Bischof Meister: Familienpolitik muss Kinder in Mittelpunkt rücken

Bischof Meister: Familienpolitik muss Kinder in Mittelpunkt rücken
Die Verantwortung und Fürsorge für Kinder muss nach Ansicht des hannoverschen Landesbischofs Ralf Meister viel stärker im Mittelpunkt der familienpolitischen Debatten stehen. "Es gibt in Deutschland offensichtlich Dimensionen von Vorbehalten gegen Kinder, die noch einmal tiefer gedeutet werden müssen", sagte der evangelische Theologe dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Eine neue Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung hatte Mitte Dezember ergeben, dass es für die Deutschen immer unattraktiver wird, Kinder zu bekommen. Im globalen Vergleich hat Deutschland den höchsten Anteil dauerhaft kinderloser Frauen.

Die Familie biete Kindern bis heute den klassischen und verbindlichsten emotionalen Schutzraum, den sie zum geborgenen Aufwachsen bräuchten, erläuterte Meister: "Das kann auch eine Patchwork-Familie oder eine Familie mit einem homosexuellen Elternpaar sein. Es ist eine kleine, überschaubare, verlässliche und sozial intakte Gemeinschaft, in der das Kind eine Heimat hat." Das Erschreckende bei Kindesvernachlässigungen oder Misshandlungen sei, dass es diesen Schutzraum entweder nicht gegeben habe oder dass er von Erwachsenen zerstört worden sei.

Zwar bewirke der Appell "Hab deine Kinder lieb" erst einmal gar nichts, sagte Meister, der selbst dreifacher Vater ist. Doch die Politik schaffe die Voraussetzungen, in denen sich derartige Schutzräume entfalten oder eben nicht entfalten könnten. Es müsse für äußere Rahmenbedingungen wie Steuererleichterungen gesorgt werden, um eine fürsorgliche Elternschaft abzusichern und positive Familienbilder zu stabilisieren.

Inzwischen gebe es immer mehr Menschen, die den Verzicht auf Kinder damit begründeten, in diese Zeit und Zukunft hinein keine Nachkommen zeugen zu wollen. "Diesem Argument kann nicht mit Gegenargumenten begegnet werden, sondern nur mit der Erfahrung der eigenen Elternschaft", sagte Meister.