Ökonom: Unverantwortliches Wirtschaften rechnet sich nicht

Ökonom: Unverantwortliches Wirtschaften rechnet sich nicht
Ethische Grundprinzipien zählen: Als Unternehmen kann man sich nicht leisten, sein Geschäft nicht anständig zu betreiben, sagt Ökonom Joachim Schwalbach. Das führe zu Imageverlust und der schlage sich automatisch auch in den Umsätzen nieder.
19.01.2012
Von Corinna Buschow

Die Einhaltung ethischer Grundprinzipien ist nach Ansicht des Berliner Ökonomen Joachim Schwalbach Bedingung für einen langfristigen Erfolg von Unternehmen. "Wenn man beispielsweise als kleines mittelständisches Unternehmen seine Geschäfte nicht anständig betreibt, ist man schnell weg vom Fenster", sagte Schwalbach anlässlich des 10. Berliner Forums für Ethik in Wirtschaft und Politik.

Gleiches gelte aber auch für große Unternehmen. Skandale wie unter anderem zuletzt bei der Drogeriekette Schlecker, die vor allem wegen ihrer Arbeitsbedingungen in der Kritik stand, führten zu einem Imageverlust. "Miserables Ansehen schlägt dann durch auf den Erfolg beziehungsweise Misserfolg", sagte der Wirtschaftswissenschaftler, der an der Berliner Humboldt-Universität lehrt. "Unverantwortliche Unternehmensführung rechnet sich nicht", betonte Schwalbach.

Die Aufsichtsräte sind bisher die Schwachstelle im System

Nach seiner Ansicht sind Skandalfirmen in Deutschland aber in der absoluten Minderheit. "Ich bin überzeugt davon, dass 99 Prozent der Unternehmen anständig handeln", sagte Schwalbach. Allerdings wundere ihn, dass diese sich jetzt nicht wehrten, wenn in der öffentlichen Meinung die gesamte Wirtschaft an Reputation verliere.

Die Skandale bei großen Unternehmen sind nach Ansicht Schwalbachs unter anderem in einer "gestreuten Eigentümerschaft" begründet. Dadurch würde sich am Ende niemand verantwortlich fühlen, sagte er. Der Ökonom plädiert für eine Stärkung der Aufsichtsräte. Bisher seien sie die Schwachstelle im System, sagte Schwalbach. Weil sie bei unternehmerischem Versagen zunehmend zur Verantwortung gezogen werden, stünde auch niemand mehr für einen Posten in dem Gremium Schlange, fügte er hinzu.

Schwalbach: Aufsichtsräte mit Berufserfahrung können das Problem lösen

Gelöst werden könne das Problem durch berufliche Aufsichtsräte, die ähnlich wie Beraterfirmen ihre Leistung den Unternehmen zur Verfügung stellten. Denkbar sei, dass Personen im Rentenalter solch eine Funktion wahrnehmen, erklärte Schwalbach. Für solch eine Funktion müsse immerhin auch viel Erfahrung mitgebracht werden.

Joachim Schwalbach lehrt an der Berliner Humboldt-Universität mit dem Schwerpunkt Management. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit der gesellschaftlichen Seite des Wirtschaftens, unter anderem mit den Tugenden des Kaufmanns und der Verantwortung von Unternehmen. Der Wirtschaftsprofessor wird am Donnerstag als erster Redner beim 10. Berliner Forum für Ethik in Wirtschaft und Politik in der Katholischen Akademie in Berlin erwartet.

epd