Limburger Bischof ist nach Rom gereist

Foto: dpa/Uwe Anspach
Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst steht in der Kritik.
Limburger Bischof ist nach Rom gereist
Der Limburger Bischof Tebartz-van Elst ist am Wochenende nach Rom gereist. Das bestätigte ein Bistumssprecher am Sonntag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Unterdessen werden gegen den umstrittenen Geistlichen neue Vorwürfe laut. Unter seiner Verantwortung seien jahrelang systematisch die Baukosten für das Bischöfliche Haus auf dem Domberg verschleiert worden, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (FAS). Damit sei sowohl die Aufsicht des Vatikans als auch des Vermögensverwaltungsrats des Bistums unterlaufen worden.

Nach Angaben von Spiegel Online flog Tebartz-van Elst am Sonntagmorgen mit der Billigfluglinie Ryanair vom Flughafen Frankfurt-Hahn im Hunsrück nach Rom. Noch am Samstag hatten Berichte über einen bevorstehenden Flug des Bischofs Rätselraten ausgelöst. Am Samstagabend hieß es aus dem Bistum, der Bischof werde erst in der kommenden Woche nach Rom reisen. Der Sprecher machte keine Angaben zur Dauer und Hintergrund der Reise. Es gilt als wahrscheinlich, dass Papst Franziskus den umstrittenen Bischof zu einer Audienz empfängt.

Zollitsch unterrichtet den Papst

Auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hält sich in der kommenden Woche in Rom auf. Er beginnt am Montag einen Besuch im Vatikan mit Gesprächen an der Kurie. Im Lauf der Woche will er Papst Franziskus über die Situation im Bistum Limburg unterrichten. Zollitsch war zuletzt auf Distanz zu Tebartz-van Elst gegangen.

Nach FAS-Recherchen wurde dem neu gegründeten Vermögensverwaltungsrat im Sommer 2011 ein Kostenvolumen in Höhe von 17 Millionen Euro für Um- und Neubauten auf dem Limburger Domberg vorgelegt. Die Summe war in zehn Einzelprojekte gestückelt, die allesamt unter der Grenze von fünf Millionen Euro lagen. Von dieser Summe an müssten Bauvorhaben dem Vatikan angezeigt werden, hieß es.

###mehr-artikel###Nach Informationen der "Welt am Sonntag" rechnet die Limburger Stadtverwaltung zusätzlich zu den bisher veranschlagten 31 Millionen Euro für den Bischofssitz mit Folgekosten in Millionenhöhe. Der Grund seien Schäden in der direkten Umgebung der Residenz, die durch die Baumaßnahmen entstanden sind und von der Kirche beglichen werden müssen. Die Gesamtkosten könnten dem Vernehmen nach damit auf bis zu 40 Millionen Euro steigen.

"In den Händen des Heiligen Stuhls"

Wie das Bistum Limburg am Samstagabend mitteilte, habe der Bischof deutlich gemacht, "dass die Entscheidung über seinen bischöflichen Dienst in den Händen des Heiligen Stuhls liegt". Der Bischof sei "betroffen über die Eskalation der aktuellen Diskussion". Er "bedauert, dass viele Gläubige im Bistum und darüber hinaus unter der gegenwärtigen Situation leiden".

Der Bischof steht seit Wochen wegen seines Führungsstils, der Kostenexplosion beim Bau des rund 31 Millionen Euro teuren Diözesanen Zentrums - statt ursprünglich 5,5 Millionen Euro - und einer Flugaffäre in der Kritik. Ein Verbleib von Tebartz-van Elst im Amt wird immer unwahrscheinlicher. "Viele in der Kirche, auch viele seiner bischöflichen Amtsbrüder, erwarten einen Rückzug", sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, der "Welt" (Samstag). "Aber sehr viele befürchten, dass der Bischof nicht zu dieser Einsicht kommt. Am Ende wird wohl Rom die Entscheidung treffen", sagte der Vorsitzende der katholischen Laienorganisation.

Meisner sieht "neue Lage"

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner, der Tebartz-van Elst bislang den Rücken gestärkt hatte, rückte inzwischen offenbar ebenfalls von ihm ab. Wie die FAS unter Berufung auf das Umfeld des Kardinals berichtet, sei für Meisner nach dem von der Staatsanwaltschaft Hamburg beantragten Strafbefehl gegen Tebartz-van Elst und nach der Bekanntgabe exorbitant gestiegener Baukosten für das Diözesane Zentrum in Limburg eine "neue Lage" eingetreten.

Dagegen nimmt der Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, Tebartz-van Elst in Schutz. Bei den Vorwürfen gegen diesen handele es sich um eine "Erfindung von Journalisten" und eine "Medienkampagne", hatte Müller nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" am Freitagabend während einer Messe in Rom gesagt. Für die hohen Baukosten für das Bischöfliche Haus in Limburg sei nicht der Bischof verantwortlich. Die Verantwortung liege vielmehr bei dessen Mitarbeitern.

Frustrierte Gläubige demonstrieren

In der Diözese wächst unterdessen der Ärger über die Kostensteigerungen bei dem Bauprojekt. Marius Hahn, Mitglied der Limburger Diözesanversammlung und des Bezirkssynodalrats, rechnet mit drastischen Kostensteigerungen. "Ich gehe von umfangreichen Schäden aus, die totgeschwiegen werden. Es herrscht keine Offenheit. Ich gehe davon aus, dass das Gesamtprojekt am Ende 40 Millionen Euro verschlungen hat", sagte Hahn der "Welt am Sonntag". Der Ruhestandspfarrer Hubertus Janssen, früher Sprecher der katholischen Basisbewegung "Wir sind Kirche", sagte dem Blatt: "Aufgrund der gemachten Erfahrungen sagt mir nicht nur mein Bauchgefühl, dass sich die Gesamtkosten am Ende auf 40 Millionen Euro belaufen werden. Und dann flippt die Bevölkerung aus."

Bei einer Messe im Limburger Dom am Sonntagmorgen war Tebartz-van Elst nicht zu sehen. Vor dem Gotteshaus meldeten sich enttäuschte Gläubige zu Wort. Aus Protest ließen Kritiker die Kirchenglocken um 12 Uhr 13 Mal schlagen. Die Aktion "Jetzt schlägt's 13" war der Auftakt einer Demonstration frustrierter Katholiken. "Ich bete für die Heilung von der Großmannssucht unseres Bischofs", sagte einer der Gläubigen. Pastoralreferent Joachim Schaefer von der katholischen Domkirchengemeinde Wetzlar sagte, die Kritiker wollten Ideen entwickeln, wie es mit dem Bistum weitergehen solle.