Kein Weihnachten für freche Kinder - tut man das?

Kein Weihnachten für freche Kinder - tut man das?
Was darf man tun, was nicht? Je nach Angelegenheit ist die Antwort nicht immer leicht und eindeutig. Wir stellen Fragen von Nutzern vor, die sich in einer ganz bestimmten Sache nicht sicher sind.

Beim Internetportal www.das-tut-man-nicht.de können Nutzer Fragen stellen, wenn sie sich nicht sicher sind, ob eine Angelegenheit in gesellschaftlicher, moralischer, ethischer, sozialer oder religiöser Sicht in Ordnung ist oder eben auch nicht. Experten beantworten die ausgewählten Fragen. Wir stellen jede Woche ein Problem samt Antwort zur Diskussion.

Die Frage:

Kinder halten Weihnachtsgeschenke für eine Elternpflicht.Teilweise werden richtig böse Dinge eingefordert. Dinge, die sich die Eltern schlichtweg nicht leisten können. Ich will eine Kampagne vorantreiben: Wir schenken zu Weihnachten NICHTS, weil die Kinder mit NICHTS zufrieden sind. Dann ist allen geholfen. Tut man das?

Die Antwort von Paul Nolte, Präsident der evangelischen Akademie in Berlin:

Das ist natürlich Kokolores. Wenn auch Kokolores mit hohem Sympathiefaktor. Eine jede Mutter, ein jeder Vater kennt sie, die Verzweiflung: 'Hilfe, mein Kind kriegt den Hals nicht voll!' Nach der Zuckerwatte ist vor der Zuckerwatte, kaum steht der Computer auf dem Schreibtisch, will die kleine Blage auch noch einen Drucker. Da könnte man vor Wut in den Teppich beißen. Das Problem ist allerdings zweigeteilt. Zum einen leben wir in einer Konsumgesellschaft mit dem Schlachtruf "mehr!", das Wort "Enthaltsamkeit" ist vom Aussterben bedroht. Das leben wir unseren Kinder vor, sie imitieren nur, was sie bei den Großen sehen. Das heißt, den eigenen Kinder mit gutem Beispiel vorangehen. Zum anderen kommen Kinder als die größten Egomanen aller Zeiten auf die Welt. Nicht "Mama" und "Papa" sind die wahren ersten Worte, sondern "nein!" und "mein!". Das hat ihnen in Jahrmillionen das Überleben gesichert. Unsere Aufgabe als Eltern ist es nun, kleinen Menschen auf dem Weg zu großen Menschen die Tugend der Empathie zu vermitteln: 'Es gibt auch noch andere. Ich bin nicht das Zentrum des Universums.' Und bis es soweit ist, bis aus einer jauligen Blage vor dem Legoregal ein Wesen mit Koordinatenkreuz geworden ist, heißt es für die Großen: Pobacken zusammenkneifen, durchatmen, bis hundert zählen – und erklären, was ein Kind nicht hören möchte: "NEIN." Nicht immer. Aber immer wieder. Übung macht den Meister. Und wer jetzt zu Weihnachten anfängt, hat spätestens zum nächsten Kindergeburtstag davon gut. Das tut man nicht

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