Papst Franziskus lehnt Rücktritt von Erzbischof Marx ab

Papst Franziskus lehnt Rücktritt von Erzbischof Marx ab
Franziskus bittet den Münchner Kardinal, im Amt zu bleiben. Er schrieb ihm einen persönlichen Brief, den der Vatikan am Donnerstag veröffentlichte. Darin gibt er Marx in der Einschätzung der Situation der Kirche recht.

Rom (epd). Papst Franziskus hat den Rücktritt von Kardinal Reinhard Marx als Erzbischof von München und Freising abgelehnt. Das teilte der Vatikan am Donnerstag mit. In einem persönlichen Brief an Marx bat Franziskus ihn, um Amt zu bleiben.

Papst Franziskus schrieb in seinem Brief an Marx, er stimme ihm zu, „dass wir es mit einer Katastrophe zu tun haben: der traurigen Geschichte des sexuellen Missbrauchs und der Weise, wie die Kirche damit bis vor Kurzem umgegangen ist“, schrieb er in dem vom Vatikan veröffentlichten Brief. Die Veröffentlichung des Briefs, mit dem der Papst das Rücktrittsangebot ablehnt, bricht mit dem gängigen Vorgehen des Vatikans bei Personalfragen.

Marx, der seit 2008 an der Spitze des Erzbistums München und Freising steht, hatte dem Papst am vergangenen Freitag seinen Rücktritt angeboten. Mit diesem Schritt wollte der 67-jährige Theologe nach eigenem Bekunden Mitverantwortung übernehmen „für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten“.

In einem Brief an Franziskus, der auf den 21. Mai datiert ist, hob er hervor, er wolle mit seinem Amtsverzicht persönliche Verantwortung übernehmen, „nicht nur für eigene mögliche Fehler, sondern für die Institution Kirche“, denn diese stehe nach seiner Einschätzung an einem „toten Punkt“.

„Sich der Heuchelei bewusst zu werden, ist ein erster Schritt, den wir gehen müssen“, heißt es in dem im Original auf Spanisch abgefassten Antwortbrief des Papstes an einen seiner engsten Berater. „Wir müssen für die Geschichte Verantwortung übernehmen, sowohl als einzelner als auch in Gemeinschaft“, fügte er hinzu. „Du sagst in Deinem Brief zu Recht, dass es uns nichts hilft, die Vergangenheit zu begraben. Das Schweigen, die Unterlassungen, das übertriebene Gewicht, das dem Ansehen der Institutionen eingeräumt wurde - all das führt nur zum persönlichen und geschichtlichen Fiasko“, so der Papst.

Auch in der Vergangenheit hatte der Papst Rücktrittsgesuchen von Bischöfen nicht immer zugestimmt. So reichte die gesamte chilenische Bischofskonferenz 2018 ihren Rücktritt ein, nachdem systematische Vertuschung von Missbrauchsskandalen weltweit Schlagzeilen gemacht hatte. Von den 34 Rücktrittsgesuchen nahm Papst Franziskus schließlich nur wenige tatsächlich an.