Warum Muslime, Christen und Juden fasten

Ein Mann verteilt Essen an viele Menschen die an Tischen auf der Strasse sitzen
epd-bild/Peter Juelich
Öffentliches Fastenbrechen zum Ende des Fastenmonats Ramadan im Bahnhofsviertel in Frankfurt am Main.
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Warum Muslime, Christen und Juden fasten
Der muslimische Fastenmonat Ramadan endet am 9. April. Das Ende der christlichen Fastenzeit an Ostern liegt eine Woche zurück, und Ende April feiern Jüd:innen Pessach-Fest. Welche Gemeinsamkeiten gibt es bei den Fasten- und Festzeiten der Religionen?

Der muslimische Fastenmonat Ramadan geht nun zu Ende. Am 9. April wird das Fest des Fastenbrechens (arabisch: ʿīd ul-fiṭr) gefeiert, türkisch auch Zuckerfest (Şeker Bayramı) genannt. Die Kinder werden mit Süßigkeiten beschenkt und neu eingekleidet. Man besucht Familienangehörige, Freund:innen und auch die Gräber der Verstorbenen. Insgesamt gilt, dass Menschen in dieser Zeit besonders freundlich miteinander umgehen und sich auf Gott und ihre religiösen Pflichten besinnen sollen.

Die wichtigsten christlichen Fastenzeiten sind die Adventszeit als innere Vorbereitung auf Weihnachten sowie die sieben Wochen vor Ostern, um das Leben und Leiden Jesu bis zur Kreuzigung zu bedenken. Diese sogenannte "Passionszeit" mündet im Osterfest, dem Fest der Auferstehung Jesu und des neuen Lebens. Hierin liegt die christliche Hoffnung begründet, dass Gottes Zuwendung mich auch durch Zeiten von Schmerz und Trauer zu tragen vermag: Kreuz und Leiden haben nicht das letzte Wort!

Fastenzeiten gibt es in nahezu allen Religionen. Die Gründe für das Fasten sind ähnlich. Wie im Ramadan geht es während der christlichen Fastenzeiten um die innere Reinigung, die Ausrichtung auf Gott. Es ist eine Zeit, um Haltungen einzuüben, die dem Leben Halt geben. Das Leben verlangsamt sich, der Mensch kommt mehr mit sich selbst in Berührung, übt Verzicht, um frei zu werden von unnötigem Ballast.

Für Muslim:innen ist der Fastenmonat Ramadan eine besonders gnadenvolle Zeit, ein Monat der Geduld, der Versöhnung und der Befreiung, an dem Gott das heilige Buch, den Koran, zur Rechtleitung für die Menschen herabgesandt hat.

Die Schwachen im Blick

Er ist geprägt von Gastfreundschaft und den Almosen für die Armen. Das Fasten dient der Ehre Gottes und lässt den Einzelnen in besonderer Weise die Gemeinschaft aller Gläubigen erleben. Der Ramadan soll davon geprägt sein, den sozialen Zusammenhalt zu fördern, Frieden mit den Nachbarn zu suchen, sich miteinander zu versöhnen und besonders an sozial Schwächere zu denken und sie zu unterstützen. Es ist daher ein guter Brauch, andere im Ramadan zum Iftar, zum abendlichen Fastenbrechen, einzuladen und gemeinschaftlich zu beten und zu essen.

Und kaum sind Ramadan und Ostern als zentrale Festzeiten von Christentum und Islam vorüber, feiern Ende April Jüdinnen und Juden in aller Welt das Pessach-Fest: Sie erinnern sich an Pessach an den Auszug des Volkes Israel aus der Knechtschaft in Ägypten, feiern den "Überschritt" (das meint die hebräische Wurzel "passach") von Sklaverei zur Freiheit, vom Tod zum Leben. Gott wird treu zu seinem Bund mit seinem Volk stehen und es nicht aufgeben. Ein in der aktuellen Situation fast trotziges Hoffnungszeichen inmitten der erlebten Erschütterungen der letzten Monate.

Allen drei Religionen gemeinsam sind die ethischen Verpflichtungen gegenüber Benachteiligten in der Gesellschaft. So betont auch die Tora die soziale Verantwortung, die mit dem Auszug aus Ägypten verknüpft ist: "Erinnere dich, dass du ein Knecht in Ägypten gewesen bist, halte den Schabbat und bedrücke nicht den Schwachen." Fasten- und Festzeiten laden ein, sich an Gottes Barmherzigkeit zu orientieren und sich entsprechend gemeinsam mutig für eine friedlichere und gerechtere Welt zu engagieren.