Bibelserie: "Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt"

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Berthold Furtmeyr, „Baum des Todes und des Lebens“, Salzburger Missale (15. Jh.)
Bibelserie: "Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt"
Vom Baum des Lebens und verdorrten Feigen - ein biblischer Überblick zum "Tag des Baumes"
Seine Wurzeln reichen tief hinab, seine Krone weit hinauf. Dieser sichtbaren Mittlerschaft zwischen Erde und Himmel verdankt der Baum in fast allen Kulturen und Religionen der Welt seine Beliebtheit als Symbol. Sein Wachsen im Jahresrhythmus zeigt die Vergänglichkeit und die Auferstehung, den Tod und die Hoffnung. Und wenn er immergrünt wie der Tannenbaum, dann ist er schwer zu übertreffendes Sinnbild für das ewige Leben.

Baum des Lebens

1 Mose 2,6-3,24; Offenbarung 22,1f.
Mitten in den Paradiesgarten pflanzte Gott den Baum des Lebens. Nach jüdischer Tradition handelte es sich um einen Olivenbaum. Um die Menschen nach dem Sündenfall daran zu hindern, dass sie auch die Früchte des Lebensbaumes essen, versperrt Gott ihnen den Rückweg in den Garten Eden. Er möchte verhindern, dass der Mensch "ewiglich" lebe. Im endzeitlichen himmlischen Jerusalem, so die Vision des Sehers Johannes in der Offenbarung, werden die Menschen viele Bäume des Lebens sehen. Sie säumen die Ufer des "Stromes lebendigen Wassers", der von Gottes Thron ausgeht. In jedem Monat tragen sie Früchte; ihre Blätter "dienen zur Heilung der Völker".
Zitat: "Und er trieb den Menschen hinaus und ließ lagern vor dem Garten Eden die Cherubim mit dem flammenden, blitzenden Schwert, zu bewachen den Weg zu dem Baum des Lebens."

Baum der Erkenntnis

1. Mose 2,6-3,24
Auch er schlägt seine Wurzeln mitten im Paradies. Seine Früchte bringen den Tod, mahnt Gott das erste und einzige Menschenpaar. Das sei nur eine Drohung, erklärt eine Schlange Eva; wer die Frucht esse, der wird "sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist". Der Fortgang der Geschichte ist bekannt: Eva pflückt eine der verlockenden Früchte und gibt auch Adam davon. Das hat unabsehbare Folgen bis heute. Der Volksmund meint, dass es sich um einen Apfel gehandelt habe; es wird eher ein großer Feigenbaum gewesen sein. Der Brauch, den Weihnachtsbaum mit Äpfeln zu behängen, soll daran erinnern, dass mit Jesus die Menschen von den Folgen des Sündenfalls erlöst sind.
Zitat: "Von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen."

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Eiche

1 Mose 35,8; Jesaja 1,29
War die Eiche von Bethel Vorläufer der modernen Friedwälder? Dass Debora, die Amme von Rebekka, unter einer "Klage-Eiche" begraben wurde (wie auch König Saul), hat einen Sinn. Die Eiche galt (und gilt) als besonders starker, beschützender Baum. Der Profet Amos beschwört die Stärke der Eichen; unter einer Eiche sammeln sich die israelitischen Stämme, offensichtlich wollen sie dort Kraft sammeln. Auch die Angehörigen nichtisraelitischer Götzenkulte feiern unter Eichen ihre Feste; die waren offensichtlich so mitreißend, dass auch einige Israeliten munter mitmachten. Was wiederum dem Propheten Jesaja Anlass für einen Fluch gab:
Zitat: "Ihr sollt zuschanden werden wegen der Eichen, an denen ihr eure Lust habt."

Tanne

1 Mose 6,14; Hosea 14,9
Auch Luther konnte irren: Beim Übersetzen der Sintflut-Geschichte und des Profeten Hosea machte er aus der immergrünen Zypresse kurzerhand einen Tannenbaum. So kommt es, dass Noah in unserer Vorstellung für den Bau der Arche Tannenholz verwendet und die Bretter "verpicht mit Pech". Tatsächlich waren in dieser Zeit Zypressen beliebt bei Schiffbauern, da das Holz nicht fault. Deswegen ist die Zypresse auch in vielen anderen alten Kulturen Symbol für die Ewigkeit. Eine Folge davon ist bis heute die Beliebtheit der Zypresse auf Friedhöfen.
Zitat: "Ich will sein wie eine grünende Tanne."

Zeder

Psalm 104,16
Die Zedern des Libanon boten nicht nur einen grandiosen Anblick, sondern dienten auch als wichtiges Exportgut. Bis nach Ägypten wurden sie zu biblischen Zeiten verschifft und dort zu Möbeln und Särgen verarbeitet. König Salomo verwendete das Holz zum Bau des prächtigen Jerusalemer Tempels. Auch in der frühen Christenheit genoss Zedernholz besondere Ehre. "Die Pfosten unseres Hauses aus Zedernholz zu machen, heißt die Seele vor Verderbnis zu bewahren", empfahl Kirchenvater Origenes.
Zitat: "Die Bäume des Herrn stehen voll Saft, / die Zedern des Libanon, die er gepflanzt hat."

Feigenbaum

Sacharja 3,10, Matthäus 21,19
Ein Freund des Feigenbaumes war Jesus nicht: Nur um seinen Jüngern seine Macht zu demonstrieren, lässt er einen gesunden Feigenbaum verdorren: "Nun wachse auf dir niemals Frucht!" (Leider wurde diese Bibelstelle in der Kirchengeschichte gegen die jüdische Synagoge angewendet.) In vielen Geschichten und Gleichnissen der Bibel kommt der Feigenbaum vor. Unter einem Feigenbaum (oder einem Weinstock) zu sitzen, ist der Ingebriff von Glück und Sorglosigkeit, immerhin trägt er zweimal im Jahr süße Früchte.
Zitat: "Zu derselben Zeit, spricht der Her Zebaoth, wird einer den andern einladen unter den Weinstock und unter den Feigenbaum."

Lebensbaum

Jeremia 17,8
Diese Sorte wächst nicht in der Natur; es scheint, als wollen viele Verfasser Bibel den Menschen ein besonders eindrückliches Bild an die Hand geben, um ihr Leben zu verstehen. David, der Psalmist, empfiehlt, das eigene Leben mit einem Baum zu vergleichen, "gepflanzt an den Wasserbächen" (Psalm 1,3). Um sein Leid in Worte zu fassen, greift Hiob das Bild eines Baumes auf: "Ein Baum hat Hoffnung, auch wenn er abgehauen ist; er kann wieder ausschlagen..." (Hiob 14,7) . Und die Früchte eines Baumes versinnbildlichen den Ertrag des Lebens: "So bringt jeder gute Baum gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt schlechte Früchte." (Matthäus 7,17).
Zitat: "Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach hin streckt. Denn obgleich die Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht, sondern seine Blätter bleiben grün; und er sorgt sich nicht, wenn ein dürres Jahr kommt, sondern bringt ohne Aufhören Früchte."

Zum Weiterlesen:
Wolfgang Kawollek, Henning Falk: Bibelpflanzen kennen und kultivieren, Eugen Ulmer Verlag 2005