Hausärzte erhalten zu Impfstart knapp eine Million Impfdosen

Hausärzte erhalten zu Impfstart knapp eine Million Impfdosen
Im zweiten Quartal soll die Corona-Impfkampagne deutlich an Fahrt aufnehmen. Nach Ostern werden die Hausärzte eingebunden. Sie bekommen zunächst nur eine Impfstoffsorte.

Berlin (epd). Zum Impfstart bei den Hausärzten erhalten die Praxen in der Woche nach Ostern knapp eine Million Impfdosen. Das kündigte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Donnerstag in Berlin an. Seinen Worten nach bekommen sie in den ersten zwei Wochen ausschließlich den Impfstoff von Biontech/Pfizer. Danach komme noch Astrazeneca hinzu und später Johnson & Johnson. Ende April nehme die Impfkampagne an Fahrt auf und es werde möglich sein, den Arztpraxen wöchentlich mehr als drei Millionen Impfdosen zur Verfügung zu stellen, versicherte der Minister. Alle angebotenen Impfdosen sollten umgehend verimpft werden.

Um den Impfstoff Astrazeneca gibt es derzeit Verwirrung. Nachdem vor zwei Wochen Impfungen mit dem Serum als Vorsichtsmaßnahme kurzzeitig ausgesetzt und dann doch wieder aufgenommen wurden, hat die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut am Dienstag ihre Empfehlung geändert. Demnach soll der Impfstoff uneingeschränkt nur noch an die Altersgruppe der über 60-Jährigen vergeben werden. Grund ist der Verdacht, es könne einen Zusammenhang zwischen der Impfung und einigen Fällen von Hirnvenenthrombosen insbesondere bei jüngeren Frauen geben.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ließ sich Astrazeneca am Donnerstag im Berliner Bundeswehrkrankenhaus verabreichen. Das Staatsoberhaupt ist 65 und somit über der Altersgrenze, für die die Einschränkung gilt. Steinmeier erklärte: "Ich vertraue den in Deutschland zugelassenen Impfstoffen." Das Impfen sei der entscheidende Schritt auf dem Weg aus der Pandemie. "Nutzen Sie die Möglichkeiten. Machen Sie mit", appellierte Steinmeier an die Bevölkerung.

Laut Spahn gibt es derzeit bundesweit noch Millionen ungeimpfte Menschen über 60. Er sei überzeugt, dass viele von ihnen sich ebenfalls mit Astrazeneca impfen lassen würden.

Den Start der Impfungen in den Hausarztpraxen bezeichnete er als einen wichtigen Schritt, wenn es auch "noch kein großer" Schritt sei. Nun würden Strukturen etabliert, die gewährleisteten, dass schon in wenigen Wochen deutlich mehr geimpft werden könne. Lediglich das Moderna-Vakzin soll den Angaben nach ausschließlich in den Impfzentren verabreicht werden, weil unklar ist, ob das Serum stabil bleibt, wenn es zu häufig von Ort zu Ort transportiert wird.

Laut Spahn hatten für die kommende Woche rund 35.000 Hausarztpraxen insgesamt 1,4 Millionen Impfdosen bestellt. Geliefert werden könnten zunächst aber nur 940.000 Dosen. Dem Minister zufolge wird zwar mit den niedergelassenen Hausärzten im vertragsärztlichen System begonnen, aber danach werden auch die Fachärzte und Privatärzte hinzugezogen. Er rief zugleich Menschen, die schon einen Termin im Impfzentrum haben, auf, diesen nicht abzusagen, sondern wahrzunehmen.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, appellierte an die Hausärzte, ihre Aufklärungspflicht bei der Impfung ernst zu nehmen. Umfassende Information und Beratung seien Voraussetzungen, "damit der Impfwillige sein Risiko einschätzen kann". In den Impfzentren gebe es dafür ein obligatorisches Verfahren, in dem die Krankengeschichte, mögliche Impfreaktionen und Risikofaktoren in den Blick genommen würden. "Dieses Vorgehen muss auch für die niedergelassenen Ärzte gelten." Er hob hervor, dass AstraZeneca "hierzulande bisher kaum bei älteren Menschen verimpft wurde". Daher sei auch eine lückenlose Dokumentation unerlässlich.

Der stellvertretende Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Stephan Hofmeister, sagte dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Donnerstag), man empfehle den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, Astrazeneca in ihren Praxen nur noch bei Menschen über 60 zu verimpfen. Der Zeitbedarf für eine Beratung und intensive Aufklärung jüngerer Patienten stehe "einer schnellen Impfkampagne diametral entgegen", sagte er. Ähnlich äußerte sich demnach der Deutsche Hausärzteverband.

epd mey/co mih