Krankenhäuser: Personalmangel wird zum Dauerproblem

Krankenhäuser: Personalmangel wird zum Dauerproblem
Der Personalmangel bei Pflegekräften ist in den Krankenhäusern zu einem Dauerproblem geworden und verschlechtert zusehends die Versorgung der Patienten.

Der Mangel an Pflegekräften ist in den Krankenhäusern zu einem Dauerproblem geworden und verschlechtert zusehends die Versorgung der Patienten. Zu diesem Ergebnis kommt das "Pflege-Thermometer 2009", die jüngste Untersuchung des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (dip), die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Demnach sind Mängel in der Pflege nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und der Berufsverband für Pflegeberufe nannten die Studie alarmierend.

Vier von fünf Pflegekräften geben an, dass sie in den zurückliegenden sieben Arbeitstagen Mängel bei der Pflege und Betreuung von Patienten nicht ausschließen konnten. Mehr als die Hälfte der Krankenschwestern spricht von Fehlern selbst bei Kerntätigkeiten wie Verbandwechseln oder Medikamentengaben. Vor drei Jahren, als für das "Pflege-Thermometer 2007" Pflegedienstleitungen befragt worden waren, seien die Ergebnisse noch nicht so schlecht gewesen, so die dip-Studie.

50.000 Vollzeitstellen eingespart

Seit 1995 ist in den Kliniken jede siebte Pflegestelle eingespart worden, obwohl die Zahl der Patienten um zwölf Prozent stieg. Das entspricht 50.000 Vollzeitstellen oder rund 14 Prozent aller Stellen. Das ärztliche Personal wurde im selben Zeitraum um 26 Prozent aufgestockt. Die Personalkosten für Ärzte schnellten seit 2002 um ein Drittel in die Höhe, die Pflege hingegen musste sparen. Die Lohnkosten liegen heute bundesweit um 50 Millionen Euro unter den Ausgaben 2002. Neun von zehn Krankenschwestern finden ihren Lohn zu niedrig.

Der Studie zufolge ist der Personalabbau in den beiden vergangenen Jahren indes gestoppt worden. Allerdings wirke sich das von Ex-Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) aufgelegte Sonderprogramm noch nicht aus, das bis 2013 zur Einstellung von 17.000 zusätzlichen Pflegekräften führen soll. 2008 sind 1.800 Stellen neu besetzt worden, was einem Personalzuwachs von 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr oder weniger als einer Stelle pro Klinik gleichkommt.

Zur Hoffnung auf Verbesserungen bestehe wenig Anlass, erklärte einer der Autoren der Studie, Michael Isfort. "Das macht uns massive Sorgen." Der massive Stellenabbau hat die Jüngeren getroffen. 2014 wird der Studie zufolge mehr als die Hälfte der Krankenschwestern über 50 sein. Die Kliniken unternähmen praktisch nichts, um sie im Beruf zu halten, so Isfort. Krankschreibungen und Frühverrentungen seien die Folge. Jeder zehnte Ausbildungsplatz ist der Studie zufolge gestrichen worden.

Arbeitsmarkt ist leer

Der Arbeitsmarkt sei leer gefegt, sagte Isfort. Bundesweit seien nur rund 5.500 arbeitslose Pflegekräfte registriert. Jede vierte Krankenschwester wolle wegen der Überlastung ihre Arbeitszeit reduzieren, nur jede zweite glaube, bis zur Rente durchzuhalten. Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten ist zwischen 2000 und 2008 bereits von 35 auf 46 Prozent gestiegen.

Die dip-Studie beruht auf der bisher größten zusammenhängenden Befragung von rund 10.000 Pflegekräften. Sie ist nach Angaben des Instituts gleichwohl nicht repräsentativ. So lassen die Daten keine Vergleiche zu zwischen der Situation in Ost- und Westdeutschland, verschiedenen Krankenhausträgern und über mögliche Unterschiede zwischen den Bundesländern.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di forderte Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) auf zu handeln. Die Zustände in den Kliniken seien trotz härtester und engagierter Arbeit der Pflegekräfte alarmierend. Der Berufsverband für Pflegeberufe erklärte, der Pflegenotstand sei da. Die Pflege im Krankenhaus werde kaputtgespart. Geld für die Pflege sei angeblich nicht da, wohl aber für unreguliert hohe Arzneimittelausgaben, Bürokratie, Fehlversorgung und hohe Tarifzuwächse bei den Ärzten, kritisierte der Verband.

epd