Menschenrechtler werfen Syrien Angriffe auf Bevölkerung vor

Menschenrechtler werfen Syrien Angriffe auf Bevölkerung vor
Die syrische Regierung nimmt nach Erkenntnissen der Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" die Zivilbevölkerung immer wieder ins Visier tödlicher Luftschläge.

Bei Angriffen auf Rebellengebiete seien laut einer syrischen Beobachtergruppe seit Juli mindestens 4.300 Menschen getötet worden, bei denen es sich nicht um Kämpfer handelte, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der Organisation mit Sitz in New York. Die Dunkelziffer sei vermutlich weit höher.

Als Ziele nennt "Human Rights Watch" etwa Krankenhäuser und Bäckereien, bei denen Menschen zum Brotkauf anstanden. Recherchen und Zeugenbefragungen vor Ort deuteten darauf hin, dass solche Angriffe in mehreren Fällen gezielt gegen die Bevölkerung gerichtet gewesen seien, heißt es in dem 80-seitigen Bericht "Death from the Skies" (Tod aus dem Himmel). In weiteren Fällen hätten die syrischen Streitkräfte Orte angegriffen, an denen sie nicht hätten unterscheiden können, ob sie Zivilpersonen oder Kämpfer treffen würden.

"Voller Angst vor der Luftwaffe ihres eigenen Landes"

Auch solche Angriffe seien schwere Verstöße gegen das Kriegsrecht, erklärt die Menschenrechtsorganisation. "Personen, die solche Verletzungen mit krimineller Absicht begehen, machen sich eines Kriegsverbrechens schuldig." In ihrem Bericht stützt sich die Organisation auf Recherchen zwischen August und Dezember 2012 an rund 50 Orten in Teilen Syriens, die unter Kontrolle der Opposition stehen, sowie auf Interviews mit mehr als 140 Augenzeugen und Opfern. Bei den Schätzungen von insgesamt mindestens 4.300 zivilen Opfern zwischen Juli 2012 und März 2013 bezieht sich "Human Rights Watch" auf das syrische Dokumentationszentrum VDC.

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"In einem Dorf nach dem anderen trafen wir auf Zivilisten, die voller Angst vor der Luftwaffe ihres eigenen Landes sind", sagte "Human Rights Watch"-Experte Ole Solvang, der an den Recherchen vor Ort beteiligt war. "Diese völkerrechtswidrigen Luftangriffe haben viele Zivilisten getötet und verletzt und eine Spur von Zerstörung, Angst und Vertreibung hinterlassen." Der bewaffneten syrischen Opposition wirft die Menschenrechtsorganisation vor, Truppen und Kommandozentralen auch in dicht besiedelten Gebieten unterzubringen.

Als Konsequenz aus dem Bericht fordern die Menschenrechtler verstärkte Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft, Angriffen auf die Bevölkerung ein Ende zu setzen. Seit März 2011 versucht der syrische Präsident Baschar al-Assad, einen Volksaufstand mit Waffengewalt niederzuschlagen. In dem Bürgerkrieg kamen nach UN-Schätzungen bereits mehr als 70.000 Menschen ums Leben, Millionen Syrer sind auf der Flucht vor der Gewalt.