Organspenden: Politik und Experten wollen mehr Kontrollen

Organspenden: Politik und Experten wollen mehr Kontrollen
Mehr Kontrollen und staatliche Aufsicht sollen das Vertrauen in die Transplantationsmedizin in Deutschland wiederherstellen.

Nach einem Spitzentreffen zum Organspende-Skandal sagte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) am Montag in Berlin, Vertreter der Bundesländer könnten schon heute bei Kontrollen mitwirken. Man sei zu dem Ergebnis gekommen, dass Bund und Länder künftig in der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) vertreten sein sollen. Die Stiftung koordiniert die Organspenden in Deutschland.

###mehr-artikel### Bahr hatte alle beteiligten Organisationen, die Spitzenverbände der Krankenkassen, Ärzte und Kliniken sowie Länderminister zu einem Austausch eingeladen. Die Runde verständigte sich unter anderem darauf, die Prüfungskommission der Bundesärztekammer zu verstärken. Die Prüfberichte sollen veröffentlicht werden. Die Kliniken sollen eigene Kontrolleure einsetzen, um die Entscheidungen der Transplantationsmediziner zu prüfen und zu dokumentieren.

Man sei sich einig, dass für mehr Transparenz und Kontrollen "keine neue Superbehörde" notwendig sei, sagte Bahr. Er wandte sich damit gegen Forderungen von Patientenschützern und Kritikern, die Organspende ganz in staatliche Hände zu legen. An diesem Dienstag will sich der Gesundheitsminister mit den Vorsitzenden der Bundestagsfraktionen treffen.

An Kliniken in Regensburg und Göttingen sollen Daten zum Vorteil bestimmter Patienten manipuliert worden sein, die auf ein Spenderorgan warteten. Nach Angaben der Bundesärztekammer hat es in den Jahren 2000 bis 2011 bei Organverpflanzungen insgesamt 31 Verstöße gegen die Richtlinien gegeben, wovon 21 an staatliche Behörden oder andere Institutionen weitergemeldet wurden. Bei 50.700 Transplantationen gab es 119 Auffälligkeiten. Die Erkenntnisse gehen auf Stichproben zurück. Die Bundesärztekammer veröffentlichte den Bericht am Montag, nachdem sie sich zuvor geweigert hatte. Unter den 21 Vorfällen sind auch die Manipulationen am Regensburger Transplantationszentrum. Der Göttinger Fall ist noch nicht dokumentiert.