Hof (epd). Mit einer Fahrt von Prag nach Hof soll am 28. September ein historischer Sonderzug an einen Markstein in der Geschichte der deutschen Wiedervereinigung erinnern. 30 Jahre nach Evakuierung von mehreren tausend DDR-Bürgern, die sich im Sommer und Herbst 1989 auf das Gelände der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Prag geflüchtet hatten, werde der von einer Original-Lok gezogene Zug mit zahlreichen Ehrengästen an Bord noch einmal die Strecke von der tschechischen Hauptstadt nach Oberfranken zurücklegen. Wie der Europaausschussvorsitzende im Bayerischen Landtag, Tobias Gotthardt (Freie Wähler), mitteilte, liege die Genehmigung der Deutschen Bahn für diesen Sonderzug seit Montag vor.
Zusammen mit einigen tschechischen Parlamentskollegen habe Gotthardt die Idee auf den Weg gebracht, einen historischen Flüchtlingszug "im wahrsten Sinn des Wortes vom Abstellgleis" zu holen, heißt es in der Mitteilung. Nach einem Festakt im Prager Hauptbahnhof solle die Original-Lok mit Ehrengästen nach Hof rollen, um dort als Attraktion am 28. September einen Festakt des Bayerischen Landtags zu bereichern.
Mit Unterstützung von Landtagspräsidentin Ilse Aigner und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (beide CSU) habe das Vorhaben die Freigabe der Deutschen Bahn erhalten. "Es ist ein wunderschönes Zeichen der bayerisch-tschechischen Partnerschaft, dass unsere tschechischen Kollegen zu dieser historischen Gelegenheit an uns denken und den Sonderzug mit viel persönlichem Einsatz aufs Gleis bringen", sagte Gotthardt am Montag.
Im Jahr 1989 hatte eine bis dahin beispiellose Fluchtbewegung aus der DDR eingesetzt: Tausende Frauen, Männer und Familien nutzten die Reisemöglichkeiten nach Ungarn und die Tschechoslowakei, um in die Bundesrepublik zu gelangen. Einen Höhepunkt erreichte die Fluchtwelle im August und September, als sich zuletzt rund 4.000 Menschen unter kritischen Bedingungen auf dem Gelände der bundesdeutschen Botschaft befanden und ihre Ausreise erzwingen wollten. Sie konnten Prag am Abend des 30. September mit zunächst sechs Sonderzügen Richtung Hof verlassen. Bis zur Öffnung der innerdeutschen Grenze am 9. November wurde die Prager Botschaft erneut Zwischenstation für mehr als 10.000 Flüchtlinge, die zum Teil ebenfalls mit Sonderzügen in den Westen gebracht wurden.