"Ohne Helferinnen und Helfer ist ein Kirchentag nicht machbar"

Kirchentagshelfer vor dem Eröffnungsgottesdienst des evangelischen Kirchentags in Stuttgart im Jahr 2015.
Foto: epd-bild/Thomas Lohnes
Kirchentagshelfer vor dem Eröffnungsgottesdienst des evangelischen Kirchentags in Stuttgart im Jahr 2015.
"Ohne Helferinnen und Helfer ist ein Kirchentag nicht machbar"
Helfen beim Kirchentag macht offenbar süchtig - jedenfalls sind viele jugendliche und auch ältere Helfende alle zwei Jahre wieder gern mit dabei. Für den Deutschen Evangelischen Kirchentag vom 24.-28. Mai 2017 in Berlin und Wittenberg sucht der Leiter der Helferdienste, Neals Nowitzki, diesmal noch mehr Leute als sonst.

Der Deutsche Evangelische Kirchentag braucht nächstes Jahr 8000 statt 5000 Helferinnen und Helfer. Warum so viele?

Neals Nowitzki: Ganz einfach: Wir feiern 500 Jahre Reformation und haben uns, zusammen mit unseren Kollegen von r2017, ein bisschen mehr ausgedacht als nur einen Kirchentag in Berlin. Ende Mai finden zeitgleich sechs weitere kleinere Kirchentage in Leipzig, Magdeburg, Erfurt, Jena/ Weimar, Dessau-Roßlau und Halle/Eisleben – das sind die so genannten "Kirchentage auf dem Weg" – und als Abschluss der gemeinsamen Woche noch das Festwochenende in Wittenberg. Um all diese Orte passend bespielen zu können, um für Sicherheit zu sorgen und dafür, dass sich die Teilnehmenden wohl fühlen, brauchen wir einfach ein paar mehr Helfende.

Muss man sich für einen Einsatzort entscheiden? Unter Umständen riskiert man ja, Berlin zu verpassen...

Nowitzki: Natürlich ist ein Kirchentag auf dem Weg ein ganz anderes Erlebnis als ein Kirchentag in Berlin – diese Chance bekommt man alle zwei Jahre, immer wieder in einer anderen Stadt. Die Kirchentage auf dem Weg dagegen sind einzigartig, sie gibt es nur zum Reformationsjubiläum und sind dadurch etwas Besonderes. Die Helfenden müssen sich für eine Stadt entscheiden, in der sie helfen wollen. Aber alle haben zusätzlich die Option am Festwochenende in Wittenberg mit anzupacken.

Fürchten Sie, gerade für die kleineren "Kirchentage auf dem Weg" nicht genügend Helfende zu finden?

Nowitzki: Die Herausforderung bei den "Kirchentagen auf dem Weg" ist: Sie sind neu, sie haben ein sehr zielgerichtetes Programm und sind kleiner. Aber die große Chance ist: Man kann direkt aus der Region heraus seine Stadt unterstützen. Und darauf setzen wir, dass wir Leute aus den Regionen gewinnen.

Wie kommt der Kirchentag normalerweise an seine 5000 Helferinnen und Helfer heran?

Nowitzki: Viele sind der Helferszene eng verbunden und melden sich immer wieder zum Helfen an. Das sind vor allem Jugendliche und junge Erwachsene aus den Pfadfinderverbänden und aus der Bündischen Jugend. Für sie ist es einfach selbstverständlich: Man ist alle zwei Jahre auf dem Kirchentag. Darüber hinaus haben wir einige weitere Jugendverbände und auch katholische Kolleginnen und Kollegen, die uns unterstützen. Die fragen schon nach: "Wann geht's denn wieder los?"

Suchen und werben Sie online und mit Hilfe von Sozialen Medien?

Nowitzki: Ja, wir haben unsere Facebookseite "Helfen beim Kirchentag" und ganz neu unseren Twitteraccount @helfen2017 und natürlich unsere Homepage, auf der immer alle Informationen zu finden sind. Wir haben eine Helferhotline, wo man uns montags bis freitags von 9-18 Uhr erreichen kann (030-400339-246). Damit bieten wir viele Plattformen an. Seit diesem Mal haben wir auch eine Online-Anmeldung für alle Helferinnen und Helfer.

Wer ist als Helferin oder Helfer geeignet? Wie alt sollte man sein und was sollte man können?

Nowitzki: Alle sind geeignet, von jung bis alt. Ab 16 Jahren kann man mit einer Gruppe dabei sein, wenn man eine volljährige Gruppenleitung hat. Wer als Einzelperson helfen möchte, muss volljährig sein. Mitbringen sollte man Spontanität, Flexibilität, Motivation, den Mut und den Willen sich auf etwas Neues einzulassen, auch vielleicht neue Fähigkeiten an sich zu entdecken – das bietet der Kirchentag durch seine verschiedenen Helferaufgaben.

Gibt es auch manchmal ältere Helfende, im Rentenalter zum Beispiel?

Nowitzki: Bei uns helfen sehr viele engagierte Menschen, egal ob jung oder schon ein wenig älter. Viele von ihnen haben schon Kirchentage als Helferin oder Helfer miterlebt, da war ich selbst noch nicht geboren, ich bin Jahrgang '87. Es melden sich auch immer ältere Einzelhelfende aus der Region bei uns an. Sie finden es spitze, dass der Kirchentag bei ihnen quasi vor der Haustür stattfindet und mit ihrem Wissen über die Region helfen sie uns echt weiter. Diese Personen setzen wir sehr gerne als Infohelfende oder in unserer Fahrbereitschaft ein.

"Ein spezielles und großes Einsatzgebiet wird die Logistik am Berliner Südkreuz sein"

Gibt es nächstes Jahr zu diesem besonderen Kirchentag Spezialaufgaben – neben den üblichen Dingen wie Ordnerdienste, Schals verkaufen, Papphocker falten?

Nowitzki: Wir haben ja einen Kirchentag in Berlin und sechs "Kirchentage auf dem Weg". Überall sind Teilnehmende und Helfende, die danach zum gemeinsamen Festwochenende in Wittenberg zusammenkommen, um am Sonntag den großen Festgottesdient vor den Toren der Stadt zu feiern. Und hier bieten wir den Helferinnen und Helfern auf jeden Fall auch neue und spannende Aufgaben. Ein spezielles und großes Einsatzgebiet wird die Logistik am Berliner Südkreuz sein: Besucher müssen gelenkt werden und sie können ihr Gepäck abgeben. Hier benötigen wir viele Helfende, die für Ordnung und Struktur sorgen, damit alle Teilnehmenden aus Berlin zum Festgottesdienst kommen.

Bekommen Helfende eigentlich Lohn für ihre Arbeit?

Nowitzki: Es ist generell eine ehrenamtliche Tätigkeit. Sie bekommen den Helferausweis, der gleichzeitig eine Dauerkarte und ÖPNV-Ticket ist. Wir bieten ihnen Vollverpflegung und Unterbringung, die berühmte Helfermotivation – zum Beispiel Schokoriegel – in der Pause oder Orte, die wir gestalten, wie das Helfercafé. Wir geben uns Mühe, dass es den Helfenden so gut geht, wie es nur möglich ist. Als Erkennungszeichen für den Einsatz und auch als Erinnerung bekommen sie das Halstuch mit der Aufschrift "Ich helfe" und als Dankeschön ein T-Shirt. Außerdem auch ganz viel Dankbarkeit, denn ohne die Helferinnen und Helfer als starke Stütze ist ein Kirchentag einfach nicht machbar.