Oranienburg (epd). Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat zum 80. Jahrestag der Befreiung der Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen vor einer Verharmlosung der Verbrechen der Nationalsozialisten gewarnt. Manche Geschichtsleugner wollten vom Holocaust nichts mehr wissen, erklärte Woidke am Sonntag bei einer Gedenkveranstaltung in Oranienburg in der Gedenkstätte Sachsenhausen. Aber „weder Erinnerung noch historische Verantwortung kennen einen Schlussstrich“.
Woidke betonte, es gebe immer weniger Zeitzeugen, die von den grausamen Bedingungen der Inhaftierung und Tötung tausender Menschen hinter den Mauern der Lager berichten könnten. „Deshalb ist es an uns, ihre wahrhaften Geschichten und die historischen Orte der NS-Verbrechen wachzuhalten“, betonte der brandenburgische Ministerpräsident. „Wir dürfen nicht weggucken bei Diskriminierung, Fremdenhass und schließlich auch nicht bei der Umdeutung des schlimmsten Kapitels deutscher Geschichte.“ Denn es gehe um eine demokratische und weltoffene Zukunft, sagte er bei der zentralen Veranstaltung am Sonntagnachmittag vor mehr als 700 Gästen, darunter vier Überlebende des KZ Sachsenhausen aus Polen, Israel und der Ukraine.
Begonnen hatten die Veranstaltungen am Sonntag mit einem interreligiösen Gottesdienst, gefolgt von einem Zeitzeugengespräch und Angeboten für die Angehörigen der NS-Verfolgten. Unter den Gästen waren Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sowie Abgeordnete und Botschaftsangehörige zahlreicher Staaten.
Das KZ Sachsenhausen wurde am 22./23. April 1945 von sowjetischen und polnischen Soldaten befreit. Hier waren seit 1936 mehr als 200.000 Menschen inhaftiert; mindestens 55.000 von ihnen starben.