Audrey Hepburns Kleider unterm Hammer

Audrey Hepburns Kleider unterm Hammer
Die Garderobe von Audrey Hepburn wird versteigert. Die Kleider und Kostüme unterm Hammer erzählen viel über das Leben der Schauspielerin – und wie sie mit ihrer schlichten Eleganz die Mode revolutionierte.
04.12.2009
Von Andreas Block

Für Pomp und Schnörkel konnte sie sich noch nie begeistern. Als eine junge aufstrebende Schauspielerin namens Audrey Hepburn im Jahr 1952 heiraten wollte, ließ sie sich ein Hochzeitskleid schneidern, wie es schlichter kaum sein könnte. Eine Schleife, wie das Kleid elfenbeinfarben, war das einzige auffällige Accessoire des Kleides. Ansonsten galt für die Hepburn schon in diesen frühen Tagen ihrer Karriere: Schlicht ist schön.

Das Hochzeitskleid ist eins von dutzenden Kleidungsstücken Hepburns, die am Dienstag in London versteigert werden. Fans konnten sich die Kleider, Hüte und Blazer Anfang der Woche schon in Paris anschauen. Der Begriff "Mode-Ikone" wird inflationär gebraucht – schaut man sich aber die Garderobe an, die jetzt unter den Hammer kommt, steht fest: Der Stil Hepburns hat alle Moden der letzten Jahrzehnte überlebt. Und ganz nebenbei erzählen ihre Garderoben eine Menge über das Leben der Schauspielerin, die im Mai dieses Jahres 80 Jahre alt geworden wäre.

So wie jenes elfenbeinfarbene Kleid, das Hepburn 1952 bei den Modemacherinnen Micol und Zoe Fontana in Auftrag gab. Einige Wochen später gab Hepburn ihrem Verlobten James Hanson einen Korb. Das Designerstück, das sie vor dem Altar tragen sollte, verstaubte aber nicht für immer im Schrank. Hepburn wollte es einer jungen Frau vermachen, einer, "die sich nie ein so teures Kleid leisten kann". Schneiderin Zoe Fontana schenkte das Kleid einer hübschen, bettelarmen Italienerin – die dann tatsächlich darin heiratete. 50 Jahre später, 2002, spürten die Fontanas das Kleid wieder auf. Jetzt wird es erneut den Besitzer wechseln.

Briefe und Postkarten

Audrey Hepburn, das zeigt nicht nur die Brautkleid-Episode, hatte Spaß am Verschenken. Und ohne diesen Spaß würden die Londoner Auktion und die Pariser Ausstellung gar nicht stattfinden. Denn die Garderobe lagerte jahrzehntelang bei Tanja Star-Busmann, eine der engsten Freundinnen Hepburns. Jedes Jahr vermachte die Schauspielerin ihr Kleider, Kostüme, Shirts. "Das war 1000-mal besser als Weihnachten", sagt die heute 75-jährige Star-Busmann.

Den wertvollen Paketen legte Hepburn Postkarten und Briefe bei, auch die kommen unter den Hammer. In großen, runden Buchstaben beschrieb sie ihr neues Leben in den USA, erst in New York, dann in Hollywood. "Die Amerikaner sind alle sehr freundlich. Und ich liebe die Eiscreme hier", schrieb sie während ihres ersten Broadway-Engagements an Star-Busmann. Hepburn war nach dem Zweiten Weltkrieg mit ihrer Mutter aus den Niederlanden zuerst nach London gezogen. Nach der Ballettausbildung tanzte sie im Broadway-Musical "Gigi", Filmemacher entdeckten ihr Talent. Der Rest ist Kinogeschichte, Hepburn drehte "Ein Herz und eine Krone", "Sabrina" und "Frühstück bei Tiffany".

"Audrey Hepburn hat mit ihrem Stil die Mode der 50er- und 60er-Jahre revolutioniert", sagt Kerry Taylor. Die Amerikanerin organisiert die Versteigerung der prominenten Garderobe. Vor Hepburn sei die Filmwelt auf blonde Frauen mit üppigen Kurven wie Marilyn Monroe geeicht gewesen. "Audrey hat die Eleganz, das Understatement verkörpert. Weniger war für sie mehr."

Das Kleine Schwarze

Auf keines der Stücke, die in Paris schon im Scheinwerferlicht glänzten, passt diese Aussage besser als auf das Kleine Schwarze, Hepburns Markenzeichen. Dieser Hauch von Stoff gehört gleich mehrfach zur Auktion, entworfen von Hepburns Lieblingsschneider Hubert de Givenchy. Viele Modemacher brüsten sich damit, das Kleine Schwarze erfunden zu haben – Givenchy kann in jedem Fall behaupten, mit seinen Kreationen für die Hepburn entscheidend zu dessen Popularität beigetragen zu haben. Das Cocktailkleid aus "Frühstück bei Tiffany" war seinem neuen Besitzer vor drei Jahren 467.200 Pfund wert - umgerechnet aktuell rund 513.000 Euro.

Auch wenn die Erlöse diesmal wohl kleiner ausfallen werden: Wer in London ein Kleines Schwarzes oder aber ein Sommerkleid ersteigern will, braucht gute Nerven und eine Kreditkarte. Wer das Kleid dann auch noch tragen will, sollte etwa 1,70 Meter groß sein und schlank – wie Audrey Hepburn selbst. Denn eine nachträgliche Änderung kommt bei einem solchen Kauf wohl nicht in Frage.