Filmkritik der Woche: "Brautalarm"

Filmkritik der Woche: "Brautalarm"
Eine Brautjungfer dreht durch: In der amerikanischen Komödie "Brautalarm" stellt Shootingstar Kristen Wiig die Hochzeit ihrer Freundin auf den Kopf.
20.07.2011
Von Katharina Grimnitz

Sie ist die beste Freundin der Braut - doch Annie (Kristen Wiig), mit vier weiteren Frauen zur Brautjungfer erkoren, hinterlässt bei den Vorfeiern vor dem eigentlichen Hochzeitsevent eine Schneise der Verwüstung. Männer spielen im Film "Brautalarm" nur eine marginale Rolle. Das verwundert, denn Regisseur Paul Feig hat sich bislang vor allem mit zotigen Männerkomödien wie "Jungfrau (40) männlich, sucht" und "Beim ersten Mal" hervorgetan.

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"Brautalarm" könnte ein Test sein, um herauszufinden, ob die Körperflüssigkeits-Obsession und der ungebremste Wahnwitz von Jungskomödien mit identifikatorischen Frauenthemen zusammengehen. Wenn das der Plan war, dann ist er in den USA mit bis jetzt 117 Millionen Dollar Einspielergebnis aufgegangen. Tatsächlich besitzt die Komödie Schwächen wie etwa abgehackte Szenen, die nirgends hinführen, ist aber dennoch vor allem eins: saukomisch.

"Saturday Night Live"-Ensemblemitglied Kirsten Wiig war bereits der heimliche Star in "Paul - ein Alien auf der Flucht" und gibt jetzt den weiblichen Loser. Annie ist ein erwachsenes Schreikind, dessen Frust sich in Selbstmitleid und aggressivem Beleidigtsein austobt. Sowohl finanziell, nach der Pleite ihrer Bäckerei, als auch privat, als Single, befindet sie sich im absoluten Tief. Es hilft nicht, dass ihr Kummerkasten, Freundin Lilian (Maya Rudolph), heiraten will. Als mit der perfekten Helen (Rose Byrne) eine Rivalin um Lilians Freundschaft buhlt, dreht Annie vollends durch.

Wenn Wiig, die auch das Drehbuch verfasste, zeigt, wie sich Frauen zu Närrinnen machen, definiert sie die Schmerzgrenzen für komische Frauenrollen neu. Ein Huch-Moment ist schon die Anfangssequenz, in der die gestresste Annie beim anstrengenden Sex mit ihrem Dauer-One-Night-Stand, einem selbstverliebten Porschefahrer (Jon Hamm), gezeigt wird. Es gibt eine Reihe hübscher Running Gags, doch vor allem als verbale Zicke läuft Annie etwa im Flieger zum Mädelsausflug nach Las Vegas zu großer Form auf.

Dirty Talk

Außerdem übt sich das Brautjungfernkränzchen in jenem "dirty talk", der von den "Sex and the City"-Grazien hoffähig gemacht wurde, stürzt sich aber auch in die Abgründe der aus Jungskomödien gewohnten Ekelkomik. Allerdings ist die Fallhöhe weit größer, wenn das Malheur statt in geplanten Entgleisungen bei Saufrunden in der Umkleide einer Haute-Couture-Brautmodenboutique passiert. Schön ist dabei, dass die Frauen trotz des Klamauks nicht bösartig denunziert werden und Klischees transzendieren.

So erweist sich die vierschrötige Megan (Melissa McCarthy), anfangs eine Kopie des halbdebilen "Hangover"-Freaks Zach Galifianakis, als Powerfrau. Und die gut ausgehaltene Zweitehefrau Helen, zunächst Abbild eines "Stepford Wives"-Automaten, leidet insgeheim darunter, immer alles ganz arg richtig machen zu wollen. Direkt emanzipatorisch ist diese Nummernrevue zwar nicht, aber das Lachen über die tödliche Triade aus Masochismus, Selbstmitleid und Herumzicken erfüllt seinen Zweck.

USA 2011. R: Paul Feig. B: Annie Mumolo, Kristen Wiig. Mit: Kristen Wiig, Maya Rudolph, Rose Byrne, Melissa McCarthy, Jon Hamm, Chris O?Dowd. L: 125 Min. FSK: ab 12, ff.

epd