TV-Tipp: "Harter Brocken: Der Waffendeal"

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22. Juli, ARD, 20:15 Uhr
TV-Tipp: "Harter Brocken: Der Waffendeal"
Provinzpolizist Frank Koops würde gern die friedliche Beschaulichkeit seiner Heimat im Harz genießen, aber das Dorf St. Andreasberg wird regelmäßig vom Verbrechen heimgesucht; und diese Eindringlinge sind stets von der hartgesottensten Sorte. Zum Glück ist der von Aljoscha Stadelmann sehr entspannt verkörperte Dorfsheriff ziemlich clever und außerdem nicht allein.

Im Grunde funktioniert die ARD-Filmreihe "Harter Brocken" nach dem Schema des Komödienklassikers "Und täglich grüßt das Murmeltier". In Anlehnung an den Episodentitel einer Horrorfilmserie aus den Achtzigern könnte man auch feststellen "Und wieder ist Freitag der 13.", denn das Muster ist stets das gleiche.

Mit den vereinten Kräften von Kollegin Mette Vogt (Anna Fischer) aus dem Nachbardorf und seinem besten Freund, dem Postboten Heiner Kelzenberg (Moritz Führmann), gelingt es Dorfsheriff Frank Koops regelmäßig, die Kriminellen zur Strecke zu bringen. Meist mischt auch noch jemand vom BKA oder vom LKA mit. Oft sind die Gäste starke Frauen, bei denen Koops aber nicht immer sicher sein kann, ob sie auf der richtigen Seite stehen.

An dieser Handlungsvorlage orientiert sich auch der vor zwei Jahren erstmals ausgestrahlte sechste Film der Reihe, "Der Waffendeal". Diesmal wird der Polizist mit einer Rockerbande aus Hannover konfrontiert. Koops kennt den Anführer aus gemeinsamen Kindheitsjahren. Andy (Nicki von Tempelhoff) war allseits beliebt, weil er die Mofas der Dorfjugend frisiert hat. Jetzt will "Mofa-Andy" am ganz großen Rad drehen und einem Berliner Mafia-Boss eine Wagenladung Waffen verkaufen.

Als Koops und Andy das erste Mal im Wald wieder aufeinander treffen, sucht der Polizist seinen Kumpel Heiko, mit dem er eine feuchtfröhliche Nacht auf einem Hochsitz verbracht hat. Heiko hat seinen Scheidungstermin vergessen und läuft Andy über den Weg, als der gerade einen Verräter (Aurel Manthei) liquidieren will; das rettet dem Mann zwar das Leben, aber dafür landet nun Heiko im bereits ausgehobenen Grab. Als Koops auftaucht, kommt der vermeintliche Maulwurf ein zweites Mal davon; und jetzt geht die Geschichte erst richtig los. 

Natürlich spitzt sich der weitere Verlauf der Handlung immer mehr zum Zweikampf zwischen dem tapferen Polizisten und dem Rockerchef zu; Nicki von Tempelhoff hat das nötige Format, um diesen Mann glaubwürdig zu verkörpern. Eine gewisse Spannung resultiert zudem aus der Frage, wer denn nun tatsächlich der Verräter ist. Andys Freundin (Kim Riedle) gibt sich gegenüber Koops als Undercover-Ermittlerin des BKA aus, verfolgt aber offenbar eine eigene Mission, weshalb er nicht weiß, ob er ihr wirklich trauen kann. Schließlich mischt noch eine weitere und ähnlich undurchschaubare BKA-Kollegin (Hanna Plaß) mit. Außerdem wird der Polizist wieder mal angeschossen und scheint am Ende gemeinsam mit Heiner dem Tode geweiht. 

Das Drehbuch stammt erstmals nicht vom Reihenschöpfer und dreifachen Grimme-Preisträger Holger Karsten Schmidt. Niels Holle hat Schmidt schon des Öfteren bei "Nord bei Nordwest" vertreten und weiß daher, wie die Geschichten des Meisters funktionieren, aber für Anke Winschewski ist das Thriller-Genre Neuland; sie hatte zuvor Episoden für Serien wie "Jenny – echt gerecht" (RTL) oder "Tiere bis unters Dach" und "Familie Dr. Kleist" (ARD) geschrieben. Das Duo hat Schmidts Tonfall allerdings perfekt getroffen. Neben kleinen Missgeschicken am Rande sind gerade die immer wieder unerwartet und entsprechend verblüffend komischen Dialoge sehr witzig, zumal Heiner und Mette selbst in Gefahr und größter Not über Beziehung und Schwangerschaft diskutieren. 

Regie führte Markus Sehr, der auch die vierte Episode ("Der Geheimcode", 2019) inszeniert hat. Der Regisseur hat seine Karriere vor Jahren mit der sehenswerten skurrilen Kinokomödie "Eine Insel namens Udo" (2011, mit Kurt Krömer) begonnen. Seine Arbeiten für die ZDF-Krimireihe "Friesland" waren zwar kaum der Rede wert, aber die beiden Filme mit Fritzi Haberlandt als redselige Kommissarin in den beiden "Mord geht immer"-Episoden hatten was.

"Harter Brocken" ist natürlich von ganz anderem Kaliber, schließlich sind die Geschichten, in denen es abgesehen von den drei Einheimischen meist nicht viele Überlebende gibt, aller zwischenzeitlichen Heiterkeit zum Trotz knallharte Thriller. Sehr hat aber schon bei seiner ersten Arbeit für die Reihe eine ausgezeichnete Mischung gefunden. Die Bildgestaltung (Paul Pieck) ist ohnehin exquisit; gerade die Aufnahmen der urwüchsigen Landschaft im Nebel sind sehr eindrucksvoll. Die Musik (Tobias Wagner, Justin Michael la Vallee) rundet den Film zu einem mehr als sehenswerten Krimi ab.