Kirchengemeinden müssen auf Kollekte verzichten

Klingelbeutel in der reformierten Kirche Emlichheim
© epd-bild / Gerold Meppelink
Wo keine Gläubigen in den Kirchenbänken sitzenwegen der Corona-Krise, kann auch kein Klingelbeutel kreisen.
Kirchengemeinden müssen auf Kollekte verzichten
Wo keine Gläubigen in den Kirchenbänken sitzen, kann auch kein Klingelbeutel kreisen. Daher sammeln viele Kirchengemeinden derzeit deutlich weniger Kollekte ein als sonst. Möglichkeiten zur Online-Kollekte könnten die Lücke füllen.

Der Klingelbeutel ist eine der letzten Bastionen des Bargelds. Bargeldlose Kollekte - damit haben sich zwar einige Kirchengemeinden in den vergangenen Jahren schon beschäftigt, doch durchgesetzt hat sich das bislang nicht. Jetzt, da wegen der Corona-Pandemie die Gottesdienste fast in allen Gemeinden im Internet gestreamt werden, fällt auch die sonntägliche Spendensammlung in den Kirchenbänken aus. Dadurch fehle Geld in erheblichem Umfang, sagt Jens-Peter Iven, Pressesprecher der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Die meisten Gemeinden sammeln Geld für eigene Projekte, ebenso wie für Projekte im Kirchenkreis, in der jeweiligen Landeskirche, der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) oder der weltweiten Ökumene. "Das trifft naturgemäß alle Projekte schwer, die ausschließlich oder weitgehend von Kollekten und Spenden leben", sagt Iven.

Andere Probleme noch im Vordergrund

Jede Landeskirche veröffentlicht für ihre Gemeinden einen Kollektenplan, doch die meisten Gemeinden sammeln zwei Kollekten. Das Spendenziel für die zweite Kollekte bestimmen die Gemeinden dann selbst. Am Ostersonntag soll in der rheinischen Kirche zum Beispiel für die kirchliche Hilfsorganisation "Brot für die Welt" gesammelt werden. Die katholischen Bistümer bitten am kommenden Sonntag, dem Palmsonntag, um Spenden für die Christen im Heiligen Land. Wegen der Corona-Pandemie blicken die Bischöfe auf die Folgen der ausfallenden Sammlungen, heißt es in einer von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz veröffentlichten Mitteilung.

Viele evangelische und katholische Gemeinden haben für das Problem der wegfallenden Kollekte noch keine Lösung gefunden, weil sie derzeit mit der Lösung anderer drängender Probleme im Gemeindeleben beschäftigt sind. So meldete etwa die größte evangelische Landeskirche Hannover zurück, man habe im Blick, welche Kollektenziele von den ausgefallenen Gottesdiensten betroffen sind. "Wenn wieder Normalität eingekehrt ist, werden wir überlegen, ob irgendwo eine Hilfsbedürftigkeit durch ausfallende Kollekten entstanden ist", sagt Pressesprecher Johannes Neukirch.

Online-Kollekte im Rheinland

Die Auferstehungskirchengemeinde Duisburg-Süd hatte eine kreative Idee. Die Gemeinde übernimmt bis auf weiteres sonntags anstelle der Gottesdienstbesucher die Kollekte mit 200 Euro und bittet dafür um Unterstützung durch Spenden. "Das ist eine tolle, pfiffige Idee", sagt Pressesprecher Iven.

Die rheinische Kirche profitiert derzeit von der Möglichkeit zur Online-Kollekte, die es dort seit vergangenem Jahr gibt. Auf einer von der Bank für Kirche und Diakonie eingerichteten Internetseite kann sie für den jeweiligen Sonntag Spenden sammeln. Nutzer können über den Online-Bezahldienst PayPal spenden - aber auch Lastschrift oder Kreditkarten werden als Zahlungsmethode akzeptiert. "Den Gemeinden, die ihre Sonntagsgottesdienste streamen, empfehlen wir die Verlinkung im Stream zu dieser Möglichkeit", sagt Iven.

Viele wird es hart treffen

Doch nicht alle Gottesdienstbesucher haben Online-Banking. Einige Kirchengemeinden im Rheinland überlegen daher, im Livestream gleich entsprechende Kontonummern einzublenden. So auch im Pfarrbezirk von Pfarrer Oliver Ploch aus Bonn-Bad Godesberg. Für ihn ist klar, dass der Kollekten-Ausfall viele kirchliche Hilfswerke oder Organisationen und Initiativen hart treffen wird. "Viele rechnen mit ihren Kollekten", sagt Ploch. "Wir kommunizieren allerdings, dass sich niemand durch Besuche an einem Überweisungsterminal oder am Bankschalter in Gefahr bringen soll."

Neben Geldspenden oder Kollekten sei im Moment die gegenseitige Unterstützung und Nachbarschaftshilfe wesentlich. "Ich bin sicher, dass wir uns auch auf die Großzügigkeit der Gemeinde verlassen können, wenn wir wieder normal Gottesdienst feiern können", sagt der Pfarrer. An einem Sonntag kommen in der Godesberger Christuskirche regelmäßig etwa 1000 Euro Kollekte zusammen. Mehrere hundert Menschen besuchen den Gottesdienst. Die Gemeinde hat für den Neubau der Orgel 400.000 Euro zusätzlich zu den Kollekten gesammelt. Ploch: "Ich bin sicher, dass diejenigen, die ohnehin gerne spenden, das während und auch nach der Corona-Krise weiterhin tun werden, auch wenn die wirtschaftliche Situation für uns alle ungewiss ist."