Ludwigshafen/Harare (lk). Wenn Klaus-Peter Edinger, Auslandspfarrer in Simbabwe, auf "Heimaturlaub" in der Pfalz ist, genießt er die Selbstverständlichkeiten einer westlichen Wohlstandsgesellschaft in vollen Zügen: Immer genug Wasser, um auch einmal verschwenderisch damit umgehen zu können und Strom "aus der Steckdose" wann immer er benötigt wird.
Gleichzeitig hat der 58-Jährige schon nach kurzer Zeit zuhause in Ludwigshafen wieder "Heimweh" nach Simbabwe. Nach der Wärme und Lebendigkeit der Menschen in dem seit einiger Zeit von politischen Unruhen heimgesuchten afrikanischen Land. "In Afrika haben wir zwar nur jeden dritten Tag Strom. Aber bei den Gottesdiensten wird so viel gesungen und getrommelt – da bebt die Kirche. Die Menschen sind voller Lebensfreude. In Deutschland dagegen ist alles formal und dennoch unverbindlich."
Der Pfälzer Pfarrer betreut seit 2007 in Harare, der Hauptstadt Simbabwes, die Evangelische Gemeinde deutscher Sprache, deren Mittelpunkt die "Martin-Luther-Kirche" ist. Der südliche Teil des afrikanischen Kontinents ist dem gebürtigen Westpfälzer inzwischen zur zweiten Heimat geworden. Nach 15 Jahren Pfarrdienst in Neustadt-Mußbach ging Edinger mit seiner Familie für sechseinhalb Jahre nach Port Elisabeth in Südafrika. Zurück in der Pfalz, war er Pfarrer in Germersheim und in Ludwigshafen-Hemshof.
Und nun also, seit drei Jahren, Simbabwe – ein Land mit ungewisser politischer Zukunft. Rund 270 Mitglieder zählt Edingers Gemeinde, mehr als hundert kommen Sonntag für Sonntag in die Gottesdienste. Das seien die wichtigsten, aber auch anstrengendsten Tage, sagt er. Manchmal finden an einem Sonntag drei Gottesdienste statt, anschließend gibt es meist "Barbecue", also eine Grillparty, oder die Frauen-, Männer- und Jugendgruppen treffen sich. Um die Gemeindemusik kümmert sich Edingers Frau Elke. Zurzeit studiert die 57-Jährige mit der Gemeinde das Rockoratorium "Daniel" ein.
Der andere Teil des Dienstauftrags – Edinger wird je zur Hälfte von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und vom Evangelischen Missionswerk bezahlt – gilt der Lehrtätigkeit an einem überkonfessionellen theologischen College in Harare. Dort ist er als "Director of the Lutheran Houses of Studies" auch verantwortlich für die Weiterbildung junger Kollegen und verwaltet eine kleine Bibliothek mit theologischer Literatur in Englisch. Verständigungssprachen sind Englisch oder Schona. Seine Gemeinde sei interkulturell, sagt Edinger. Im Kirchenvorstand sind zwei Deutsche, zwei Tansanier und je drei Angehörige der Volksgruppen der Schona und der Ndebele. Davon kann sich Ende des Jahres auch der pfälzische Oberkirchenrat Gottfried Müller ein Bild machen. Der für das theologische Personal bei der Evangelischen Kirche der Pfalz zuständige Dezernent begleitet am ersten Advent eine Abordnung der EKD zur Visitation nach Simbabwe.
Von der Kornkammer Afrikas Anfang der 80er Jahre zum zweitärmsten Land des Schwarzen Kontinents: Elke und Klaus-Peter Edinger – das Ehepaar hat drei Kinder, die älteste Tochter lebt in Johannesburg in Südafrika, die beiden anderen Kinder in der Pfalz – bezeichnen die Zustände in dem von Präsident Robert Mugabe regierten Simbabwe als mitunter "katastrophal". Daran habe auch die Fußballweltmeisterschaft im benachbarten Südafrika nicht viel ändern können. Als vor einigen Jahren die politische Situation zu eskalieren drohte, harrten Edingers dennoch aus. Mehr noch: Sie bauten unter schwierigsten Umständen eine Hilfsorganisation auf und beherbergten und versorgten Hunderte von Flüchtlingen und von Hunger betroffene Menschen.
Hinweis: Aufgrund der großen Hungersnot in Simbabwe bittet Pfarrer Edinger um Spenden an die Evangelisch Lutherische Gemeinde deutscher Sprache in Simbabwe, EKK Kassel, BLZ 52060410 Kontonummer 4650.
"Im Gottesdienst singen die Menschen, dass die Kirche bebt"
"Im Gottesdienst singen die Menschen, dass die Kirche bebt"
Seit drei Jahren betreut der Pfälzer Pfarrer Klaus-Peter Edinger die Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Harare, Hauptstadt des afrikanischen Landes Simbabwe. Seine Frau Elke kümmert sich unter anderem um die Musik in der Kirchengemeinde.
