Forscher: Der Trend zum Teilen ist im Tourismus angekommen

Forscher: Der Trend zum Teilen ist im Tourismus angekommen
Teilen statt Besitzen: Dieser Trend hat nach Ansicht von Touristik-Professor Roland Conrady auch die Reisebranche erreicht.
01.04.2013
epd
Jasmin Maxwell

"Gerade junge Leute wollen nicht mehr unbedingt Eigentum haben. Es reicht ihnen, wenn sie es nutzen können", sagte Conrady dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit Blick auf Carsharing-Plattformen. Im Tourismus zeige sich der Trend zum Teilen durch die steigende Beliebtheit von Urlaub in Privatwohnungen. "Man kann das Reiseverhalten nicht von gesellschaftlichen Strömungen trennen", sagte Conrady.

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Über Plattformen wie "Airbnb" oder "Wimdu" vermieten Privatpersonen ihr Zuhause oder auch nur ein Zimmer an Urlauber. Der Erfolg des Konzepts liegt nach Conradys Meinung nicht nur an den oft günstigen Preisen. Die Angebote machten es möglich, tiefer in fremde Städte und Kulturen einzutauchen, sagte Conrady, der an der Fachhochschule Worms Professor für Touristik und Verkehrswesen ist.

"Man lebt nicht in einer heilen, abgeschotteten Hotelwelt, sondern ist viel näher dran an den Menschen." Das passe zum wachsenden Wunsch nach Authentizität, den es beim Reisen in den letzten Jahren gebe, sagte Conrady. Der Trend gehe weg von der Pauschalreise zu einem individuellen Urlaub.

Wie viele Anbieter braucht es?

Conrady glaubt, dass die Privatzimmer-Vermittlung über das Internet in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird. Zwar mussten die deutschen Plattformen "9flats" und "Wimdu" im Jahr 2011 nach einer rasanten Expansion schon einige Monate später wieder Mitarbeiter entlassen. "Ich denke aber nicht, dass das ein Vorbote von einem Verschwinden dieser Geschäftsmodelle ist", sagte Conrady. Der Grund sei vermutlich ein zu schnelles Wachstum der Unternehmen in der Anfangszeit gewesen. "Aber man muss sich die Frage stellen, ob auf Dauer genügend Platz für drei oder vier Anbieter ist."

Für die Hotelbranche sind die Internetportale aus Sicht des Tourismus-Experten keine Bedrohung. "Ich glaube nicht, dass diese Angebote für alle Kundengruppen relevant sind", sagte Conrady. "Ein Geschäftsreisender will vielleicht gar nicht den Zugang zu Leuten vor Ort, sondern braucht seine Ruhe und den Service eines Hotels." Wem aber auch die privat vermietete Unterkunft zu teuer ist, kann immer noch auf die ganz günstige Variante ausweichen: das Couchsurfing.