Köhler und Merkel kommen zum Ökumenischen Kirchentag

Köhler und Merkel kommen zum Ökumenischen Kirchentag
Die Prominenz gibt sich beim 2. Ökumenischen Kirchentag in München ein Stelldichein: Neben vielen anderen werden Bundespräsident Horst Köhler und Kanzlerin Angela Merkel erwartet.

Die Veranstalter des großen Christentreffens setzen auf Inhalte. In Zeiten der Krise könne der Kirchentag mit Diskussionen über Gerechtigkeit und Globalisierung Orientierung geben, kündigten die beiden ÖKT-Präsidenten Alois Glück und Eckhard Nagel am Mittwoch in München an. Zu dem Laientreffen vom 12. bis 16. Mai werden weit über 100.000 Dauerteilnehmer erwartet.

Glück und Nagel stellten klar, dass es keine gemeinsame Abendmahlfeier von Katholiken und Protestanten im Kirchentagsprogramm geben werde. Ausdrücklich warnten beide davor, eine Eucharistiefeier im Alleingang außerhalb von offiziellen Veranstaltungen stattfinden zu lassen. Dem sehnlichen Wunsch nach einer "Tischgemeinschaft" will das Laientreffen durch eine orthodoxe Feier nachkommen. Dazu soll nach dem Gottesdienst gesegnetes Brot an 1.000 Tischen in der Innenstadt geteilt werden. Außerdem wird es dort Öl, Wasser und Äpfel geben. Diese "Tischgemeinschaft" werde aber keine gemeinsame Abendmahls- oder Eucharistiefeier sein, so die Kirchentagspräsidenten.

Theologische Vorbehalte überwinden

Vom christlichen Symbol des Tisches erhofft er sich gemeinsam mit seinem katholischen Amtskollegen Glück dennoch neue Bewegung in der Ökumene. Der Ökumenische Kirchentag werde gegenüber den Amtskirchen deutlich machen, dass die theologischen Vorbehalte gegen ein gemeinsames Abendmahl überwunden werden müssen. Trotz bestehender Unterschiede und Positionen könnten die Gläubigen in München aber erleben, dass sie vieles miteinander verbinde, so Nagel.

Köhler und Merkel haben ihr Kommen bereits zugesagt. Zu der Großveranstaltung in München werden außerdem Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sowie Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) und weitere Spitzenpolitiker aus Bund und Ländern erwartet. Das Gesamtprogramm mit rund 3.000 Veranstaltungen wollen die Organisatoren am 10. März vorstellen. Das Laientreffen trägt das biblische Motto "Damit ihr Hoffnung habt".

Käßmann: Ich erwarte nichts vom Papst

Unterdessen ging die Diskussion über den Zustand der Ökumene weiter. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischöfin Margot Käßmann, hatte vor kurzem geäußert, im konfessionellen Dialog erwarte sie von Papst Benedikt XVI. nichts. Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung rief dazu auf, in der Ökumene nichts zu übereilen. Der leitende Geistliche der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, Bischof Gerhard Ulrich, rief die christlichen Kirchen zu mehr gegenseitiger Toleranz auf.

Jung warb mit Blick auf den ÖKT dafür, das unterschiedliche Abendmahlsverständnis von Protestanten und Katholiken zu respektieren. "Für ein gutes ökumenisches Miteinander muss man auch die Unterschiede anerkennen", sagte der evangelische Theologe in Frankfurt am Main. Er warnte davor, in einer "übereilten Aktion" eine gemeinsame Abendmahlsfeier durchzusetzen. Jung, der seit einem Jahr im Amt ist, würdigte die gute Zusammenarbeit mit den beiden katholischen Bistümern Mainz und Limburg. Er habe mit Kardinal Karl Lehmann und Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst gute Gespräche geführt und auch gemeinsame Gottesdienste gefeiert.

Ulrich sagte am Mittwochabend bei der traditionellen ökumenischen Ansgar-Vesper in Hamburg, Toleranz rechne damit, "dass in dem Anderen, dem Fremden die eigene notwendige Ergänzung zu finden sein könnte". Bei aller Uneinigkeit etwa über Kirchenverständnis und Abendmahl verbinde Protestanten, Katholiken und Orthodoxe mehr, als sie trenne. "Wir sind uns selbst und der Welt schuldig, dass wir ein Beispiel geben zur Überwindung der Trennung und des Hasses, des Misstrauens und der Gewalt", so Ulrich. "Die Kirche wird in der Zukunft ökumenisch sein - oder sie wird überhaupt nicht Kirche sein."

Kirchen im Norden erinnern an Ansgar

Mit der Ansgarvesper, dem größten ökumenischen Gottesdienst des Nordens, erinnern Hamburgs Kirchen am Todestag Ansgars (3. Februar 865) an den ersten Bischof der Stadt. Zu Beginn zog neben den Bischöfen eine farbenprächtige Prozession von geistlichen Ritterorden und Kommunitäten in die Kirche ein. Anschließend gab die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Hamburg einen Empfang im Seitenschiff der Kirche.

Ansgar (801 bis 865) war Benediktinermönch und Missionar. Im Jahr 831 wurde der "Apostel des Nordens" zum Bischof geweiht und anschließend mit der Leitung des neu gegründeten Erzbistums Hamburg betraut. In der Hammaburg, der Keimzelle Hamburgs, ließ er eine Marienkirche errichten, die Vorläuferin des 1805 abgerissenen Mariendoms. Die Hauptkirche St. Petri, wo die ökumenische Ansgar-Vesper seit fast 50 Jahren stattfindet, liegt in der Nähe dieses Ortes. Sie beherbergt bis heute ein Bild Ansgars aus dem alten Dom.

epd