Autor:innen kritisieren "feige Institutionen"

Die österreichische Schriftstellerin Eva Menasse am Rednerpult in der Frankfurter Paulskirche.
© epd-Bild/Heike Lyding
Institutionen in Deutschland setzen nach Ansicht der Schriftstellerin Eva Menasse autoritären Angriffen nicht mehr genug Widerstand entgegen (Archivbild).
Frankfurter Buchmesse
Autor:innen kritisieren "feige Institutionen"
Öffentliches Einknicken vor autoritären Angriffen haben Schriftsteller:innen auf einem Podium bei der Frankfurter Buchmesse kritisiert. Ein Beispiel sei die verschobene Preisverleihung an die palästinensische Autorin Adania Shibli.

Institutionen in Deutschland setzen nach Ansicht der Schriftstellerin Eva Menasse autoritären Angriffen nicht mehr genug Widerstand entgegen. Sie gäben zu schnell auf, sagte Menasse bei der Podiumsdiskussion "Autoritäre Strategien und demokratische Resilienz" auf der Buchmesse in Frankfurt am Main.

Menasse nannte als Beispiele die Verschiebung der Verleihung des LiBeraturpreises an die palästinensische Autorin Adania Shibli, die ursprünglich am 20.10. auf der Buchmesse geplant war, sowie die Absetzung von Podien durch Universitäten infolge von Empörung wegen Personen, die dort sprechen sollten. "Was ich in den vergangenen Jahren gesehen habe, war Feigheit von Institutionen", kritisierte Menasse.

"Sie wollen uns teilen in Wir und Die", beschrieb Menasse die aus ihrer Sicht zentrale Strategie autoritärer Kräfte. Eine weitere Strategie sei, viele verschiedene, sich auch teilweise widersprechende Informationen zu streuen. Das habe in vielen Menschen das Gefühl von Unsicherheit verstärkt.

Der Autor Ilija Trojanow warnte, Regierungen und Parteien mit autoritären Tendenzen versuchten derzeit, ihre Propaganda in ihren Gesellschaften dauerhaft zu verankern. Die indische Hindu-Partei BJP etwa lasse ihre Ideologie in Schulen und Universitäten in Lehrinhalte einfließen. Die Gefahr bestehe, dass sie als Realität akzeptiert würden, selbst wenn die Partei irgendwann einmal abgewählt werde.

Trojanow betonte die zentrale Rolle der Kultur als Schutz gegen solche autoritären Strategien und beklagte, dass derzeit an der Kultur gespart werde. Beispiel sei die geplante Schließung mehrerer Goethe-Institute weltweit. Um Menschen aufzuklären, brauche man Geld.

Der Gründer der norwegischen Diskussionsplattform "World Expression Forum", Kristenn Einarsson, sprach von falschen Prioritäten in der Verteidigung gegen autoritäre Angriffe. "Die Nato-Staaten geben so viel Geld aus für die Verteidigung nach außen", sagte er, "aber so wenig Geld für die Verteidigung nach innen, die in der Kultur besteht".