Prozess gegen ehemaligen SS-Wachmann des KZ Sachsenhausen

Prozess gegen ehemaligen SS-Wachmann des KZ Sachsenhausen

Brandenburg an der Havel (epd). Wegen NS-Verbrechen muss sich ein 100-jähriger früherer SS-Wachmann des KZ Sachsenhausen seit Donnerstag in Brandenburg an der Havel vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Beihilfe zum grausamen und heimtückischen Mord in 3.518 Fällen zwischen Januar 1942 und Februar 1945 vor. Vorgesehen sind mehr als 20 Verhandlungstage bis Januar 2022. (AZ: 11 Ks 4/21)

In dem Verfahren geht es unter anderem um die Erschießung sowjetischer Kriegsgefangener, die Ermordung von Häftlingen durch den Einsatz von Giftgas und allgemein um die Tötung von Häftlingen durch die Schaffung und Aufrechterhaltung von lebensfeindlichen Bedingungen. Der Angeklagte hat dazu nach Auffassung der Staatsanwaltschaft als Wachmann Beihilfe geleistet.

Nach Angaben der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten hat sich nur ein kleiner Bruchteil der Täter vor Gericht verantworten müssen. Bis 2005 seien in der Bundesrepublik insgesamt 257 Strafverfahren gegen 340 Tatverdächtige des KZ Sachsenhausen geführt worden, hieß es dort. Auch vor sowjetischen Militärtribunalen und in der DDR fanden seinerzeit einige Prozesse statt. Dem stehen nach Aussage von Stiftungsdirektor Axel Drecoll Tausende SS-Männer gegenüber, die von 1936 bis 1945 im KZ Sachsenhausen tätig waren.

An dem Verfahren in Brandenburg an der Havel sind nach Angaben des Landgerichts Neuruppin auch Überlebende des KZ Sachsenhausen und Nachkommen ehemaliger Häftlinge als Nebenkläger beteiligt, unter anderem aus Israel, Peru, Polen, den Niederlanden und Frankreich.