Kirchentage – Glauben auf Expedition in die Zukunft

Foto: Michael Klug/fotolia
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Kirchentage – Glauben auf Expedition in die Zukunft
Alle zwei Jahre versetzt der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) eine Stadt in den Ausnahmezustand. Besucherinnen und Besucher bevölkern die großen Plätze der Innenstädte - mit Rucksack und buntem Kirchentagsschal, singend und betend. Rund 100.000 Menschen feiern das Fest des Glaubens. Vor allem junge Menschen bestimmen die Atmosphäre der christlichen Großveranstaltung, zu der Gäste aus aller Welt anreisen.

Die Veranstaltungen des Deutschen Evangelischen Kirchentages (DEKT) sind so vielfältig wie das religiöse und gesellschaftliche Leben: die Meditation im kleinen Kreis oder das Konzert auf der Open-Air-Bühne, Diskussionen in Messehallen oder Gemeindehäusern. An den fünf Tagen  zwischen der Eröffnung am Mittwoch und dem Schlussgottesdienst am Sonntag laufen bis zu 3000 Veranstaltungen. 

Forum der Freimütigkeit

Christinnen und Christen mischeKirchentagn sich ein in die Gesellschaft, dafür steht der Kirchentag. Er gibt nicht vor, was richtig oder falsch ist, sondern lädt ein zum offenen, auch streitbaren Dialog – über Grenzen und Gegensätze hinweg. Er ist ein Forum der Freimütigkeit. Kirchentage leben von Gegensätzen: Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Medien und Kirche diskutieren auf Podien, halten Reden oder Bibelarbeiten. Nobelpreisträger wie Muhammad Yunus, Desmond Tutu, der Dalai Lama oder Willy Brandt waren auf Kirchentagen schon zu Gast. Ebenso berichten auch Unbekannte von persönlichen Erfahrungen aus ihrem Alltag. Nichtregierungsorganisationen wie Amnesty International oder Attac stellen ihr Engagement vor, wie auch lokale Initiativen aus Kirche, Gesellschaft und Entwicklungshilfe.

Der Deutsche Evangelische Kirchentag ist weder eine rein deutsche noch eine nur evangelische Veranstaltung. Er bringt regelmäßig Menschen aus aller Welt, unterschiedlichen Konfessionen und Religionen zusammen. Damit trägt er nicht nur zur Ökumene, sondern auch zur Völkerverständigung bei.

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Gelebte und gefeierte Ökumene

In Berlin haben 2003 erstmals Christen und Christinnen unterschiedlicher Bekenntnisse einen ökumenischen Kirchentag gefeiert. 2010 fand in München der 2. Ökumenischen Kirchentag unter dem Motto "Damit ihr Hoffnung habt" haben statt. Eingeladen haben die beiden Laienorganisationen, der DEKT und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) in enger Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland (ACK).

Die Anfänge des Kirchentages reichen zurück in die Jugendtage der Bundesrepublik. 1949 gründete Reinold von Thadden-Trieglaff mit Freunden die Bewegung in Hannover. Nach dem Bau der Berliner Mauer trennten sich die Wege in Ost und West: Neben Deutschen Evangelischen Kirchentagen entstand der Evangelische Kirchentag in der DDR. Zwei Jahre nach der Wende fanden beide Bewegungen wieder zusammen und haben eine neue gemeinsame Ordnung verabschiedet. Wichtig geblieben, durch die Jahrzehnte, ist eine Unabhängigkeit von der Amtskirche und ein christlicher Glaube, der Frömmigkeit mit Verantwortung für Gesellschaft und Welt vereint.

Kirchentag wächst von unten

Die Vorbereitung eines Kirchentages dauert rund eineinhalb Jahre und er wächst von unten: Fast die Hälfte der Besucher – das sind mehr als 40.000 Menschen – gestalten das Programm mit. Und für alle Gremien gilt: Mindestens die Hälfte der Mitglieder sollen Menschen sein, die nicht hauptberuflich in der Kirche tätig sind. Die Webseite kirchentag.de bietet einen Überblick über das Programm des jeweils aktuellen Kirchentages, wie auch einen Rückblick auf das des zurückliegenden.

Rechtsträger des Kirchentages ist der "Verein zur Förderung des Deutschen Evangelischen Kirchentages e.V." mit Sitz in Fulda. Dort entsteht im Zentralen Büro das inhaltliche Konzept. Eine Geschäftsstelle in der jeweiligen Kirchentagsstadt leistet dann die organisatorische Vorbereitung – sie wandert mit den Kirchentagen. So versetzt der Kirchentag vom 1. bis 5. Mai 2013 wieder eine Stadt in den Ausnahmezustand: Der 34. Deutsche Evangelische Kirchentag steigt vom 1. bis 5. Mai 2013 in Hamburg unter dem Motto "Soviel Du brauchst".