Stiftung Organtransplantation mahnt schnelle Reformen an

Stiftung Organtransplantation mahnt schnelle Reformen an
Der scheidende Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation, Rainer Hess, hat eine schnelle Überarbeitung der Richtlinien angemahnt. Der Missbrauch bei der Organvergabe habe nicht nur die Bevölkerung aufgewühlt, sondern auch das Personal in den Kliniken, sagte Hess dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". "Einige Kliniken haben sich regelrecht von der Organspende verabschiedet." Um das Vertrauen zurückzugewinnen, müssten die Richtlinien dringend überarbeitet werden. Dies dauere derzeit zu lange.

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Die Sozial- und Gesundheitswissenschaftlerin Alexandra Manzei forderte angesichts des Mangels an Organspendern in Deutschland, Alternativen stärker zu fördern. Es gelte, die Organspende durch andere Technologien und Präventionsmaßnahmen zu ersetzen, sagte Manzei am Samstag im Deutschlandradio Kultur. Als Beispiele nannte die Wissenschaftlerin die Weiterentwicklung von Kunstherzen und das präventive Verhalten des Einzelnen beispielsweise bei der Ernährung. Die Organspende sei lediglich eine "Brückentechnologie".

"Man macht den Leuten etwas vor, wenn man sagt, wenn nur alle einen Organspende-Ausweis hätten, gäbe es genug Organe", kritisierte Manzei, die den Lehrstuhl für Methodologie und Qualitative Methoden in der Pflege- und Gesundheitsforschung der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar bei Koblenz innehat. Derzeit warteten in Deutschland 11.000 Menschen auf eine Organtransplantation, und der Bedarf werde in Zukunft weiter wachsen. Demgegenüber stünden jedoch nur 2.000 Hirntote pro Jahr.

Transplantationsregister gefordert

Hess, der das Amt bei der Stiftung am Montag abgibt, forderte ein Transplantationsregister. "Die Angehörigen der Spender und jeder Arzt müssen nachvollziehen können, was mit den entnommenen Organen geschehen ist." Ein Register sei die Grundlage für die Transparenz, die es benötige, um das Vertrauen des medizinischen Personals und der Menschen zurückzugewinnen.

Nach den im Jahr 2012 bekanntgewordenen Manipulationen bei Organtransplantationen in Universitätskliniken ist die Zahl der Organspender in Deutschland eingebrochen. 2013 sank sie auf 876 Spender. Nach Angaben der Stiftung Organtransplantation ist das der niedrigste Wert seit Verabschiedung des Transplantationsgesetzes 1997.