Experten: Keine Erzieherinnen-Ausbildung im Schnellverfahren

Experten: Keine Erzieherinnen-Ausbildung im Schnellverfahren
Erziehungsexperten haben den Plan der Bundesagentur für Arbeit kritisiert, Langzeitarbeitslose zu Erziehern umzuschulen. Der Plan sei fachlich nicht durchdacht, sagte die Leiterin des diakonischen Bildungszentrums Birkenhof in Hannover, Ursula Kretz, am Mittwoch dem epd. Die Bundesagentur für Arbeit hatte am Dienstag angekündigt, rund 5.000 Langzeitarbeitslose zu Erziehern auszubilden. Insgesamt 800.000 Arbeitssuchende würden die Voraussetzungen für die Umschulung erfüllen.

Für Kress zeigt die Debatte, dass die Anforderungen an Fachkompetenz und persönliche Eignung unterschätzt würden. Sie vermisse Gründe für eine in Aussicht gestellte verkürzte Ausbildung: "Der Fachkräftemangel in Kindertagesstätten rechtfertigt doch nicht, das Ausbildungssystem über den Haufen zu werfen. Das unterstellt ja, dass bislang überqualifiziert ausgebildet wird." Ab August 2013 wird vor allem aufgrund des Rechtanspruchs auf einen Betreuungsplatz ein Mangel an Erziehern erwartet.

Es reiche nicht aus, nur auf den Schulabschluss wie die Mittlere Reife zu schauen, sagte Kress. Um Fachkenntnisse erwerben und nutzen zu können, müssten Bewerber Motivation mitbringen. "Sie müssen sich auf die Arbeit mit Menschen einlassen und ihr eigenes Verhalten reflektieren können."

"Erzieherinnen sind mehr als reine Aufpasser"

Der Hildesheimer Caritas-Direktor Hans-Jürgen Marcus erklärte, dass es in Deutschland viele arbeitslose Kinderpflegerinnen und Sozialassistentinnen gebe, die stattdessen zu Erzieherinnen fortgebildet werden könnten. "Man sollte nicht öffentlich suggerieren, dass man x-beliebige Personen zu guten Erzieherinnen umschulen könne." Dies diskriminiere letztlich die gut ausgebildeten und engagierten Mitarbeiterinnen in den Einrichtungen.

Die Direktorin des Niedersächsischen Instituts für frühkindliche Bildung und Entwicklung in Osnabrück, Renate Zimmer, kritisierte den Vorstoß der Bundesagentur für Arbeit als "schweren Angriff" auf die Professionalität der Erzieher. "Erzieherinnen sind mehr als reine Aufpasser, sie haben sehr anspruchsvolle pädagogische Aufgaben", sagte Zimmer der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwochsausgabe). Die Wissenschaftlerin forderte, die Kapazitäten für eine fundierte Ausbildung auszubauen und den Beruf besser zu bezahlen.