Fernseh-Vorschau für die Woche: "Gott und die Welt", "Pfleger" und "Der grausame Gott?"

Fernseh-Vorschau für die Woche: "Gott und die Welt", "Pfleger" und "Der grausame Gott?"
Evangelisch.de blickt auf die Fernsehwoche - wo lohnt sich das Einschalten im Fernsehen vom 5. bis zum 11. September?

5.9., ARD, 20.15 Uhr: "Chuzpe – Klops braucht der Mensch!"

Die ARD macht Dieter Hallervorden mit dieser Komödie über einen alten Mann, der nicht einfach auf den Tod warten will, ein wunderbares Geburtstagsgeschenk: Edek Rotwachs hat den Holocaust überlebt und ist seinerzeit nach Australien ausgewandet. Nach dem Tod seiner Frau überzeugt ihn seine Tochter (Anja Kling), nach Berlin zurückzukehren. Der agile Edek entpuppt sich allerdings als kaum zu bändigende Herausforderung. Der Titelzusatz klingt nach Klamotte, aber "Chuzpe" ist eine sanfte melancholische Komödie: vorzüglich ausgedacht, wunderbar umgesetzt, auch in den Nebenrollen bestens besetzt und großartig gespielt. Gerade der Kontrast zwischen Edek, der allen Grund dazu hätte, überall nur halbleere Gläser zu sehen, und seiner ständig schwarz sehenden Tochter macht den großen Reiz dieses sympathischen Films aus.

6.9., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Grenzgänge mit Ulrike Kriener"

Ulrike Kriener ist der "Star" der ersten Ausgabe einer Trilogie mit prominenten Schauspielern und Entertainern, die sich sehr persönlichen Lebens- und Wertefragen stellen. Was passiert auf diesen Reisen ins Innere, zu den Ängsten, Hoffnungen und Erkenntnissen von Menschen, die wir sonst nur in ihrer Rolle vom Bildschirm kennen? Schauspielerin Ulrike Kriener ist gläubige Christin, aber sie zweifelt an der katholischen Kirche, an der Institution, die oft so unbarmherzig und zwiespältig gegen ihre eigenen Gläubigen vorgeht. Kriener stellt sich die Frage: Soll ich in der Kirche bleiben? Und wenn nein, wo sind dann die Orte der Zuflucht und Einkehr? Wie und wo kann ich Spiritualität und Glaube leben? Auf der Suche nach Antworten trifft die Schauspielerin einen ehemaligen Freund und Pfarrer, der sein Amt aufgeben musste, nachdem er sich zu seiner Freundin bekannt hatte. Sie wandert auf einem Meditationsweg mit einer Theologin, die weiß, wie man spirituelle Krisen meistert. Und sie entscheidet sich schließlich für eine Auszeit im Lassalle-Haus in der Schweiz, wo Zen-Buddhismus und Christentum gemeinsam gelebt werden.

7.9., ARD, 21.00 Uhr: "Hart aber fair"

Unter der Überschrift "Nieder mit den Ampelmännchen" haben sich Frank Plasbergs Gäste im März mit der These auseinander gesetzt, Deutschland befinde sich im Gleichheitswahn. Kürzlich ist die Sendung aus der Mediathek des WDR entfernt worden. Begründet wurde dies mit dem Hinweis, verschiedene Frauenverbände hätten die Diskussion als unseriös empfunden. Weil die Reaktionen auf die Löschmaßnahme von "Zensur" bis zu "Einknicken vor Lobbygruppen" reichten, hat der Sender die Ausgabe wieder ins Netz gestellt. Nun setzt der Sender noch eins drauf und lässt exakt die gleichen Gäste über exakt das gleiche Thema diskutieren. Ob man wirklich hofft, die Teilnehmer hätten in der Zwischenzeit ihre Ansichten revidiert und würden nun ganz anders argumentieren?

8.9., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Barbaras letzte Reise"

"Heilung aussichtslos!" Mit dieser Prognose muss die 41-jährige Barbara weiterleben. Der Film sie und ihr Umfeld und zeigt, wie sich Familie und Freunde mit dem nahenden Abschied auseinandersetzen. Barbara leidet an einer schweren Erbkrankheit. Für die Söhne (9 und 21) will sie bis zum Ende stark sein. Wie viel Zeit ihr noch bleibt, weiß Barbara M. nicht, aber die will sie nutzen. Ihr großer Wunsch - eine Reise nach Schottland - wird ihr erfüllt. Doch wie kann sich Barbara danach auf den Abschied vom Leben vorbereiten? Die Reise ist eher eine Motivation zum Weiterleben. Die Ärzte geben ihr den Rat, ihr Leben zu ordnen. Im Alltag ist Barbara weiterhin stark, obwohl sie immer kränker wird. Zeitweilig verdrängt sie den Gedanken an einen Abschied, solange ihr Umfeld dies zulässt. Gleichzeitig versucht sie, sich auf ihr Ende vorzubereiten.

8.9., Arte, ab 20.15 Uhr: Themenabend "Putins Propaganda-Krieg"

Arte beschäftigt sich in zwei Filmen und anschließender Diskussion mit den russischen Massenmedien und ihrer Kriegsrhetorik. Autor Stephan Kühnrich richtet mit seiner Dokumentation "Putins Propaganda" um 20.15 Uhr den Blick auf die Hauptakteure im Propaganda-Apparat des Kreml. Exklusive Interviews mit hochrangigen russischen Moderatoren und Publizisten bieten einen Einblick in deren Denkweise und Überzeugungen. Evgeni Izraylits Film "Im Glauben an Putin - Russland und sein Präsident" (21.10 Uhr) ist dagegen eine sehr persönliche Suche nach Antworten auf Fragen, die ihm über die politische Entwicklung seiner Heimat auf der Seele brennen. Er wundert sich, dass eine von außen betrachtet derart plump erscheinende Propaganda überhaupt funktionieren kann und konzentriert sich dabei auf ganz normale Menschen, ohne deren Glauben an die Parolen der Mächtigen das System nicht funktionieren würde.

8.9., Arte, 22.15 Uhr: "Mein Name sei Altmann"

Lyon, 1983: Fast vier Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs schreibt in einer kargen Gefängniszelle ein unverbesserlicher Nazi und Kriegsverbrecher seine Lebensgeschichte auf. Klaus Barbie, der "Schlächter von Lyon", ist an den Ort seiner schlimmsten Verbrechen zurückgebracht worden und wartet auf seinen Prozess. Sein Leben lang ist Barbie Täter geblieben. Nun ermöglichen erstmals freigegebene Akten internationaler Geheimdienste, Ministerien und Behörden die detaillierte Darstellung von Barbies Aktivitäten im Dienst seiner verschiedenen Auftraggeber. Der Dokumentarfilm zeichnet ein neues, schockierendes Bild seiner Rolle im Kalten Krieg.

9.9., ARD, 20.15 Uhr: "Über den Tag hinaus"

Die Tragikomödie mit Horst Sachtleben und Katja Studt ist ein schmerzlich schöner Film über die letzten unbeschwerten Stunden im Leben eines alten Mannes. Autorin Edda Leesch erzählt eine Geschichte, die sich auf unterhaltsame Weise mit großen Gedanken auseinandersetzt: Eine übermüdete Taxifahrerin lässt sich zu einer letzten Fahrt überreden. Sie ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um darüber nachzudenken, warum der doppelt so alte Walter alle Orte abklappert, die in seinem Leben eine entscheidende Rolle gespielt haben. Walter wiederum entlockt Greta ihre Lebensgeschichte und braucht nicht lange, um sich die Gründe für ihre Lebensmüdigkeit zusammenzureimen. Horst Sachtleben und Katja Studt ergänzen sich vortrefflich; die Momente des sich fast widerwillig einstellenden Vertrauens sind ebenso überzeugend gespielt wie die Reibereien.

9.9., Arte, 21.40 Uhr: "Der grausame Gott?"

Der Filmemacher Peter Greenaway und die Künstlerin Saskia Boddeke haben für das Jüdische Museum Berlin ein Ausstellungsprojekt realisiert, das eine der rätselhaftesten Geschichten der Bibel und des Korans aufgreift: die Opferung Isaaks. Darin wird Abraham von Gott befohlen, seinen Sohn Isaak zu opfern, um seine Gottesfurcht unter Beweis zu stellen. Es ist eine verstörende Geschichte, in der ein scheinbar grausamer Gott Blut fordert und dann doch Gnade walten lässt. Eine geradezu gefährliche Geschichte, die viele Fragen aufwirft - darunter eine, die uns aktuell beschäftigt: Wieso sind Menschen bereit, für ihren Glauben zu töten und zu sterben?

10.9., 3sat, 20.15 Uhr: "wissen aktuell: Lebensquell Wasser"

Wasser ist die Quelle allen Lebens und unentbehrlich. Doch Wasser wird zum knappen Gut. Während in vielen Regionen der Erde die Menschen schon heute unter Wassermangel leiden, kann Deutschland noch aus dem Vollen schöpfen. Der Film verdeutlicht, dass es dafür keine Garantie gibt: Auch hierzulande gefährdet zum Beispiel Dünger aus der Landwirtschaft das Grundwasser. Zudem gibt es immer mehr bedrohliche Substanzen, die Kläranlagen mühelos passieren, etwa Medikamente wie Antibiotika und Schmerzmittel. Kaum absehbar sind die Folgen der globalen Verunreinigung durch Plastikpartikel, die sich seit Jahrzehnten in Meeren und Seen anreichern, und die der atomaren Wasserverschmutzung durch radioaktive Abfälle, die auf dem Meeresgrund vor Europa liegen.

11.9., 3sat, 20.15 Uhr: "Pfleger – Opfer des Systems"

Für zu viele Heimbewohner gibt es zu wenig Pfleger. Schon jetzt ist zu spüren, was angesichts der immer älter werdenden Generationen auf uns zukommt. Das Problem: Es entscheiden sich viel zu wenige Menschen für einen Job als Pflegekraft. Der Film geht der Frage nach, warum dieser Beruf so unbeliebt ist. Die Autoren Djamila Benkhelouf und Philipp Kafsack begleiten zwei erfahrene Pflegekräfte bei ihrer Arbeit in einem Haus für an Demenz erkrankte Menschen und bekommen einen intensiven Einblick in diesen emotional und körperlich extrem herausfordernden Beruf. Gleichzeitig stellt die Dokumentation die Praxistauglichkeit der groß angekündigten Pflegereform der Bundesregierung auf den Prüfstand und trifft eine Frau, die Deutschland verlassen hat, weil sie die miserablen Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte hier nicht mehr ertragen hat. Sind die Pfleger Opfer eines völlig veralteten und falsch organisierten Pflegesystems? Und was bringt die Pflegereform tatsächlich?

11.9., Arte, 22.45: "Das Gefängnis – ein Narrenschiff"

In Belgien werden Häftlinge, die von Richtern für unzurechnungsfähig erklärt wurden, in psychiatrischen Abteilungen der Strafanstalten unter Beobachtung gestellt. In diesen Abteilungen gibt es keine Entlassungsdaten, über das Schicksal der Häftlinge bestimmt eine interne Kommission. Die Filmemacher Patrick Lemy und Eric D'Agostino haben im Gefängnis im belgischen Vorst zwei Jahre lang den Alltag von Männern beobachtet, die durch elf gepanzerte Türen von der Außenwelt abgeschnitten sind.