Auf Krücken: Merkel empfängt Sternsinger im Kanzleramt

Foto: dpa/Bernd Von Jutrczenka
Auf Krücken: Merkel empfängt Sternsinger im Kanzleramt
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) haben am Dienstag 108 Sternsinger aus allen deutschen Bistümern empfangen.

Die als die heiligen drei Könige verkleideten Jungen und Mädchen überbrachten Merkel und Altmaier im Kanzleramt den Segen "Christus mansionem benedicat - Christus segne dieses Haus". Die Bundeskanzlerin begrüßte die Kinder auf Krücken gestützt. Altmaier hatte daher einen Teil des Programms übernommen.

###mehr-artikel###Am Montag war bekannt geworden, dass Merkel sich beim Skifahren im Engadin in der Schweiz verletzt hatte. Die CDU-Parteichefin war beim Langlauf gestürzt und hatte sich eine sogenannte Infraktion, einen unvollständigen Bruch im linken hinteren Beckenring, zugezogen. Viele Termine im In- und Ausland sagte Merkel daher ab.

Altmaier: "Ich war der Balthasar"

Einen Teil des Programms überließ Merkel zunächst ihrem Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU). Dieser begrüßte die 108 Sternsinger aus allen deutschen Bistümern und würdigte ihr Engagement. Sie würden die besten und edelsten Eigenschaften der Menschen zeigen. Nämlich den Einsatz für andere Menschen, sagte Altmaier. Sichtlich berührt gab er zu, in seiner Kindheit im Saarland auch zu den Sternsingern gehört zu haben. "Ich war der Balthasar", sagte der Kanzleramtschef.

Altmaier kam in seiner Auftaktrede schnell auf den Unfall der Kanzlerin zu sprechen. "Ihr wisst, es ist ein kleines Missgeschick passiert", wendete sich Altmaier an die Sternsinger. Die Kanzlerin müsse sich schonen, aber sie wolle den Empfang nicht verpassen. Auch die vielen Journalisten, die gekommen waren, um Merkel das erste Mal nach dem Skiunfall zu sehen, vergaß Altmaier nicht. Er hoffe, dass sie überall verbreiten würden, dass es die Sternsinger gebe.

Während die Kinder "Segen bringen, Segen sein" sangen humpelte Merkel, gestützt auf zwei Krücken, auf die Bühne und mischte sich ohne große Ankündigung unter die Sternsinger. Sie sang kräftig mit und schien auch sonst gut gelaunt. Als das Lied zu Ende war, mühte sie sich die zwei Stufen der Treppe hinab und trat ans Rednerpult.

Merkel: Sternsingen ist wichtiger denn je

Das Engagement der Sternsinger sei wichtiger denn je, sagte Merkel. Es gebe so viele Menschen, denen es an den elementarsten Dingen fehle. "Ihr seid ein Segen für die Welt", hob die Kanzlerin hervor. Sie wolle, dass es allen gut gehe. Dies sei eine "große, große Arbeit". Ihren Unfall erwähnte sie nur in einem Nebensatz. "Ich kann nicht gut stehen, sondern muss mehr liegen", sagte Merkel. Deshalb hätte Altmaier ausnahmsweise einspringen müssen.

###mehr-links### In diesem Jahr hat das Missionswerks "Die Sternsinger" vor allem das Schicksal von Flüchtlingskindern in den Vordergrund gestellt. "Wenn ihr von Flucht und Vertreibung redet, dann ist das etwas, woran sich viele Ältere gut erinnern können", sagte Merkel. Es gelte die Flüchtlinge zu unterstützen. Die Kanzlerin sagte in diesem Zusammenhang ihre Unterstützung für ein Schulprojekt für syrische Flüchtlingskinder im Libanon zu.

Zum Schluss steckte Merkel den Sternsingern aus dem Bistum Görlitz stellvertretend eine Spende in die Sammelbüchse. Dann übergaben die Sternsinger den Segen "Christus mansionem benedicat - Christus segne dieses Haus". Noch während das Lied "Gloria, es ist Sternsingerzeit" erklang, verließ Merkel über einen Seitenausgang das Foyer.

Katholischer Brauch

Seit 1984 besuchen die Sternsinger jedes Jahr Anfang Januar das Kanzleramt. Bei Merkel sind sie zum neunten Mal zu Gast. Bereits am Montag empfing Bundespräsident Joachim Gauck die Sternsinger im Schloss Bellevue. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) will die Sternsinger am Donnerstag im Familienministerium treffen.

Am Sternsingen, einem katholischen Brauch, beteiligen sich alljährlich deutschlandweit Hunderttausende Kinder. Sie ziehen von Haus zu Haus, kennzeichnen die Tür mit Kreide und sammeln dabei Spenden für Projekte vor allem in armen Ländern.