Worms (epd). Bei dem Luther-Stück der Nibelungen-Festspiele zum 500. Jahrestag des Wormser Reichstags wird es keinen Schauspieler geben, der als Reformator auf der Bühne steht. Eine knappe Woche vor dem für kommenden Dienstag geplanten Start der Proben gab die Festspiel-Gesellschaft am Mittwoch bekannt, wer in der Aufführung des Schweizer Bühnenautors Lukas Bärfuss welche Rollen übernehmen wird. Die Schauspielerin Sunnyi Melles wird demnach als Papst Leo X. zu sehen sein, Julischka Eichel spielt die dänische Prinzessin Elisabeth, Jan Thümer den Kurfürsten von Brandenburg und Jürgen Tarrach dessen Bruder Albrecht.
Zahlreiche weitere Mitglieder des diesjährigen Schauspieler-Ensembles stammen ebenso wie Regisseurin Ildikó Gáspár aus Ungarn. In dem Bärfuss-Stück geht es nach Auskunft der Veranstalter nicht darum, den Reformator Martin Luther als Helden zu zeigen, sondern darum, „wie seine Thesen aufgenommen werden und wie sie andere plötzlich zum Handeln zwingen“. Die Nibelungen-Festspiele wollten damit der Frage nachgehen, wie „aus einem kleinen, unbedeutenden Augustinermönch“ innerhalb kürzester Zeit ein „Weltenveränderer“ werden konnte. In welcher Form Luther bei den Aufführungen doch präsent sein wird, wollten die Verantwortlichen noch nicht preisgeben.
Die Stadt Worms und die evangelische Kirche erinnern 2021 an den 500. Jahrestag des Wormser Reichstags, auf dem Luther sich weigerte, seine Lehren zu widerrufen. Sein Treffen mit Kaiser Karl V. gilt als Schlüsselmoment der Kirchengeschichte. Obwohl die Coronavirus-Pandemie zahlreiche Korrekturen an dem ursprünglichen Veranstaltungsprogramm notwendig machte, sollen die Nibelungen-Festspiele vom 16. Juli bis zum 1. August auf einer Freiluftbühne am Wormser Dom nach derzeitigem Planungsstand auf jeden Fall mit Publikum stattfinden. Wegen des Jubiläumsjahrs gibt es anders als in der Vergangenheit ausnahmsweise keine Neuinszenierung der Nibelungen-Sage. 2020 waren die Festspiele pandemiebedingt abgesagt worden.
