Afrikaforscher und Missionar: Ludwig Krapf

Afrikaforscher und Missionar: Ludwig Krapf
Pioniermissionar, Entdecker und Sprachwissenschaftler: Der Schwabe Ludwig Krapf (1810-1881) ist aus der Entdeckungs- und Missionsgeschichte Ostafrikas nicht wegzudenken. Der protestantische Bauernsohn zählt zu den großen Afrikaforschern. Vor 200 Jahren, am 11. Januar 1810, wurde er in Derendingen bei Tübingen geboren.
08.01.2010
Von Hans-Dieter Frauer

Als erster Europäer erblickte er am 3. Dezember 1849 den Mount Kenia, den zweithöchsten Berg des Kontinents. Krapf gab dem Berg in Anlehnung an einheimische Sprachen der Kikuyu und Kamba seinen Namen, der später zum Namen des gesamten Landes wurde. Zuvor, am 11. Mai 1848, hatte bereits sein Landsmann und zeitweiliger Reisegefährte Johannes Rebmann als erster Europäer den Kilimandscharo gesehen, Afrikas höchsten Berg. Rebmann verblüffte die damalige Welt mit seinen lange angezweifelten Berichten über einen schneebedeckten Gipfel unmittelbar am Äquator.

Der Entdecker und seine Missionsarbeit

Ludwig Krapf erforschte bis dahin in Europa völlig unbekannte Landschaften, Völker und Sprachen, um der Mission in Afrika den Weg zu bereiten. Nach dem Theologiestudium reiste der 27-Jährige im Februar 1837 erstmals nach Ostafrika. Dort hat er Tiere und Gewässer, Handelsbeziehungen, Märchen, Mythen und Sprachen dokumentiert und erforscht. Er übersetzte Teile der Bibel in Kisuaheli und legte den Grundstein für Kisuaheli als Verkehrs- und Literatursprache Ostafrikas.

Nahezu jeden Ort überprüfte er auf seine Tauglichkeit als Missionsstation, und er warb für eine Kette von Stationen quer durch Zentralafrika. Sie sollte die eben beginnende Missionsarbeit in Ostafrika mit der bereits bestehenden in Westafrika verbinden und so das weitere Vordringen des Islam nach Süden verhindern. Das Projekt wurde tatsächlich aufgegriffen: Bis 1866 entstanden insgesamt sechs Stationen, die dann allerdings recht schnell wieder aufgegeben wurden.

Krapf hat - wie andere Pioniermissionare seiner Zeit auch - unter schwierigsten Bedingungen gearbeitet: Er wurde mehrmals überfallen und ausgeraubt, war krank, oft dem Tode nahe, und er hat Frau und Kind begraben müssen.

Vater der anglikanischen Kirche in Kenia

1842 erhielt Krapf die Ehrendoktorwürde der Universität Tübingen, weil er seltene äthiopische Handschriften gesammelt hatte. 1855 ließ er sich mit einer nach weiteren strapaziösen Afrikareisen geschwächten Gesundheit im württembergischen Korntal nieder und widmete sich literarischen Arbeiten. 1858 veröffentlichte er ein umfangreiches Buch über seine Forschungen, "Reisen in Ostafrika". Ludwig Krapf starb am 26. November 1881.

In seiner Heimat ist er nur wenig bekannt. In Kenia steht er aber bis heute in hohem Ansehen: Er gilt als Vater der anglikanischen Kirche des Landes, Schulen tragen seinen Namen, es gibt Krapf-Gedenkstätten, und die deutsche Botschaft in der kenianischen Hauptstadt Nairobi residiert im "Ludwig-Krapf-House". 

epd