Steinmeier: Kirche soll sich in Politik einmischen

Steinmeier: Kirche soll sich in Politik einmischen
Der SPD-Fraktionschef im Bundestag, Frank-Walter Steinmeier, wünscht sich eine kirchliche Einmischung in die Politik. "Kirche ist fest in der Gesellschaft verankert, nah bei den Menschen", schreibt er im neuen Jahrbuch der Hanns-Lilje-Stiftung, das am Freitag in Hannover erschien.

"Was sie sagt, kann niemand leicht überhören. Und deshalb spricht sie auch für diejenigen, die allein nicht gehört würden." Steinmeier gehört zum Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentags.

Auch Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) und Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) sprachen sich für eine kirchliche Einmischung in politische Fragen aus. Ein zentrales Thema sei dabei die Bewahrung der Schöpfung, sagte Göring-Eckardt, die auch Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Allerdings dürfe die Kirche nicht parteipolitisch werden.

Für McAllister sind die Kirchen "ein wichtiger Ratgeber in den Kernfragen des Zusammenlebens". Ihre Stimme sei notwendig, da sie der Welt einen Spiegel vorhielten.

Skeptischer zeigten sich der frühere bayrische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) und Niedersachsens Umweltminister Stefan Birkner (FDP). "Ich kann es beim besten Willen nicht verstehen, wenn sich die Kirche zu einer Steuerreform äußert", schreibt Beckstein, der Vizepräses der EKD-Synode ist. Birkner erwartet von der Kirche vor allem Seelsorge. Sie sei kein Lobby- oder Interessenverband.

Die Hanns-Lilje-Stiftung wurde 1989 von der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers gegründet und nach dem früheren Landesbischof Hanns Lilje (1899-1977) benannt. Seit ihrer Gründung hat sie mehr als 1.200 Projekte mit einer Gesamtsumme von rund elf Millionen Euro gefördert. Ihr aktuelles Stiftungskapital liegt bei 14,1 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr vergab sie Fördermittel von rund 144.000 Euro.