Zwei orthodoxe Rabbiner ordiniert

Zwei orthodoxe Rabbiner ordiniert
Bei der Ordinationsfeier für zwei orthodoxe Rabbiner in Berlin warnte der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, davor, sich dem Zeitgeist anzupassen und Moderne mit Beliebigkeit zu verwechseln.

In Würzburg sind am Montag zwei junge Männer als orthodoxe Rabbiner ordiniert worden. Shlomo Aminov und Jakov Pertsovsky haben am 2009 wiedereröffneten Berliner Rabbinerseminar studiert. Bei der Feier im Gemeindezentrum "Shalom Europa" warnte der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, vor einer falsch verstandenen Moderne im Judentum. Schuster bewirbt sich Ende November um das Amt des Zentralrats-Präsidenten. An der nichtöffentlichen Ordinationsfeier nahm auch der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, teil.

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Schuster sagte, modern bedeute nicht, "sich einem vermeintlichen Zeitgeist zu unterwerfen. Modern bedeutet nicht, sich bedingungslos der Mehrheit anzupassen". Er erinnerte an die Beschneidungsdebatte vor zwei Jahren, als manche Kritiker den Juden hätten weismachen wollen, dass ein modernes Judentum die Beschneidung abschaffen könne. Modern sein, ohne willkürlich zu werden, "das geht überhaupt nur mit festen Wurzeln", ergänzte der Würzburger Mediziner.

Auch Lauder betonte die Bedeutung jüdischer Bildung für junge Juden. Seine Stiftung erreiche zwar Tausende Kinder jährlich, Hunderte würden täglich in Schulen und Kindergärten seiner Stiftung unterrichtet, sagte Lauder, der extra zur Rabbinerordination nach Deutschland gereist ist. "Aber so lange es junge Juden gibt, die an Orten aufwachsen, an denen jüdische Bildung nicht so leicht zu erhalten ist, können wir niemals sagen: es genügt!" Zu den beiden Absolventen des Berliner Rabbinerseminars sagte Lauder: "Wir erwarten große Dinge von euch, macht uns stolz!"

Der 1989 in Usbekistan geborene Shlomo Aminov wird künftig als Gemeinderabbiner in Bonn tätig sein, der 1986 in der Ukraine geborene Jakov Pertsovsky in der Jüdischen Gemeinde Chemnitz. Aminov sagte nach der Feier, er sei vor nicht allzu langer Zeit als Einwandererkind mit seinen Eltern aus der früheren Sowjetunion nach Leipzig gekommen. Er habe sich zwar "dem Judentum sehr nahe" gefühlt, "aber ich wusste nur sehr wenig" darüber. In der dortigen Gemeinde habe er einen Mann getroffen, der ihn inspiriert habe: "Er veränderte mein Leben". Sein Ziel als Rabbiner sei es, diese Inspiration weiterzugeben.

Der Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner, Pinchas Goldschmidt, sagte, auch wenn die Ordination nichtöffentlich und nur für geladene Gäste gewesen sei, so sei sie doch "alles andere als ein privater stiller Moment". Sie zeige, dass das Judentum in Deutschland den "brutalsten Angriff der menschlichen Geschichte überlebt" und auch eine neue Vitalität erreicht habe. "Deutsche Juden sind kein Museumsartefakt oder eine bestimmte Gattung in einem Zoo", ergänzte der Moskauer Oberrabbiner.