Zwischenstand war nicht zu erhalten. Der Zusatzbeitrag gilt zwar ab Februar, ist aber erst am Ende des Quartals fällig, also Ende März. Bis dahin können Versicherte noch wechseln.

Ein Sprecher der BKK für Heilberufe in Düsseldorf sagte, konkrete Zahlen könne er nicht nennen. Das Sonderkündigungsrecht gebe es noch bis zum 6. April. "Da ist jetzt noch keine abschließende Aussage möglich." Über die Zahl der zurückgesandten Einzugsermächtigungen sei ebenfalls keine Aussage möglich.

Die Deutsche BKK (Wolfsburg) lehnte eine Auskunft zu Sonderkündigungen und Einzugsermächtigung ab. Die rund 750.000 Mitglieder der Deutschen BKK müssen ebenfalls seit dem 1. Februar acht Euro Zusatzbeitrag zahlen.

"Es gab Sonderkündigungen"

Bei der BKK Westfalen-Lippe sind seit Einführung der Zusatzbeiträge 800 Mitglieder ausgetreten. "Das ist noch im Rahmen", sagte Vorstand Willi Tomberge in Münster. "Wir gehen davon aus, dass die Versicherten erkannt haben, dass der Gesundheitsfonds generell unterfinanziert ist und dass spätestens zum 1. Januar 2011 alle Kassen Zusatzbeiträge erheben werden - wenn die Politik nichts ändert."

Ein Sprecher der BKK advita in Alzey sagte: "Es gab Sonderkündigungen." Zahlen könne er aber noch nicht nennen. Die BKK advita hat nach eigenen Angaben 35.000 Mitglieder.

Auch die Gemeinsame Betriebskrankenkasse (GBK) in Köln will von Massenflucht nichts wissen. Die Austritte beliefen sich auf "weit unter zehn Prozent", sagte Vorstand Helmut Wasserfuhr. Die GBK hat etwa 28.000 Versicherte.

dpa