Erneute Attacke auf Rabbiner - Vorfall in München löst Empörung aus

Erneute Attacke auf Rabbiner - Vorfall in München löst Empörung aus

München (epd). Fast zwei Wochen nach dem antisemitischen Angriff auf den Berliner Rabbiner Yehuda Teichtal ist es am Wochenende zu einem ähnlichen Vorfall gegen eine Rabbiner-Familie in München gekommen. Wie das Polizeipräsidium München am Dienstag mitteilte, wurden am Samstagmittag ein 53-Jähriger und zwei 19-Jährige nach dem Besuch einer Synagoge beleidigt und angespuckt. Das Kommissariat ermittele gegen die beiden Tatverdächtigen, eine Frau und einen Mann, wegen Volksverhetzung und Beleidigung.

Der Angriff auf die Rabbiner-Familie sorgte in Bayern für Empörung. Die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler bezeichnete den Vorfall als "Schande". Antisemitismus und judenfeindlichen Äußerungen müsse entgegengetreten werden, erklärte die Theologin am Dienstag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

Nach den Worten von Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, erreichen die antijüdischen Übergriffe "quantitativ und qualitativ eine neue Dimension". In den vergangenen Tagen sei es in München insgesamt zu zwei antisemitischen Vorfällen gekommen, so die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Nachdem zunächst am Samstag ein Rabbiner in Schwabing beschimpft und anschließend einer seiner erwachsenen Söhne von einer zweiten Person bespuckt wurde, habe ein weiteres Mitglied der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern am Montagabend im Treppenhaus seines Wohnhauses eine Davidstern-Schmiererei vorgefunden. Sicherheit im öffentlichen Raum, die für alle Bürger selbstverständlich sein sollte, rücke gerade für Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft in immer weitere Ferne, beklagte Knobloch.

Als einen "Angriff auf die ganze Münchner Stadtgesellschaft" bewertete den Fall der Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, Ludwig Spaenle (CSU). Er appellierte an die Bürger, "bei auffälligem Verhalten, bei kritischen Aussagen und bei auffälligem Handeln" gegenüber Jüdinnen und Juden genau hinzuschauen und konsequent zu handeln. "Wir müssen deutlich machen, dass wir das Angehen von Jüdinnen und Juden bei uns nicht dulden", sagte Spaenle. Bayern werde Übergriffe auf Menschen jüdischen Glaubens nicht dulden. "Es geht konkret um die Menschenwürde im Alltag".

In Berlin war der Rabbiner Teichtal am letzten Juli-Wochenende zu Beginn des Sabbats von zwei Männern auf arabisch beschimpft und bespuckt worden. Teichtal ist Vorsitzender des orthodoxen Jüdischen Bildungszentrums Chabad Lubawitsch in Berlin-Wilmersdorf. Nach der Kippa-Warnung des Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, im Mai, hatte er erklärt, "unsere Identität" zu verbergen sei "keine Option".

epd lbm/cez fu