Wegen Missbrauchs angeklagter Diakon beantragt Entlassung

Wegen Missbrauchs angeklagter Diakon beantragt Entlassung
Das bisher umfangreichste Disziplinarverfahren in der Geschichte der bayerischen evangelischen Landeskirche hat ein unerwartetes Ende genommen.

Der des Kindesmissbrauchs angeklagte ehemalige Leiter des Martin-Luther-Hauses der Nürnberger Stadtmission hat selbst seine Entlassung aus dem Kirchenbeamtenverhältnis beantragt, wie der Sprecher der Landeskirche, Johannes Minkus, dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Mittwoch sagte. Er bestätigte damit einen Bericht der "Nürnberger Nachrichten" (Mittwochsausgabe).

Der Landeskirchenrat hatte den Fall im Februar nach fast zweijähriger Voruntersuchung an die Disziplinarkammer der Landeskirche weitergeleitet. Dem heute über 75-Jährigen Rummelsberger Diakon werden körperliche Misshandlungen und Missbrauch von Kindern zur Last gelegt. Die Taten sollen sich zwischen Anfang der 70er und Ende der 90er Jahre ereignet haben. Der Heimleiter war bereits 1996 auf einen Schreibtischposten versetzt worden, nachdem bekanntgeworden war, dass er mit einem minderjährigen Mädchen in einem Zelt übernachtet hatte.

Als Anfang 2010 eine Frau dem pensionierten Diakon erneut Vorwürfe machte, wurden Voruntersuchungen eingeleitet. Nach dem Bekanntwerden der neuen Vorwürfe meldeten sich weitere Opfer, die von "Gewalt, Schlägen, Willkür, sexuellen Übergriffen und Grenzverletzungen" berichteten. Der Diakon selbst hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Strafrechtlich waren die ihm vorgeworfenen Taten Anfang 2010 verjährt. Mit seiner Entlassung aus dem Beamtenverhältnis endet auch das Displinarverfahren. Zudem verliert der Diakon alle kirchlichen Pensionsansprüche.